Gestern Abend habe ich meiner Gastmutter gesagt, dass ich meinen Aufenthalt hier in England um fünf Monate verkürzen werde. Anstatt im Dezember nur für Weihnachten nach Hause zu fliegen, werde ich dort bleiben und nicht nochmal zurück kommen. Jedenfalls nicht als Au Pair.
Diese Entscheidung hat überhaupt nichts mit meiner Gastfamilie zu tun! Meine Gastmutter ist unglaublich lieb, sie sorgt sich um mich (weil ich seit verdammten drei Wochen krank bin und es so aussieht, als würde mein Zustand sich in nächster Zeit auch nicht verbessern) und hat es total gut aufgenommen, dass ich schon in zwei Monaten nach Hause gehen werde. Meine Gastkinder sind zuckersüß, vor allem die Mädels haben mich richtig gerne und der Junge hat sich, nachdem ich vor zwei Tagen so genervt von ihm war, dass ich ihn auf sein Zimmer geschickt habe, bei mir für sein nerviges Verhalten, dämliche Kommentare und seine Ungehorsamkeit entschuldigt. Seitdem ist es ein bisschen leichter, alle drei zu handhaben, aber es ist trotzdem noch zu viel für mich.
Ich komme kaum runter, bin durchgängig gestresst, selbst wenn meine Kinder für sechs Stunden täglich in der Schule sind und glaube, dass meine Erkältung deshalb auch nicht weggeht. Wenn meine Familie nächste Woche nicht in den Urlaub fahren würde, wüsste ich glaube ich nicht, wie ich die restliche Zeit bis Weihnachten überleben sollte, denn ich brauche diese Ruhe so dringend. Es ist so konzentrationserfordernd, sich um drei Kinder gleichzeitig zu kümmern, insbesondere wenn sie gleichzeitig alle etwas von dir wollen. Im schlimmsten Fall stehe ich dabei noch in der Küche und koche gerade, was ich natürlich auch nicht außer Acht lassen kann. Dann sind da die Hausaufgaben, die drei Mal wöchentlich fällig sind- jedenfalls für die Großen. Die haben allen Ernstes einen Stundenplan für die Dinge, die sie Montags, Mittwochs und Freitags aufbekommen und es ist für deren Alter so viel! Als ich 7/8 Jahre alt war, musste ich vielleicht mal ein Bild malen oder so; auf jeden Fall fühlt es sich so an, und meine Kinder gehen auf eine Ganztagesschule bis halb vier, haben dann noch haufenweise Hausaufgaben zu machen und danach ist schon fast Schlafenszeit. Und trotzdem ist es so ermüdend, stressig, anstrengend, kopfschmerzenverursachend, etc...
Seit ich hier bin, hat mir die ganze Au Pair Arbeit nur für einen sehr kurzen Moment echt Spaß gemacht. Anfangs hatte ich krasses Heimweh und nur in der Zeit, nach dem das endlich aufgehrt hat und ich mich eingelebt habe, hatte ich um die zwei Wochen, in denen es gut war. Seitdem leide ich unter diesem ganzen Stress, was man vermutlich auch schon aus meinen ganzen anderen Einträgen herausfiltern kann. Die Momente, die mir wirklich gut gefallen, sind die, wenn ich mich mit anderen Au Pairs treffe, denn da kann ich einfach mal abschalten. Wenn ich nämlich zu Hause bleibe, könnte ich andauernd putzen, weil hier einfach nur Chaos herrscht.
Ich habe mir wirklich Zeit genommen, um über meine Entscheidung nachzudenken, aber mit jedem weiteren Tag wird mir deutlicher, dass ich fast mein gesamtes, freies Jahr nicht hier und unter diesen Umständen verbringen möchte. Meine Mutter ist der Meinung, dass es eine blöde Entscheidung ist, weil sie denkt, ich würde zu schnell aufgeben, aber ich sage ihr immer wieder, dass ich am liebsten jetzt schon nach Hause fliegen würde. Dementsprechend ist es für mich kein Aufgeben. Es ist eine Erfahrung. Eine Gute. Denn im Leben wird nicht alles einfach so verlaufen, wie ich es gerne hätte und schon gar nicht wird es stressfrei sein. Aber wenigstens dann ist Bett gehen zu können und Ruhe zu haben, wenn man es braucht, brauche ich um überleben zu können und das bekomme ich hier einfach nicht.
Wahrscheinlich werde ich, anstatt im neuen Jahr weiter als Au Pair zu arbeiten, reisen. Vielleicht durch Autralien mit meiner Freundin, denn eigentlich ist das das, was ich von Anfang an wollte. Ich habe mich nur nicht getraut, alleine ein fremdes Land zu erkunden. Deshalb habe ich mich letztendlich für Au Pair entschieden, weil man immer ein Dach über dem Kopf hat und Leute, an die man sich in Notfällen wenden kann, denn beim reisen kann doch so einiges schief laufen. Und eigentlich wollte ich sowieso von Anfang an nach Australien. Keine Ahnung, wie ich also hier in England gelandet bin, denn außer One Direction reizt mich an dem Land nicht sonderlich viel und deren Bekanntschaft habe ich leider bis jetzt noch nicht gemacht ;p
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English Experiences
DiversosEine Art Reisetagebuch über meine Zeit in England als Au Pair.