Und Action! [Shindy FF]

Blicke

"UND CUT!", rief ich, sodass es durch die ganze Kirche hallte.

Unsere beiden Star-Rapper hatten sich extra für den Dreh umgezogen. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, gefiel mir dieser Shindy vom Äußeren her. Vom Inneren erschien er mir als prolliger Macho, was sich bald darauf auch bestätigte.

"So Mittagspause.", meinte ich und wandte mich dann zu Tony, der gerade dabei war Einstellungen für die nächste Szene zu machen. "Das gilt auch für dich, Tony.", sagte ich zu ihm und stellte mich neben ihn.

"Ja... Gleich.", erwiderte er ohne den Blick von dem Monitor zu nehmen. "Joyce? Lieber die Aufnahme bei dem nächsten Part von unten oder von oben?".

"Warte, ich gucke mal, was geplant ist.", erklärte ich und holte rasch die Mappe von einem der Klappstühle, die wir mitgebracht hatten. Flink blätterte ich darin herum, bis ich die nächste Szene fand. "Also, geplant ist die Perspektive von unten. Die Kamera soll sich dabei von rechts nach links verschieben. Etwa vier Meter.".

Tony antwortete nur mit einem Daumen nach oben.
Als ich die Mappe wieder auf einen der Klappstühle legen wollte, erhaschte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung und sah auf.

Shindy kam mit lockerem Gang auf mich zu. Sein Blick, der auf mir heftete, hatte eine seltsame Mischung aus Selbstbewusstsein, Begierde und Arroganz.

"Ey Süße, kannst du mir sagen wo ich hier um die Ecke 'nen Kiosk finde?", fragte er.

Süße? Dein Ernst?!

"Mein Name ist nicht Süße, verstanden?", sagte ich im strengen Ton.

Auf Shindys Gesicht breitete sich nur ein breites, belustigtes Grinsen aus. Seine gierigen Augen wanderten an mir herab und wieder hinauf.

Hast du sie nicht mehr alle, Arschloch?!

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an. Dies schien ihn allerdings nicht zu irritieren.

"Gibst du mir jetzt 'ne Antwort, oder was?", fragte er mit diesem dümmlichen Grinsen im Gesicht, sodass ich ihm an liebsten einen Kinnharken gegeben hätte.

"Wieso gehst du nicht einfach raus und suchst ihn? Da ist die Tür.", meinte ich zuckersüß und deutete mit einem Lächeln in Richtung Ausgang. Indem wandte ich mich von ihm ab und ging wieder zu Tony zurück, der von Mattes Gesellschaft bekommen hatte. Beide hatten uns scheinbar mit strenger Miene beobachtet. Als ich bei ihnen ankamen, fielen ihre Blicke erst zu mir und dann zu Shindy und wieder zu mir zurück.

"Was wollte der?", fragte mich Mattes ernst.

Ich schüttelte mit dem Kopf.

"Nichts. Ist schon okay.", entgegnete ich.

"Das sah aber nicht nach nichts aus.", erwiderte Tony. "Was hat er gemacht?... Wir können ihn sofort rausschmeißen, wenn er dich anmacht.".

Meine beiden starken Männer.

Deshalb liebte ich die beiden so. Tony war wie ein Vater und Mattes wie ein Bruder für mich. Nichts wäre ich ohne sie gewesen.

"Nein, das ist nicht nötig.", antwortete ich und hob abwehrend die Hände.

"Mir passt es aber nicht wie er dich anstarrt.", sagte Mattes, während sein dunkler Blick auf etwas hinter mir gerichtet war.

Ich drehte mich um und sah, dass Shindy am Eingang der Kirche stand und mich genau beobachtete. Dieser Blick ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Ich konnte allerdings nicht genau sagen, ob es wegen Unbehagen war.

"Mir auch nicht.", stimmte Tony zu und nickte. "Aber wenigstens ist der Dreh bald vorbei und dann sehen wir den nie wieder.".