Schicksal, der Hurensohn!

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"Eigentlich solltest du ja noch im Bett liegen.", meinte ich trocken, als ich die Mappen mit den ganzen Dokumenten der Filmproduktionen in die neuen Regale einsortierte, die neu angebracht worden waren.

"Ja, ja.", schniefte Liam ohne von dem Laptop aufzusehen.

Unglaublich, dass er schon wieder arbeiten wollte. Ich hatte versucht ihm das auszureden, doch er hatte etwas von einem "wichtigen Termin" erzählt und meinte, dass er diesen nicht verschieben könnte. Weiter hatte ich nicht nachgeharkt.

"Und noch einmal danke, dass du deinen freien Tag opferst.", meinte er mit rauer, kratziger Stimme.

Ich schob die letzte Mappe in das Regal und drehte mich dann zu ihm um.

"Kein Problem.", entgegnete ich. "Wofür hat man Geschwister?".

Indem ging ich zu ihm hinüber und richtete meinen Blick auf den Bildschirm.

Nicht der schon wieder!

Konzentriert sah sich Liam das Musikvideo von unseren beiden "Starrappern" an. Dabei runzelte er leicht die Stirn, was er immer tat, wenn er sich auf etwas konzentrierte.

Mitten im Video stoppte er es und ließ sich mit seinem Bürostuhl ein Stück nach hinten rollen.

"Du hast gute Arbeit geleistet, Schwesterherz.", lobte mich Liam und sah mit seinen hellbraunen Augen zu mir hinauf.

Unglaublich wie sehr er unserem verstorbenen Vater ähnelte. Die Gesichtszüge waren beinahe identisch. Auch die Augen hatte er von ihm. Das dunkelbraune Haar stammte allerdings von unserer Mum.

"Mach ich das nicht immer?", fragte ich mit gespielter Arroganz.

Liam lächelte und wandte sich dann wieder an den Laptop, um das Musikvideo zu minimieren. Im selben Moment klopfte es an der Bürotür.

"Ahhh.", meinte Liam. "Sie sind pünktlich... HEREIN!".

Wer ist pünktlich? Mit wem hat er einen Termin?

Indem öffnete sich die Tür.

OH NEIN!

Wie erstarrt glotzte ich auf Bushido und Shindy, die nacheinander das Büro betraten.
Als Michael die Tür schloss und sich dann wieder umdrehte, fiel sein Blick auf mich. Die Zeit schien stillzustehen. Wie in Zeitlupe ging er auf den Schreibtisch zu, hinter dem ich mich mit meinem Bruder befand.

Ich nahm ein Geräusch von Weitem war. Es war als wäre ich in Watte gepackt. Meinen Blick konnte ich von diesen dunkelbraunen Welpenaugen nicht lösen, die mich genau fixierten.

Plötzlich weckte mich ein leichter Stoß in die Seite aus meiner Trance. Ich zuckte zusammen und riss mich von Michaels Blick los.

"Hm?", machte ich verwirrt und starrte runter zu Liam der mit den Augen auf Bushido deutete.

Ich folgte seinem Blick und musste peinlich berührt feststellen, dass er mir schon recht lange die Hand hingehalten haben muss.

"Ähm... Guten Tag.", stammelte ich schnell, setzte ein Lächeln auf und schüttelte dem belustigten Rapper die Hand.

Daraufhin grüßte Michael Liam ebenfalls mit einem Händedruck.

Oh nein, gleich kommt er zu mir. Scheiße! Was soll ich tun? Was soll ich tun?

Michael wandte sich von Liam ab und trat dann einen Schritt nach links um mich zu begrüßen. Seine flache Hand streckte er aus. Sie schwebte in der Luft.

"Frau Zimmermann.", grüßte er mich knapp und verzog dabei keine Miene.

Jetzt musst du ihm die Hand geben.

Ich räusperte mich. Dann umschloss meine Hand seine.

Wie schön warm und weich seine Hände sind!

"Herr Schindler.", erwiderte ich so tonlos wie er und schüttelte seine Hand.

Etwas zu lange sahen wir uns in die Augen, das schien auch Michael zu bemerken, denn er löste sich mit einem Ruck von mir und blickte dann entschlossen zu seinem Labelboss hinauf, der derweil schon mit Liam gesprochen hatte.

"Also hier-.", sagte Liam und drehte den Laptop um, sodass die beiden auf den Bildschirm gucken konnten "ist das fertige Video.".

Ich wollte nicht abwarten bis sie darüber redeten. Das konnte ich auch nicht. Nicht wenn Michael Schindler dabei war und mich an das kleine "Missgeschick" im Supermarkt erinnerte.

"Ich... ähm... ich gehe dann mal.", meinte ich zu Liam, der überrascht aufsah.

"Hast du noch was vor?", fragte er mich verwundert.

"Ich.. ähm... ja. Mir ist gerade was eingefallen. Es... es ist dringend.", stammelte ich mit dem Seitenblick zu Michael.

"Okay.", entgegnete Liam. "Dann sehen wir uns später irgendwann.".

"Ja.".

Mit einem Ruck löste ich mich von der Stelle, schnappte mir in Windeseile meine Handtasche und meine Winterjacke und stürmte förmlich aus dem Gebäude heraus.

Und Action! [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt