Schlaflos

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Berlin, Ende Juli

POV Lukas

Wir waren mittlerweile wieder in Berlin angekommen. Ich wusste, dass der Tag kommen würde, wo ich wieder zurück nach Berlin musste und Timi nach Bielefeld. Es war das Ende der Tour und die Trauer überkam mich als ich Timi zum Bahnhof brachte. Wir hatten uns richtig verliebt. Irgendwie stimmte alles zwischen uns Zweien. Tim hatte seine Ledertasche in der einen Hand, eine Zigarette in der anderen. Heute trug er wieder mal Hut und eine Sonnenbrille. Auch wenn er nicht ganz so gerne seine Gefühle zeigte, wusste ich, dass jeder Schritt zum Gleis ihm schwerer fiel als der davor. Als wir an seinem Zuggleis ankamen, stellte er die Tasche ab und drehte sich zu mir.

„Ich werde dich vermissen", sagte er mir mit unterdrücktem Schluchzen.

„Ich..." zu mehr kam ich nicht, denn meine Stimme begann zu stocken und eine Träne nach der anderen kullerte meine Wangen herunter.

„Nicht!", sagte mein Freund und strich meinen Tränen weg. Ich drückte ihn an mich und wir blieben in einer innigen Umarmung mehrere Minuten lang. Tim drückte mich langsam weg; ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn lange. Als wir uns voneinander trennten, mussten wir lachen - wir würden uns eh in ein paar Wochen wieder sehen! Es gab doch Skype, WhatsApp etc und wir stellten uns so an, als würde der andere in den Krieg ziehen. Zugegebenermaßen gaben wir schon eine schöne Show ab. Ich dachte gar nicht daran, dass wir hier in Berlin waren, wo man uns oder zumindest mich kannte. Generell hatten wir noch gar nicht darüber geredet, wie wir unsere Beziehung offenbaren sollten. Weder, wie wir es Basti, Sudden und Vortex sagen würden, noch unseren Familien. Und am Wichtigsten war: wie würden wir es unseren Fans sagen? Sollten wir das überhaupt tun? Oder eher alles im Dunklen lassen?

„Schatz, ich muss los." Ich schaute auf Timi runter und küsste seine Stirn.

„Ich...liebe dich", gestand ich ihm, zum ersten Mal. Er schaute mich erstaunt an.

„Ich liebe dich auch", antwortete er nach einer kurzen Pause und küsste mich nochmal innig, bevor er seine Tasche nahm und in den Zug stieg.

POV Timi

Ich setzte mich ans Fenster und schaute raus, bis sich Lukas und der Bahnhof entfernten. Eine unendliche und mir bis jetzt unbekannte Traurigkeit überkam mich. Ich setzte schnell meine Sonnenbrille auf und setzte meine Kopfhörer auf. Ich scrollte durch meine Musik und entschloss mich, die Musik meines Freundes anzuhören. Trauerfeierlied passte am besten. Ich dachte an unsere Zeit im Hotelzimmer und musste lächeln. Wir hatten ein paar schöne Nächte auf der Tour miteinander verbracht. Ich war ehrlich gesagt erstaunt, dass es bis jetzt noch keiner gemerkt hatte. Wir machten zwar schon seit Längerem auf der Bühne rum, aber seit ein paar Monaten war es mehr als nur Show. Ich hätte nie gedacht, dass ich Gefühle für Lukas entwickeln würde. Aber eigentlich dachte ich schon seit Monaten über ihn nach. Schon vor der Tour hatte ich gewisse Träume, die mich anfangs erschreckten und jetzt Sinn machten.

L: ich hoffe du kommst gut zuhause an. Ich werd dich vermissen, mein Schatz!

Ich freute mich sehr über diese Nachricht und kam mir ziemlich dämlich vor: die anderen Zuggäste mussten ja denken, ich sei ein emotionales Wrack. Ich schickte ihm ein Foto von mir mit einem küssenden Smiley und lehnte mich zurück.

In Bielefeld

Bevor ich nachhause konnte, musste ich noch Heisenberg und Gustavo bei Marcel abholen. Er war so nett und kümmerte sich immer um die beiden, wenn ich weg war. Ich nahm den Bus vom Bahnhof zu Marcel und klingelte an der Tür, nicht ohne vorher mein Gesicht zu checken - ich wollte ja nicht verheult bei ihm ankommen...auch wenn wir uns lange kannten, war ich mir nicht sicher, wie er auf meine neu-gefundene sexuelle Orientierung reagieren würde. Aber ich musste es ihm sagen - das schuldete ich ihm schon. Was Basti und Sudden betraf - da war ich mir gar nicht so sicher.

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