Was blind, ich bin geistig behindert vor Liebe!

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POV Lukas

Ich wohnte nun schon seit ein paar Monaten bei Tim und hatte immernoch nicht ganz das Gefühl, als würde ich auch hier leben. Klar, meine Gitarren standen rum, die Goldplatten waren an den Wänden und meine eigenen Schubladen hatte ich auch. Jedoch fehlte irgendwas. Ich ging im Haus herum und merkte, dass die gesamte Einrichtung etwas lieblos war, die Küche muste renoviert werden, das Bad auch und irgendwie fehlte unserem Schlafzimmer mein eigener Touch. Ich ging ins Wohnzimmer, wo Tim auf der Couch saß und irgendwas auf einem Papier rumkritzelte.

„Was hälst du von der Einrichtung hier?" Er schaute mich fragend an.

„Was meinst du?"

„Wir brauchen irgendwas." Meine Augen weiteten sich.

„Komm, lass uns zu Ikea gehen!" Als ich Tim's unbeeindruckten Gesichtsausdruck sah, fuhr ich fort:

„Ach bitte! Nur einen Tag....nur ein paar Stunden." Ich gab ihm meinen besten Hundeblick. Er rollte die Augen.

„Was sollen wir denn da? Duftkerzen kaufen? Komm, schwuler geht's echt nicht!" Ich ließ enttäuscht den Kopf hängen.

„Nein...ich wollte eigentlich die Küche und das Bad erneuern..."

„Und das willst du jetzt machen?" Er schaute mich ungläubig an.

„Ja, schon...ich bezahl's ja auch!"

„Sowas höre ich doch gerne! Na, dann los." Tim gab mir einen Klaps auf den Arsch und packte seinen Geldbeutel. Das ging ja einfach.

Wenig später

„Mann, Lukas, wir sind schon seit zwei Stunden hier! Jetzt entscheid dich mal für ne Küche!" Tim fuhr sich entnervt über sein müdes Gesicht. Ich hatte aber auch in jeder Abteilung anhalten müssen – dass ich ihm das antat, war schon etwas gemein.

„Liebling, du verstehst das nicht! Das muss man gut aussuchen. Schau mal, die hier hat einen tollen Herd aber die Schubladen..." ich öffnete eine der Küchenschubladen und ließ sie sich von selber schließen.

„...die gehen nicht...ähh...geschmeidig genug zu."

„Soso, du suchst nach etwas geschmeidigem also..." Tim drückte sich gegen mich. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Hals. Sofort fing mein Herz an, schneller zu schlagen und meine Hände wurden schwitzig.

„Tim...du..." Er fing an, meinen Hals zu küssen – er wusste, wie mich das wahnsinnig machte. Ich fing an, schneller zu Atmen.

„Chrrm, chrrm." Ein älterer Herr räusperte sich auffällig hinter uns und Tim ließ von mir ab. Der Mann schüttelte den Kopf und murmelte etwas von wegen „Unter Hitler wäre das nicht passiert". Tim und ich schmunzelten uns gegenseitig an.

„Tja, dafür schlafen wir noch miteinander während Ihre Frau Ihnen wahrscheinlich nicht mal im Dunkeln einen blasen würde!" Der Mann schaute Tim schockiert an und ging empört weg. Mein Freund nahm meine Hand und küsste mich, bevor wir uns endlich weiter auf den Weg durch die restlichen Deko-Küchen machten.

Ein paar Monate später, November

POV Vortex

Ich saß im Auto auf dem Weg zu Lukas und Tim's Haus. Die beiden hatten alle eingeladen, da sie angeblich wichtige Nachrichten hatten. Ich war mir überhaupt nicht sicher, was das heißen sollte. Entweder, sie würden ein Kind adoptieren, heiraten, ein neues Album rausbringen oder es war irgendetwas dermaßen ereignisloses, dass ich es bereuen würde, hierher zu kommen. Ich fuhr in die Einfahrt ein und sah schon Basti's Prollo-Porsche vor dem Haus. Als ich im Haus ankam, hatten sich alle schon versammelt: Basti natürlich, Sudden, Skinny, Massimo. Es war eine Veranstaltung mit signifikantem Männerüberschuss.

„So, da jetzt alle da sind, können wir es euch ja sagen", meinte Lukas.

„Was kommt denn jetzt noch? Nach so langer Zeit und dass ich extra hierher gefahren bin, will ich schon was richtig geiles hören, ihr Hundefickers!" Basti trank einen Schluck von seinem Bier.

„Also, wir haben...das Haus neu renoviert, die Küche und das Bad vor allem und sind richtig glücklich!" erklärte Lukas der Runde, die ihn ungläubig und schweigend ansah. Und sonst so? War ich dafür echt hierher gefahren? Ich schaute Sudden an, der die Schultern zuckte.

„Schön für euch, kann ich jetzt gehen?" meinte Skinny unbeeindruckt. Lukas schaute Tim leicht panisch an.

„Nein, wir wollten euch das alles halt zeigen, weil...weil es halt gut aussieht." Lukas ging in die Küche, die anderen folgten ihm zögerlich, bis auf Tim und mir.

„Meint ihr das jetzt ernsthaft? Ihr wollt uns eure Deko-Kompetenzen zeigen? Du verarscht mich doch!" Tim biss sich auf die Lippe.

„Nein, also eigentlich wollte...ich...ich wollte Lukas einen Heiratsantrag machen. Und hab ihn dann unter dem Vorwand, wir müssten allen die neuen Renovierungen zeigen, euch hierher einladen lassen." Tim schaute etwas betrübt auf den Boden. Ich schlug ihm auf die Schulter und meinte:

„Geil! Warum machst du dann nicht? Jetzt sind alle schon in der Küche, was irgendwie etwas...unromantisch ist."

„Ja, ich wollte halt...dass alle da sind. Ist das nicht zu kitschig?" Er fummelte in der Hosentasche rum.

„Nein, natür....hast du etwa einen Ring gekauft?" Er schaute zu mir hin und holte eine Box mit einem einfachen, silbernen Ring aus der Tasche. Irgendwie kam er mir etwas verzweifelt vor.

„Was ist denn das Problem, Tim?"

„Ich weiß nicht, wie ich das machen soll...soll ich vor ihm knien, wie bei Heteropärchen oder anders oder...keine Ahnung." Er schob seine Brille die Nase hoch. Ich legte meine rechte Hand auf seine Schulter und sah ihm direkt in die Augen.

„Sag's ihm einfach so. Sag ihm, dass du ihn liebst, warum du ihn liebst und warum du ihn heiraten willst. Zeig ihm, dass es dir egal ist, wer hier anwesend ist, dass du willst, dass alle es wissen. Beweise ihm, dass du für ihn da sein wirst, dass du dich um ihn kümmern wirst und dass du ihn lieben wirst, egal was ist. Er muss verstehen, dass du dir das richtig überlegt hast und dass du 100%ig weißt, dass du ihn heiraten willst und ihn....naja, bis an euer Lebensende lieben wirst. Verstehst du, Tim?" Wow. Wo kam das denn jetzt her?

„Igor...ich bin beeindruckt. Ich werd's jetzt machen!" Ich hörte, wie er in die Küche ging und alle ins Wohnzimmer scheuchte. Ich war fast so nervös, wie ich mir vorstellte, dass Timi nervös war. Ich wartete, bis sich alle versammelt hatten und beobachtete, wie Tim den verwirrten Lukas an der Hand nahm und die Mitte zog. Basti war gerade dabei, sich eine Zigarette anzuzünden, hielt jedoch inne.

„Lukas....du bist das wichtigste in meinem Leben. Wir haben so viele gute und schlechte Zeiten miteinander erlebt – wir haben eine wichtige Freundschaft, die ich nie verlieren will, und wir führen eine wundervolle Beziehung. Ich habe noch nie jemanden so geliebt, wie ich dich liebe und kann mich als glücklichsten Mann in der Welt schätzen, dass ich mein Leben mit dir teilen darf." Lukas starrte ihn an. Er schien zu wissen, was nun kommen würde.

„Lukas, ich liebe dich." Tim kniete sich vor seinen Freund hin und holte den Ring aus der Tasche.

„Willst du mich heiraten?"

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Titel: Wer Weiß – Alligatoah

Sorry, dass ich jetzt erst ein neues Kapitel hochlade – hab in letzter Zeit viel für die Uni machen müssen und bin auch immer ziemlich spät nachhause gekommen.



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