Zwischen Laken und Lügen

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POV Lukas

Tim und ich verbrachten ein paar wunderschöne Tage zusammen in Bielefeld. Wir genossen jeden Moment, jede Stunde, jede Minute. Also wollte ich ihm etwas Gutes tun und stand früh auf, um Frühstück zu machen. Ich küsste meinen Freund, der mittlerweile die ganze Decke geklaut hatte und schaute ihn kurz an. Die Hälfte der Decke lag zwischen seinen Beinen, ein Bein war unter der Decke, das Zweite darauf. Sein Kopf war in das Kissen gequetscht, die Haare zerzaust und der Mund halb offen. Er sah wirklich süß aus.

Heisenberg sprang von seinem Körbchen auf und folgte mir, Gustavo im Schlepptau, in die Küche.

„Na, ihr zwei? Auch Hunger?",fragte ich die Haustiere. Ich holte das Essen für die Tiere raus, füllte deren Näpfchen und machte mich dann an unser Essen, jedoch nicht ohne vorher das Radio anzuschalten. Während ich zu den neuesten Hits – die ich eigentlich ganz schrecklich fand – vor mich hin tanzte, merkte ich nicht, dass jemand die Haustür aufschloss.

„AAHHH! Was zum...??!!", hörte ich eine Frauenstimme kreischen. Ich hätte mich wahrscheinlich nicht umdrehen sollen, da ich in meiner Nacktheit der Frau einen weiteren Schreck einjagte. Ich drehte das Radio aus.

„Was machst du nackt in Timi's Küche?", fragte mich Jennifer, Timi's Ex-Freundin. Ich wurde rot und schnappte mir ein Küchentuch, um das vor mein bestes Stück zu halten, was das Ganze noch lächerlicher machte und starrte auf den Boden.

„Ähhh..."

„Was ist denn hier los? Oh fuck...", fragte ein verschlafener und ebenfalls nackter Timi, der gerade in die Küche schlurfte.

„Tim! Was...was ist hier los?"

„Jennifer, ich...ich kann's dir erklären. Lukas und ich...Moment, wie bist du überhaupt hier reingekommen?" Jennifer,die sich immernoch ihre Hand vor die Augen hielt antwortete genervt:

„Ich hab doch noch deinen Zweitschlüssel und wollte meine Bankunterlagen holen, die ich hier vergessen hatte."

„Mann, wir haben uns vor Ewigkeiten getrennt! Konntest du nicht wannanders vorbeikommen? Oder zumindest erstmal anrufen?" Ich dachte echt, ich sei im falschen Film. Mir war das Ganze total unangenehm, vor allem weil ich ja Jennifer kannte. Überrascht war ich jedoch, wie locker Tim die ganze Situation handelte.

„Nein...Ja...ich weiß nicht. Ich brauch sie halt jetzt! Aber willst du mir vielleicht mal erklären, was hier los ist?" Tim suchte sich seine Boxershorts, die über der Couch lagen, und zog sie an, während ich hilflos nach einem Weg aus der Küche suchte und flüchten konnte, ohne Jennifer meinen Arsch zeigen zu müssen.

„Jetzt setz dich erstmal auf die Couch. Lukas, zieh' dir was an", kommandierte Tim uns rum, doch ich gehorchte ihm – was für eine Wahl hatte ich denn?!

Wenig später

Tim und ich saßen auf der Couch, Jennifer saß uns gegenüber und spielte mit ihrer Tasche rum. Ihr war das Ganze mindestens genauso unangenehm wie mir. Timi rollte sich in seelenruhe einen Joint und zündete ihn an, bis er plötzlich das Wort ergriff.

„Jennifer, Lukas und ich sind uns vor ein paar Monaten näher gekommen. Wir sind...ein Paar."

„Also du bist von einem Tag auf den anderen jetzt schwul oder was?"

„Nein, also ja, nicht ganz...also, irgendwie...keine Ahnung. Es hat sich halt so ergeben."

„Und du wusstest das vorher noch nicht oder wie?" Doch. Er schaute verlegen auf den Boden und ich ergriff seine Hand.

„Jennifer, Tim und ich sind uns auf der Tour näher gekommen. Da war nichts vorher. Es ist einfach so passiert. Ihr wart schon eine Weile getrennt."

„Und ich soll dir glauben? Du...du.." sie sprang auf und deutete auf mich doch kam nie weiter.

„Jetzt beruhig dich mal wieder! Setz dich hin! Da war nichts während wir zusammen waren", Tim betonte den letzten Satz. Jennifer schüttelte nur den Kopf und nahm ihre Tasche.

„Ich hab dir alles zugetraut, Tim, alles Mögliche, aber das...das nicht." Sie stand auf und machte sich auf den Weg zur Haustür. Wie konnte die Frau nur so paranoid sein?

„Ich versteh dein Problem nicht!", rief ihr Tim noch zu, bevor die Tür ins Schloss fiel. Er drehte sich zu mir.

„Das tut mir leid, Luki..."

„Tim, sie hat mich nackt und tanzend in deiner Küche gesehen. Mir ist das echt peinlich. Wieso hat sie überhaupt noch einen Schlüssel?" Tim ging auf mich zu und streichelte meine Wange.

„Das muss dir doch nicht peinlich sein! Im Grunde hat ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz deinen Arsch gesehen, dank deines Albumcovers. Ich wusste nicht, dass sie noch einen Schlüssel hatte. Ich hab ihr den letztes Jahr gegeben und dachte, dass sie nach der Trennung alles verbrannt oder weggeschmissen hatte, was mit uns zu tun hatte." Ich nickte, meine Wangen waren immernoch leicht rot, und küsste Tim.

„Ich wollte dir Frühstück machen aber das ist jetzt irgendwie im Arsch."

„Kein Problem. Machen wir das doch zusammen." Er lächelte mich und holte eine Pfanne aus dem Küchenschrank.

„Pfannkuchen? Spiegeleier?"

„Pfannkuchen!", grinste ich ihn an.

„Jawohl, der Herr", war die Antwort und ich konnte nicht umhin, ihm einen kleinen Klaps auf den Arsch zu geben, bevor ich mich in die Dusche begab.

„Timmäähh liebt dich!", rief er mir noch von der Küche aus zu.

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Titel: Zwischen Laken und Lügen – Jennifer Rostock



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