OK

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POV Timi

Mein neues Album – mein Soloprojekt 2 Zimmer, Küche, Bong - lief erstaunlich gut. Die Fanbox verkaufte sich wie warme Brötchen und das ewig lange Leinwände-malen war auch endlich vorbei. Ich war richtig glücklich. Meine zwei Lieblingssongs Schlaflos in Guantanamo und Hunderttausend Meilen hatten es auf das Album geschafft, ich hatte endlich wieder etwas Kohle und war richtig verliebt – mittlerweile hatte ich mich auch damit abgefunden, dass ich mit einem Mann in einer Beziehung war, und dass das wahrscheinlich meine letzte Beziehung sein würde. Lukas hatte nachgegeben und zog bei mir ein – ein Haus ist doch eh viel schöner als eine Wohnung! Ein Tag bevor Lukas einzog, war ich nochmal alleine zuhause und rauchte meine Bong. Auch wenn ich viel weniger kiffte als vorher, wollte ich es noch einmal ausnützen, dass ich alleine war. Ich lief in der Wohnung umher und blieb in jedem Raum stehen, um den „Single-Vibe" einzunehmen, was eigentlich ziemlich bescheuert war. Viel ändern würde sich eh nichts, sobald Lukas eingezogen war. Klar, es würde wahrscheinlich jeden Tag ein gekochtes Gericht auf dem Tisch stehen, das ganze Haus wäre etwas sauberer und ich würde nicht mehr so alleine sein. Ich konnte auch nicht mehr so viel kiffen – obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich dachte, es störe Lukas, was es eigentlich gar nicht tat. Er mochte es eher nicht, wenn ich andere Drogen nahm. Ich wollte Lukas den Empfang geben, den er verdiente, und kaufte noch mal gehörig ein – nicht nur Lebensmittel, sondern auch essentielle Sachen: Zahnbürsten, Duschgel, Washpulver, Rasierschaum, Gleitgel. Man(n) muss ja erwachsen erscheinen. Als ich mich zufrieden auf dem Sofa gemütlich machte, schaute ich zu meiner Bong rüber. Vielleicht würde Lukas doch mehr mit mir ausprobieren wollen: er bestand zwar immer darauf, dass er keine Drogen nehmen wolle, jedoch würde ich gerne mal auf einem Trip mit ihm sein, und nicht alleine, damit er sich dann später um mich kümmern konnte, wie es schon so oft passiert ist. Die Chemie (haha) zwischen uns beiden war umwerfend: wir konnten nicht die Finger voneinander lassen – vor allem, wenn wir alleine waren. Auch wenn wir manchmal stritten, versöhnten wir uns immer schnell. Außerdem konnte Lukas mir gleich zwei Seiten von sich zeigen, während meine Ex-Freundinnen mich immer nur eine Seite sehen ließen: mal leidenschaftlich, verlangend, vielleicht sogar grob, oder sanft, ruhig, liebend. Mit Lukas konnte ich Arm in Arm auf der Couch liegen und nur kuscheln; gleichzeitig (beziehungsweise danach) konnte ich ihn (oder er mich) gegen die Wand drücken und ficken. Bei uns beiden war weder der eine noch der andere passiv – es war immer abwechselnd, und das gefiel mir besonders an meinem Freund: er hatte so viele Seiten, gute so wie schlechte, und er ließ mich an allen teilhaben.

Ich bereitete alles vor: die Flasche Champagner war im Kühlschrank, die Wohnung war sauber, ein paar Schubladen waren für Lukas geleert und sogar in meinem Büro, also dem Tonstudio, hatte er seinen eigenen Arbeitsplatz. Ich war eigentlich ziemlich stolz auf mich selber. Ich kramte in einer Schublade, wo ich immer mein Weed verstaut habe und fand eine Tüte mit Shrooms. Vielleicht...Vielleicht würde Lukas mit mir Mushrooms nehmen – die waren ja noch ganz harmlos, eigentlich. So was Psychedelisches wäre doch ganz witzig. Vor allem wäre ich ja dabei.

POV Lukas

Ich war total aufgeregt: in einer Stunde würde ich in Bielefeld ankommen, in meinem neuen Zuhause. Komisch, eigentlich. Ich fuhr mit dem Auto nach Bielefeld – so viele Sachen hatte ich gar nicht, außer technisches Zeugs und Gitarren sowie ein paar Bühnenoutfits. Meine Möbel in Berlin hatte ich entweder verkauft oder verschenkt oder meinen Eltern zur Aufbewahrung gegeben; auch wenn es vielleicht etwas vorzeitig war (ich wusste ja nicht,ob das mit dem Zusammenziehen klappen würde), hatte ich nun kein Zuhause mehr in Berlin. Ich drehte die Musik lauter; es war eins von SDPs Liebesliedern, die ich eigentlich ganz gerne mag, da sie nicht ganz so schnulzig waren und ich mich nicht schämen müsste, sollte jemand davon Wind bekommen. Ich schaute aufs Navi: noch eine halbe Stunde. Mein Herz fing an zu klopfen. Irgendwie half es mir, Tim nicht ständig zu sehen: somit freute ich mich umso mehr, ihn wieder zu sehen. Es machte mir etwas Angst, mit diesem Mann zusammen zu ziehen – ich hatte keine Ahnung, wie es sein würde. Würde es so sein, wie auf dem Tourleben? Viel Party, viele Drogen, um 5 ins Bett und bis um 14 Uhr pennen? Oder war er dann doch jemand, der ganz gerne mal zuhause war, mal gerne nichts tat? Und an anderen Tagen gerne mal den ganzen Tag im Studio verbringt, Songs schreibt und aufnimmt?

Ich fuhr in seine Straße ein und den langen Weg durch das Feld entlang, bis ich an seinem – ich meine: unserem – Haus ankam. Tim saß auf dem Balkon und sprang sofort auf, als er mein Auto sah. Dies beruhigte mich und brachte gleichzeitig Schmetterlinge in meinen Bauch. Ich schaltete den Motor aus, atmete tief ein und aus und stieg aus dem Auto, um meinen Freund zu begrüßen. Wir umarmten uns lange und küssten uns. Dieser erste Kuss bescherte mir ein Kribbeln im Bauch.

„Hallo, Schatz", sagte Timi nachdem wir endlich voneinander los ließen. Ich lächelte ihn an.

„Bist du bereit?", war die nächste Frage. Ich nickte und folgte ihm ins Haus, das erstaunlicherweise extrem sauber und aufgeräumt war.

„Hast du etwa sauber gemacht?", grinste ich ihn an. Er zuckte die Schultern mit einem Grinsen seinerseits und nahm meine Hand. Wir gingen sofort ins Schlafzimmer und die Leidenschaft, die ich so vermisst hatte, begann. Ich konnte Tim gar nicht schnell genug die ganzen Klamotten vom Leib reißen – ich war dermaßen erregt und aufgeregt und verliebt, dass ich mich beim Gürtelöffnen etwas schwer tat. Tim küsste meinen Nacken während ich seine Hose runterzog und mir wurde ganz wummrig. Ich fühlte mich so, als würde ich gleich einen Schwächeanfall erleiden, wie es so oft in Teeniefilmen porträtiert wird. Ich krallte mich an meinen Freund, der mir mittlerweile einen runterholte.

„Fuck, Tim, wenn du nicht aufhörst, dann wird's hier gleich eine Sauerei geben!" Er grinste mich an, nahm seine Hände von mir und hob sie hoch.

„Ganz aufhören sollst du jetzt auch wieder nicht..." meinte ich leicht schmollend.

„Werd ich schon nicht." Er zog sich komplett aus und ich tat es ihm gleich bevor er mich aufs Bett drückte. Wir schauten uns an, unsere Nasenspitzen berührten sich fast und ich dachte an unser erstes Mal zusammen. Tim küsste mich auf die Nase und packte meine Arme, die er dann sanft über meinem Kopf festhielt, während er meinen Nacken, mein Ohrläppchen, meinen Oberkörper küsste. Die Schmetterlinge hatten sich immernoch nicht verzogen.

Am nächsten Tag

Die erste Nacht im neuen Haus verlief wunderbar: ich schlief gut, und es freute mich, neben Tim aufzuwachen und zu wissen: hier kann ich bleiben, ich muss keinen Zug erwischen, nicht früh aufstehen, um den Stau zu vermeiden. Beim Mittagessen nahm Tim meine Hand.

„Ich wollte dich etwas fragen." Mein Herz fing an zu klopfen. Jetzt schon? Ich schaute ihn an und gab ihm ein Zeichen, weiterzureden.

„Willst du...willst du mit mir Drogen nehmen?" Ich lachte erstmal auf, bis ich in sein Gesicht sah. Er meinte es todernst.

„Was...was denn genau?" Erstmal fragen, bevor ich nein sagen würde. Man wusste ja nie.

„Also, nur...nur Shrooms. Nix Schlimmes! Ich würde nur so gerne einen Trip mit dir erleben." Er schaute mich erwartungsvoll an. Ich überlegte kurz.

„Ok."

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Titel: Ok – Timi Hendrix



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