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Er hörte ein leises Türen klappern und schlurfende Geräusche auf dem Parkett. Blitzschnell hatte er das Buch zur Seite gelegt, in dem er schon den ganzen Tag gelesen hatte und sprang vom Sofa auf. Mit einer geschmeidigen Bewegung rutschte er auf seinen Socken über das Parkett und blieb genau vor ihr am Eingang stehen, um ihre Jacke entgegenzunehmen.

"Wie war dein Tag?"

Fragte er hastig, während er ihre olivfarbene Jacke auf den Kleiderhaken hing.

"Frag nicht! Drei Schienbeinbrüche, davon einer gesplittert, ein ausgekugeltes Hüftgelenk, vier beliebige Fingerbrüche, einige Rippenbrüche und als Krönung noch ein Schädelbasisbruch!"

Raunte Ewa genervt und schlurfte in die Küche. 

"Warum meinen die Leute immer unbedingt kaputt gehen zu müssen?"

"Die Meisten suchen sich das nicht aus. Denk daran wie wir uns kennen gelernt haben"

Zwinkerte er ihr zu.
Genervt kramte sie eine Pfanne aus der Schublade und stellte sie auf den Herd.

"Ja schon, aber warum immer alle an ein und demselben Tag? Als hätten wir nicht schon genug mit einer art Bruch zu tun, nein müssen es gleich 10 verschiedene Arten sein! Nach den vielen Fingerbrüchen war ich so in Routine, dass ich dem Schädelbasisbruch auch beinahe eine Schiene um den Kopf gebunden hätte und ihn wieder nach Hause geschickt hätte... Zum glück kann ich mich davor drücken, die Kittel zu waschen... Hab meine Beatrice untergemogelt"

Erzählte sie weiter, während sie die fertigen Nudeln von gestern mit Paprika und käse in der Panne anbriet.
Scott beobachtete sie dabei genau.
Er hatte sich auf den Hocker hinter ihr gesetzt und lauschte ihrer Stimme.
Es amüsierte ihn, wie sie sich über die Unfälle anderer aufregte. Sie gestikulierte jedesmal sehr ausfällig, wenn sie das tat. Wie sie ihre langen schlanken Finger spreizte und rollte, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen.

Seine rechter Mundwinkel schob sich leicht nach oben und zauberte ein schiefes Lächeln auf sein Gesicht.

"Was gibt es da zu lachen?"

Fuhr sie ihn neckisch an. Konnte jedoch nicht ernst bleiben und grinste anschließend auch.
Sie sah echt schön aus, wenn sie lächelte. Es wirkte sehr natürlich, was er mochte.

Sie stellte den Herd aus und drehte sich zu ihm um. Sie mochte sein kantiges Gesicht, seinen Stoppelbart und sein Lächeln. Anfangs war es eine Rarität ihn lächeln zu sehen, doch mittlerweile kam es häufiger vor, was ihr noch besser gefiel, da es nun nicht gespielt wirkte.

Sie hätte nicht gedacht, dass er solch ein netter Mensch war, nachdem er anfänglich so angsteinflößend wirkte und sie noch immer kaum Informationen über ihn hatte. Doch das kümmerte sie schon lange nicht mehr. Mit ihm war ihr leben glücklicherweise spannender geworden und weniger tollpatschig. Endlich war wieder jemand zuhause, der auf sie wartete. Das war ein schönes Gefühl.

Beide lächelten sich ohne Worte an.
Er nahm ihre Hand, lächelte sie noch einmal an und zog sie anschließend eng an sich. Vorerst umarmte er sie, dann vergrub er seine Finger in ihren Haaren, zog ihren Kopf leicht nach hinten, sodass er ihr tief in die Augen schauen konnte.

Sie wusste genau woran er in diesem Augenblick dachte. Nur warum führte er diesen Gedanken nicht aus?
Genau als ihr dieser Gedanke durch den Kopf wirbelte, sprang er über seinen Schatten und drückte seine Lippen auf ihre....

Blick hinter die dunkle Seite  (Winter Soldier ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt