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"Tat es eigentlich weh?"

Fragte sie nachdem sie sich wieder beruhigt hatten. Ihre verschwitzen Körper lagen aufeinander, da das Sofa nicht sonderlich viel Platz bot. 

"Was denn?"

Stellte Scott die Gegenfrage, während er erschöpft an die Decke starrte.

"Als sie dir den Arm gegeben haben..."

Beendete sie ihre Frage. Mit ihren Fingerspitzen fuhr sie über die aufgeschobene Haut, die eine Narbe zwischen dem Metall und seiner restlichen Schulter bildete.
Er drückte ihr einen leichten Kuss aufs Haar. Er mochte, wie sie 'gegeben' anstelle von 'gewaltsam aufgezwungen' nutzte.
Auch wenn er vieles vergessen hatte, war ihm diese eine Erinnerung geblieben.

"Nun ja ich..."

Er haderte. Sie hob ihren Kopf von seiner Brust, um ihn direkt anzusehen. 

"Es tat höllisch weh... Ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich muss einen Unfall gehabt haben. Sie mussten damals schnell handeln. Nur mit einer leichten örtlichen Betäubung hatten sie das schlechte Gewebe meines entstellten Armes mit einer Säge entfernt..."

Es gruselte sie jetzt schon.
Er sarrte weiterhin stur an die Decke und streichelte sachte ihren Rücken, den er umfasste, damit sie nicht von ihm fiel.

"Dann muss ich ohnmächtig geworden sein... Als ich aufwachte, hatte ich diesen Arm. Ich weis nicht wie das physikalisch möglich war, aber er funktioniert..."

Beendete er. Dennoch hörte sich dieser Satz unfertig an, als wolle er noch etwas hinzufügen.

"Was ist danach passiert?"

Hakte sie nach. Er fragte sich warum er plötzlich mit ihr darüber redete, warum sie plötzlich so neugierig war.
Er wusste nur nicht, dass diese Fragen schon von Anfang an in ihr brannten. Sie hatte sich nur zurückgehalten, um seinen eher semiprächtigen Gemütszustand zu schützen.

"Ich weis es nicht..."

Es war nicht das erste mal, dass er mit diesem Satz wahrheitsgetreu antwortete.
Sie stieß die Luft scharf durch ihre Nase aus, während sie sich von ihm erhob und in Richtung Küche marschierte.

Auch wenn er weiterhin an die Decke blickte, betrachtete er aus den Augenwinkel heraus ihren nackten Körper. Sie war nicht so dünn wie die meisten Frauen heutzutage. Sie war dennoch schmal und sehr muskulös. Das liebte er. Dadurch wirkte sie nicht schwach, nicht zerbrechlich. Auch ihre ganze Art wirkte auf ihn, als hätte sie schon einiges durchgemacht, weshalb sie seine Situation wohl auf Anhieb erkannt hatte und wusste, dass man bei einigen Dingen nicht nachfragt.

Dennoch tat sie es jetzt...

Nach diesem Ereignis veränderte sich nichts, nur dass sie jetzt miteinander duschten statt nacheinander. Der Alltag nahm seinen üblichen Lauf. Sie ging zur Arbeit, er räumte auf, trainierte oder machte sonst was. Wenn sie nach Hause kam aßen sie gemeinsam, blödelten rum und erzählten. So wie immer...

Blick hinter die dunkle Seite  (Winter Soldier ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt