2 - Greta

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Als ich aufwachte, regnete es noch immer. Ich befeuchtete vorsichtig meine aufgeplatzten Lippen und der metallische Geschmack von Blut haftete sich sofort an meinen geschwollenen Gaumen. Angewidert verzog ich das Gesicht. Nun schlug ich auch die Augen auf, doch zu meiner Verwunderung empfing mich nur die völlige Dunkelheit. Ich tastete langsam um mich und erfühlte den rauen Bettlaken, der mich umhüllte wie der Himmel die Erde. Ich musste mich in einem Bett befinden.

Das leise Knistern und Zischen eines Kaminfeuers drang nun zu mir durch, genau wie das rauchige Aroma und die wohltuende Wärme, die ein Feuer mit sich brachte.

Langsam richtete ich meinen Oberkörper auf und sah mich suchend nach der kleinen Lichtquelle um. Meine Augen begannen sich allmählich an die Dunkelheit zu gewöhnen und ich konnte erste Silhouetten von Möbeln erkennen. Darunter auch die der kleinen Feuerstelle, von der nicht nur die wohltuende Wärme ausging, sondern auch meine Kleider beleuchtet und getrocknet wurden.

Ich befand mich irgendwo, halbnackt, in einem fremden Bett, doch der Gedanke beunruhigte mich irgendwie nicht. Stattdessen erfüllte mich nur dieses eigenartige Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Denn ich spürte, dass ich in Sicherheit war.

Ich erinnerte mich nur noch wage daran, wie mich eine alte Frau aus dem Regen geholt und meine Wunde verarztet hatte. Alles davor, war wie ausradiert. "Warum helfen sie mir, sie kennen mich doch gar nicht.", hatte ich gefragt. Und sie hatte nur geantwortet: "Weil du ein Regenkind bist, Greta"

Regenkinder (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt