15 - Fabian
Als es Abend wurde zog ein Gewitter auf. Dunkle Wolkentürme erhoben sich innerhalb nur einer halben Stunde über dem Wald und wer es nicht besser wusste, hätte sie sogar für ein Gebirge halten können.
Diesmal verriegelte ich mein Fenster gleich, um eine erneute Riesenpfütze in meinem Zimmer zu vermeiden. Ich stapelte sogar noch ein paar dicke alte Bücher davor, nur um ganz sicher zu gehen. Noch einmal putzen musste nun wirklich nicht sein. Ein Donner ließ mich zusammenzucken, doch es regnete nicht. Es begann zu hageln.
Ich trat ans Fenster und beobachte fasziniert wie das hüpfende Eis über die Wiese tanzte und wie es die Blumen im Beet zu Boden zwang. Durch das gelbliche Licht und die tiefschwarzen Wolken wirkte das ganze Szenario unecht, als sei ein Filter über die Welt gelegt worden. Es war dunklerer geworden, aber zugleich nicht dunkel. Das war eines der Dinge, die mich an Gewittern immer wieder faszinierten. Nicht hell und nicht dunkel. Schön, aber gefährlich. Eine mystische Zwiegespaltenheit, wie sie auch der Regen hatte.
Ein greller Blitz erhellte den Raum und ein ohrenbetäubender Donner folgte sogleich. An der Grenze der Bäume gab es inzwischen schon einen weißen Rand, soviel Hagel war in diesen fünf Minuten bereits gefallen.
Doch was war das? Dort am Waldrand war doch wer!
Bei diesem Wetter war das total gefährlich, denn die Bäume stellten einen der höchsten Punkte in der Umgebung dar und waren nicht selten getroffen worden.
Das Mädchen!, schoss es mir durch den Kopf. Es musste sie sein.
Ich kniff die Augen zusammen und fixierte die Gestalt am Waldrand. Es waren die selben rötlichen langen Haare, die gleichen dreckigen und alt wirkenden Klamotten. Sie war es tatsächlich!
Sie saß unter einem der Bäume, die nicht ganz so hoch gewachsen waren und schützte sich mit den Händen vor dem fallenden Eis. Es blitzte wieder. Ich konnte sie doch nicht einfach da draußen im Gewitter sitzen lassen.
Polternd rannte ich die Treppe hinunter. Ich vermutete zwar, sie würde ohnehin wieder verschwinden, bevor sie jemand sah, doch als ich aus dem Küchenfenster zeigte, sah meine Mutter sie auch. Ohne lange nachzudenken ging sie nach draußen und bat das zitternde Mädchen herein.
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Regenkinder (pausiert)
Paranormal---Überarbeitung liegt vorerst auf Eis > nur 16/60 Kapitel weiterhin online--- Zwei verschiedene Leben. Zwei verschiedene Zeiten. Absolut gar nichts scheinen Fabian und Greta gemeinsam zu haben. Doch dann treffen sie scheinbar zufällig aufeinander...