Regenkinder (pausiert)

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Greta

Meine mageren Finger griffen nach dem steinernen Fenstersims. Er war nass, genau wie der dunkle Rahmen des Holzfensters darüber, aber es gelang mir trotzdem mich daran hochzuziehen.

Die alte Dame hatte mir ein weites Nachthemd neben das Bett gelegt, welches ich mir mit Mühe überzog; Vorsichtig natürlich, um bereits verkrustete Wunden nicht wieder aufzureißen. Es dauerte etwas, aber es gelang mir auch ohne Hilfe.

 Sie selbst stand währenddessen  mit dem Rücken zu mir, an dem offenen Herd der kleinen Hütte. Sie trug ein langes buntes Gewand und ihr ebenfalls langer, geflochtener Zopf schimmerte weiß-silberlich im Licht der alten staubigen Schirmlampe, welche wacklig auf einer der sehr unstabil aussehenden Holzkisten direkt neben dem Eingang stand.

Sie brachte mir eine dampfende Tasse Tee, die aromatisch nach exotischsten Kräutern duftete und setzte sich zu mir ans Bett.

Ihr Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, wie Flüsse die sich in vielen tausend Jahren tief in die Erde geschnitten hatten, doch ihre Augen strahlten voller jugendlicher Lebensenergie. Solche blauen Augen hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich trank langsam einen großen Schluck des Tees.

"Wer sind sie?", stellte ich schließlich eine meiner zahlreichen Fragen.

"Ich bin die Beschützerin der Regenkinder", antwortete sie mit sanfter Stimme, "du kannst mich Helen nennen."

"Helen...", wiederholte ich den eher ungewöhnlichen Namen, "was sind Regenkinder? Sie nannten mich... ein Regenkind..."

 Ich spürte dass mir das Sprechen schwer fiel. Meine Zunge fühlte sich pelzig an, aber das lag vermutlich an dem heißen Getränk. Eine unheimliche Schwere überkam dann aber auch meinen ganzen restlichen Körper.

"Ruh dich aus Greta."

 "Ist das mein Name?", hörte ich mich mit verzweifelt klingender Stimme fragen.

Was machte dieser Sud nur mit mir dass ich mich so fern von mir selbst fühlte? Ich nahm alles nur noch verdunkelt und unscharf wahr.

 "Ich verstehe dass du viele Fragen hast.", kehrte ihre Stimme zurück. Sie antwortete ruhig, als würde sie zu einem kleinen Kind sprechen. "Aber du wirst Antworten bekommen,... später..." Wann? Wollte ich fragen, doch im nächsten Augenblick war ich wieder eingeschlafen.