Greta
Früh am Morgen war Helen zurückgekehrt. Sie hatte verschiedenste Kräuter in ihrem Flechtkorb gesammelt und irgendwann, als ich noch geschlafen hatte, Brot gebacken, dessen Duft in der ganzen Hütte festhing. Ein riesen Laib herrlich weiches Brot.
Sie gab mir ein großzügiges Stück davon und ging anschließend mit mir nach draußen.
Dort fanden wir uns auf einer dunklen Holzbank vor der Ostseite der Hütte ein, welche bereits von der schwachen Morgensonne erwärmt wurde. Helen bedeutete mir, es mir dort bequem zu machen. Das hier war wohl ihr Esszimmer.
Zunächst aßen wir nur stillschweigend und nichts außer dem Zwitschern der Vögel und dem Rascheln der Blätter von der leichten Brise die über das stille Land strich, war außer unseren Kaugeräuschen zu hören.
Die Umgebung der alleinstehenden Hütte schien so unberührt, als wären wir die einzigen Menschen, die je hierher kamen. Als herrschte hier allein die Natur. Eine seltsame Vertrautheit dieser Umgebung umhüllte mich und trotz dieser Lage empfand ich hier keine Einsamkeit, sondern dieses eigenartige beschützende Gefühl der Geborgenheit. Als hätte alles böse und gefährliche keinen Zutritt zu diesem Ort. Ob dieses Gefühl von Helen ausging oder von diesem Ort, konnte ich nicht sagen, doch das war momentan nicht von Bedeutung. Denn jetzt war ich hier, und jetzt wollte ich diese Geborgenheit einfach nur in mich aufsaugen und tief in mein Herz einschließen.
Als wir fertig gegessen hatten kam Helen dann endlich auf meine zahllosen Fragen zurück.
"Ein Regenkind, wie du es bist Greta", begann sie zu erzählen, "ist ein ganz besonderer Mensch. Der Regen gibt euch Kraft, Erkenntnis und einen Funken Magie."
"Was für Magie?", fragte ich zweifelnd.
"Der Regen verwischt die Zeiten. Du siehst Seelen aus anderen, uns nahen Zeiten. Du kannst sie sehen, aber sie nehmen nur die Umgebung und die Menschen ihrer Zeit wahr. Du erkennst sie daran, dass sie keine Schatten haben."
"Wieso kann ich sie sehen?", fragte ich verwirrt.
"Das ist nicht genau bekannt. Du siehst auch nicht alle oder überhaupt immer jemanden. Nur wenn sie in deinem Leben noch von Bedeutung sein werden. Du siehst was du sehen sollst, was dich auf deine Zukunft vorbereitet."
"Ich habe gestern jemanden gesehen,... der plötzlich wie im Nichts verschwunden ist...", erinnerte ich mich, "...ein kleines Mädchen und einen Jungen, ungefähr so alt wie ich. Vielleicht auch etwas älter."
Sie hielt mir ihre Kette hin. Wie in Trance starrte ich auf das Zeichen einer liegenden Sanduhr. Der Rune Dagaz.
"Es kommt mir bekannt vor...", flüsterte ich davon in den Bann gezogen, "ich weiß nur nicht mehr woher."
"Es ist ein Amulett, das jedes Regenkind besitzt", erklärte Helen, "es ist die Quelle der Kraft."
" Das heißt ich habe nur 'magische' Kräfte, wenn ich es bei mir habe...", stellte ich enttäuscht fest.
Helen sah mich ernst an. "Es enthält auch deine Lebenskraft. Deines ist in dieser anderen Zeit verloren gegangen. Und wenn wir es nicht bald finden, könnte dich das umbringen."
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Regenkinder (pausiert)
Paranormal---Überarbeitung liegt vorerst auf Eis > nur 16/60 Kapitel weiterhin online--- Zwei verschiedene Leben. Zwei verschiedene Zeiten. Absolut gar nichts scheinen Fabian und Greta gemeinsam zu haben. Doch dann treffen sie scheinbar zufällig aufeinander...