Ein Küchenbesuch und seine Folgen

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***Da hier offenbar ein ganzes Kapitel auf ungeklärte Weise verschwunden ist,

stricke ich jetzt ein bisschen ... et voila ... da ist es wieder ***


Ich spüre zwar die Verwirrung der anderen, als ich den Raum einfach verlasse, doch ich würde jetzt wirklich gerne für ein paar Minuten alleine sein. ‚Ich verschwinde ja schon, aber gleich sollten wir uns mal unterhalten!' Damit spüre ich, wie Tanya den Kontakt abbricht. Nachdem ich eine Weile ziellos durch das Schloss spaziert bin, lande ich schließlich in der Küche. Sean würde alles dafür geben, die Küche zu finden, da bin ich mir sicher. Wer weiß, wenn er nett ist, verrate ich es ihm vielleicht. Die Küche ist riesig und es halten sich eine Menge Leute darin auf. In einer Ecke steht ein großer Tisch, um den viele Stühle verteilt sind. Kleine Töpfe mit Kräutern verschönern ihn und außerdem stehen einige Leuchter darauf. Im Moment sind aber keine Kerzen angezündet, da es mitten am Tag ist und die Sonne durch die großen Fenster hereinscheint. Ein paar Bedienstete spielen an dem Tisch gerade ein Brettspiel, das mich unheimlich an ‚Mensch, ärgere dich nicht' erinnert. Nur dass hier acht Leute mitspielen können. In die hölzerne Spielplatte ist das Wort Gazoo eingeschnitzt. Auf dem großen Herd stehen mehrere kleine Töpfe und köcheln vor sich hin. Die Köchin schickt gerade ihre Küchenhilfe los, etwas zu holen, als sie sich umdreht und mich entdeckt.

„Mädchen, was tut Ihr denn hier. Ihr seid doch eine von den Gästen, eine Nichte von Sir Hector, oder?" Mit den Worten tritt sie näher und betrachtet mich plötzlich genauer. Zögernd greift sie nach meinen roten Locken und sagt dann, ganz in Gedanken versunken: „Und seine Nichte seid ihr! Lange ist es her, dass ich Euch sehen durfte, Prin..." Schnell unterbreche ich sie: „Prinzipiell glaube ich, dass es ewig her sein dürfte, seit jemand uns in Seela besucht hat. Mein Bruder, Sean, wird sich sehr freuen, Euch zu sehen. Da er älter ist als ich, wird er sich noch besser an Euch erinnern. Fängt Euer Name nicht irgendwie mit Li- oder Lo- an?" Natürlich weiß ich aus meiner Vision, dass es sich um die Köchin Linna handelt. Aber zu viel Wissen ruft Misstrauen hervor und einige der Diener hören uns auch so schon genau zu. Zu meinem Glück hat die Köchin eine rasche Auffassungsgabe und beharrt nicht mehr darauf, dass ich die Prinzessin bin. Bin ich jetzt eigentlich noch Prinzessin, nachdem ich den Zweistein in Besitz genommen habe? Brauche ich noch die offizielle Zeremonie oder bin ich sogar bereits Königin. Das sind eine ganze Menge Fragen, die mir durch den Kopf schießen. Diese ganze Geschichte verwirrt mich immer noch maßlos.

„Ihr habt natürlich Recht, Mädchen. Mein Name ist Linna. Wir haben Euch in Seela besucht, als Ihr noch ganz klein wart. Damals war ich auf der Suche nach neuen Rezepten für den Hof. Eure Mutter war damals sehr freundlich zu mir und hat mir viel beigebracht." Im Gegensatz zu den anderen Bediensteten, die das Interesse an uns verlieren, kann ich sehr wohl zwischen den Zeilen lesen. Sie hat mich erkannt und sie mochte meine Mutter. Das ist wohl ein guter Anfang. Ich habe das Gefühl, dass Linna zu den Menschen gehört, denen wir vertrauen können. Um meinen Besuch in der Küche zu rechtfertigen, frage ich dann nach: „Mein Bruder ist immer hungrig und wir haben leider das Mittagsmahl verpasst. Ob Ihr wohl eine Kleinigkeit für ihn hättet? Etwas Brot und Milch wäre schon ausreichend für ihn." Und das ist auch genau der Moment, in dem ich lerne, dass man hier nichts für selbstverständlich halten sollte. Obwohl ich sicher war, dass uns niemand mehr zuhörte, springen bei meinen Worten sofort zwei Mädchen auf und laufen zielstrebig durch die Küche. Während die eine ein Tablett mit drei Tellern und drei Bechern bestückt, schneidet die andere von einem frischen, noch dampfenden Brot dicke Scheiben ab, legt sie in einen Korb, holt Marmelade und Butter und stellt sie dazu. Dann kommt noch ein Krug voller Milch dazu. Die eine läuft daraufhin zu Linna und fragt: „Wo sollen wir servieren?" Linna schaut mich fragend an. Ich muss also schnell eine Entscheidung treffen und die ist auch gar nicht so schwer: „Bitte im Zimmer meiner Cousine und mir." Und dann fällt mir noch etwas ein: „Dürfte ich bitte mit Euch kommen? Ich habe den Weg in die Küche zwar gefunden, da musste ich schließlich nur den leckeren Gerüchen nach, doch wenn ich heute noch etwas von Euren leckeren Gaben haben möchte, so brauche ich Hilfe für den Weg!" Fragend schaut das Mädchen Linna an. Ich vermute, die Köchin ist weit mehr, als nur eine einfache Köchin. „Nun nimm das Mädchen schon mit, Bridda. Wir wollen doch nicht, dass sich die Nichte von Sir Hector verläuft. Immerhin stammt sie aus einem einfachen Haus, in einem einfachen Ort. Ein Zuhause, wie das unsere, muss andere verwirren. Erinnere dich daran, wie es war, als du zu uns gekommen bist!" Und zu mir gewandt: „Macht Euch nichts daraus, Mädchen. Wenn Ihr erst eine Weile hier seid, dann kennt Ihr Euch auch besser aus." Ich bedanke mich und versichere ihr, dass ich meinem ‚Bruder' von unserer Begegnung berichten werde.

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