Im Schatten Jener Nacht

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„Wer seid ihr? Und was wollt ihr?" rief Alea ihm mit fester Stimme zu. „Das wüsstet ihr nur zu gern. Ist dem so? Nun....ich hoffe ihr seid gut zu Fuß!" Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht gab er dem Pferd die Sporen und verschwand hinter dem nächsten Hügel aus Alea's Sichtfeld. Dieser musste zusehen wie ihr einziges Transportmittel im Nirgendwo verschwand.

Noch immer starrte Alea fassungslos in Richtung der Bergkuppe, hinter welcher vor kurzem der Dieb mit ihrem Pferd verschwunden war. Das konnte doch nicht war sein? Wieso jetzt ? Und wieso ausgerechnet hier? Sie wollten doch nur so schnell wie möglich diesen unheimlichen Ort mit seiner grausamen Vergangenheit verlassen.

„Ach der Teufel soll mich doch holen!" schrie Alea aus und trat wütend einen, der auf dem Boden liegenden, Steine in Richtung des alten, verfallenen Wohnhauses.

Ein kühler Wind fuhr ihm durch die, noch vom Schlaf, zerzausten Haare. „Vorsicht!" flüsterte er ihm den jungen Sänger zu. „Was?" erschrocken fuhr der Rothaarige zusammen und drehte sich mehrmals um die eigene Achse, um herauszufinden woher diese leise Stimme stammte.

„Wählt Eure Wortwahl mit Bedacht! Vor allem in diesen Landen!" Ein erneuter Windzug blies über den beinahe verlassenen Hof des alten Gehöftes.

„Hallo? Was meint Ihr...." Alea stockte der Atem. Auf einem Hügel unweit von ihm entfernt stand unter einem kahlen Baum die Gestalt eines einzelnen Reiters. Einer jener Reiter welche Alea vor wenigen Stunden schon einmal gesichtet hatte. Das schwarze Pferd stand stramm und bewegte sich kaum. Der Saum des rubinrote Umhang des Reiters wehte leicht im Spiel des Windes.

Gleich einer Säule aus Stein stand der Spielmann an Ort und Stelle und bewegte sich nicht. Das konnte unmöglich real sein. Doch auch mehrmaliges Blinzeln ließ die in rot gehüllte Gestalt nicht verschwinden. Sie starrte weiter auf das verfallene Gehöft und auf den jungen Sänger auf dessen Hof. „....damit?" beendete Alea seinen Satz in Gedanken. Seine Frage hatte sich binnen weniger Augenblicke von selbst erklärt. Nun wusste er wovor die Stimme des Windes ihn warnen wollte. Indirekt hatte er nach dem Teufel gerufen und nun war er hier. War es nun zu spät für ihn? Würde der Teufel ihn wirklich holen? Ein eiskalter Schauer lief dem rothaarigen Spielmann den Rücken herunter und ließ jedes noch so kleine Härchen sich aufstellen.

„Morgen Alea. Gut geschlafen?" Die Stimme El Silbador's holte Alea schlussendlich aus seiner Trance zurück. Der stets gut gelaunte Spielmann trat guter Dinge aus dem geöffneten Tor der alten Scheune und streckte sich ausgiebig im Schein der aufgehenden Sonne. „Alles in Ordnung bei dir?" Der reisende Händler war mittlerweile vor seinen Reisegefährten getreten und blickte ihm besorgt in die Augen. „Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." versuchte Elsi Alea scherzhaft aufzumuntern. „Keinen Geist, Elsi. Den Teufel!" brachte der Rothaarige schließlich leise, beinahe flüsternd, hervor. „Über so was macht man keine Scherze, Alea! Für die meisten Leute ist es vorbei, sobald sie den Teufel zu Gesicht bekommen." Ernsthaftigkeit überschattete El Silbador's bisherigen Schalk. „Ich mache keine Scherze!" Alea blickte seinem Gegenüber in die Augen, um ihm die Wahrheit dieser Geschichte klar zu machen. „Ich habe ihn wirklich gesehen. Einen Reiter. Gehüllt in einen roten Umhang. Auf einem schwarzen Pferd." Vorsichtig lugte der Rothaarige an seinem Spielmannskollegen vorbei. Seinen Blick hatte er auf die Bergkuppe gerichtet, auf welcher vor kurzer Zeit der Teufel auf seinem Rappen erschienen war. Doch nun lag diese verlassenen vor. Nur der einsame verdorrte Baum fristete weiterhin sein Dasein umgeben von hohem Gras.

„Wie dem auch sei, wir müssen weiter. Sonst schlagen wir hier noch Wurzeln!" Schwungvoll drehte El Silbador dem Sänger den rücken und stapfte wieder in Richtung ihres Nachtlagers.

„Ähh...Elsi???" schrie Alea just im selben Augenblick, wie von tausend Pferden getreten, dem ahnungslosen Händler hinterher.

„Wie, er hat das Pferd geklaut? Einfach so oder was? So ein verdammtes Arschloch? Und wieso hast du nichts dagegen unternommen? Das Pferd war unser einziges Transportmittel! Wie sollen wir den Wagen jetzt von hier fort bekommen. Ziehen können wir ihn ja schlecht!" Wutentbrannt stapfte der braunhaarige Händler im Inneren der Scheune auf und ab. Alea stand, von der plötzlichen Wut und Aggression des sonst so friedlichen und gut gelaunten Spielmanns, überrascht und in geringer weise auch leicht eingeschüchtert im offenen Tor ihrer bisherigen Unterkunft.

Saltatio Mortis-Ich zeig dir deine LiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt