~...doch dreh dich nicht um, was auch geschieht, dreh dich nicht um...~
Der Wind lies das hohe Gras sanft rauschen und die Vögel zwitscherten ihr Lied in den Höhe. Doch diese Ruhe verblieb nicht lang. Schnelles Hufgeklapper durchschnitt die Stille und hielt auf die beiden Reisenden zu. Beinahe zeitgleich drehten sich die jungen Spielmänner in ihren Sätteln herum. Als ihre Blicke auf den stürmischen Reiter fielen, welcher sich mit raschem Tempo ihnen näherte, blieb ihnen beinahe das Herz stehen.
Auf dem Rücken einer dunkelbraunen beinahe schwarzen Stute konnten die Beiden eine ihnen wohl bekannte Person ausmachen. Der dunkle Umhang des Franzosen flatterte ihm Wind, während er auf Alea und El Silbador zu ritt. Sein Gesicht war noch beinahe so bleich wie am Morgen und doch schien sich etwas verändert zu haben. Seine Augen, der Blick, die Leere der vergangenen Stunden war verschwunden, doch was sich nun in ihnen widerspiegelte vermochte der junge Sänger noch nicht zu deuten.
Ihre Pferde hatten sie auf dem sandigen Weg zum stehen gebracht und warteten nun auf ihren unerwarteten Begleiter. Schnaubend lief sein Pferd langsam bei ihnen aus und blieb nach einer Wendung vor ihnen stehen. Spielerisch schüttelte das Tier seine Mähne und mit einigen leichten Klopfern seitlich auf den Hals. Als er den beiden ins Gesicht blickte waren die Augenringe noch immer deutlich zu erkennen. Das schwarze Haar war wild zerzaust. „Ich werde euch doch begleiten.“ sprach er mit fester Stimme. An seinem Sattel hingen einige Taschen und eine Decke, welche scheinbar in rascher Eile zusammengepackt wurden. „Jéan...es tut mir.....“ bergan El Silbador, welcher den Franzosen seit jener Nacht im Kloster nicht mehr gesehen hatte, doch dieser hob nur leicht die Hand und brachte den Braunhaarigen somit zum schweigen. „Nein..sag nicht das es dir Leid tut. Du kannst nichts dafür. Und ich kann es nicht ertragen. Ich weiß sie ist fort, doch will ich versuchen an die schönen Augenblicke denken die wir gemeinsam hatten. Ich will sie so in Erinnerung behalten wie sie war, nicht wie sie gestorben ist. Und ich hoffe ihr helft mir dabei!“ Mir sanfter Stimme richtete Jéan seine Bitte an seine Freunde und beide gaben mit einem schweigsamen Nicken ihre Zustimmung. „Na dann los!“ Noch einmal atmete der Schwarzhaarige tief ein. Noch einmal blickte er auf die kaum erkennbaren Mauern des Klosters in der ferne. Und schließlich zog er an den Zügeln seines Pferdes und folgte seinen Wegbegleitern durch das Meer aus Gras.Er konnte nicht schlafen. Schon seit Stunden starrte Alea die Stern am Himmel der pechschwarzen Nacht an. Er spürte das kalte feuchte Gras durch seine dünne Decke. Sein Kopf lag gebettet auf einem Knäul seiner Sachen. Langsam glitt sein Blick zu dem kleinen Feuer inmitten ihrer kleinen Runde. Während El Silbador ruhig zu schlafen schien, so konnte der Rothaarige doch erkennen, dass Jéan sich unermüdlich von einer Seite auf die andere drehte. Mit leicht schmerzenden Knochen setzte er sich auf und blickte über das Feuer zu dem Franzosen. „Jéan? Jéan!“ flüserte er leise, doch sein Freund reagierte nicht und murmelte weiter vor sich hin. Welcher Traum ihn wohl plagte?
Die Welt um ihn herum war schwarz wie Nacht. Nicht einmal seine eigene Hand konnte er vor Augen sehen. Wo war er? Wo waren El Silbador und Alea? Und dann schien er plötzlich zu fallen in ein bodenlose Loch. Weiter und immer weiter. Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Was geschah hier nur? Und er schloss seine Augen. Kniff sie zu mit einer solchen Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. „Jéan?.....Hey....los komm. Mach die Augen auf.“ Eine sanfte weibliche Stimme drang an sein Ohr. Noch immer waren seine Augen geschlossen, doch als er spürte wie eine zarte Hand ihm über die Wange strich wagte er es und bereute es nicht. Noch immer umgeben von Dunkelheit stand sie vor ihm. Unversehrt mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihre Haut war rein. Keine Spuren des Monsters auf ihr. Und obwohl er wusste, dass dies alles hier, dass sie nicht real seien konnte. Doch es fühlte sich so gut an. So unbeschwert. So perfekt. Und so hob auch er seine Hand und wollte ihr über das braune Haar streichen. Doch nur Millimeter bevor er sie berührte war sie verschwunden. „Nein!“ Ein markerschütternder Schrei dran aus seiner Kehle und noch während er zu Boden sank und auf seinen Knien aufkam, so verschwand ein Teil der Dunkelheit und vor den Füßen des jungen Franzosen erschien ein einsamer Weg, gleich jenem den sie heute meilenweit gefolgt waren. Er führe bergauf und endete in einem grellen Licht. Mit Tränen in den Augen richtete er sich auf. Sein Blick lag auf dem Licht in weiter Ferne. „Jéan?“ und wieder drang ihre Stimme an sein Ohr. Behutsam und ohne Vorwarnung legte sie ihre Hand auf seine Schulter. „Bitte hilf mir! Ich will noch nicht sterben!“ Und der schwarzhaarige Franzose blickte ihr tief in die Augen, während einzelne stumme Tränen über ihre Wangen kullerten. Und diesmal verschwand sie nicht. Er konnte sie berühren, sie spüren und ihr sanft über die feuchten Wangen streichen. „Ich.. ich liebe dich so sehr!“ sprach er beinahe flüsternd, als auch ihm erneut die Tränen in den Augen standen. „Und ich werde dich nie mehr verlassen!“ Entschlossen griff er nach ihrer Hand, doch plötzlich schien sie Meter von ihm entfernt und eine dunkle Stimme durchschnitt die Stille in Form eines schwarzen Schattens. „Sie gehört nun mir! Sie gehört nun der Unterwelt und du...wirst sie nicht mehr bekommen!“ Entschlossenheit zierte nun das Gesicht des Franzosen. „Du willst sie unbedingt haben, oder täusch ich mich?“ Der schwarze Schatten schwebte bedrohlich hinter der zierlichen jungen Frau. „Sie. Gehört. Zu. Mir!“ Stur blickte er dem Schatten entgegen. Er wollte sich bewegen und auf sie zugehen, doch er konnte nicht. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. „In Ordnung Dichter. Ich stelle dir eine Aufgabe. Erfüllst du sie, so gehört die Dame dir. Scheiterst du, so werd ich sie mit mir zurück in die Unterwelt nehmen und du wirst sie nie wieder sehen!“ „Einverstanden!“ Jéan war sich sicher - Er würde sie befreien.
„Und nun Dichter, drehe dich um und folge dem Weg nach oben. Richte deinen Blick geradeaus. Nie zurück. Und deine Geliebte wird dir folgen. Blickst du jedoch zurück, so bleibt sie bei mir, für immer!“ Und der junge Mann wand seinen Blick dem Licht zu und begann dem Weg zu folgen. Schritt um Schritt folgte er dem Weg und weit hinter sich hörte er ihre Füße auf dem Sand des Weges knirschen. Am liebsten hätte er sich umgedreht, ihre Hand genommen. Doch er konnte es nicht. Und so folgte er dem Weg dem Licht entgegen und noch immer hörte er ihre Schritte.Und mit einem Male war er dem Ende des Pfades beinahe zum greifen nahe, doch es herrschte stille. Keine Schritte konnte er hinter sich hören und so warf er einen Blick zurück. Und da stand sie. Nicht mehr als eine Armlänge von ihm entfernt und der dunkle Schatten umschlang sie und zog sie den Weg zurück. Der junge Franzose war bleich, nicht mehr als eine Salzsäule und während ihre entsetzten Schreie aus der Dunkelheit widerhallten wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Er hatte seine letzte Chance vergeigt um sie zu retten. Und die bedrohliche Stimme richtete ein letztes Mal ihre Worte an den Schwarzhaarigen. „Ich hatte dich gewarnt!“ Sie verstummte und Jéan brach auf de Weg zusammen. Sein Blick war noch in die Dunkelheit gerichtet, während er auf dem sandigen Boden aufkam und seinen Schmerz in die Welt hinaus schrie.
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Saltatio Mortis-Ich zeig dir deine Lieder
FanfictionDie 7 Müllerssöhne und Prometheus, welcher das Feuer auf die Erde brachte. Der letzte Spielmann und der Rattenfänger. Was haben all diese Personen gemeinsam? Sie entsprangen den Liedern die er schon unzählige Male gesungen hatte und doch waren es fü...