Die dünnen Ästebrachen mit einem leisen Knacken unter dem Gewicht der massigenschwarzen Gestalt. Auf allen vier Pfoten schlich sie im Schutze derDunkelheit durch das dichte Unterholz des Waldes, während nur wenigeMeter von ihr entfernt eine kleine Gruppe, gehüllt in den seichtenSchein einer einzelnen Lampe, unbeschwert dem kaum sichtbaren Wegfolgte. Fiepende Mäuse suchten schleunigst das Weite, als sie dieAnwesenheit des Monsters witterten und selbst die Eulen in den hohenWipfeln der Bäume erhoben sich mit kräftigen Flügelschlägen indie Luft und verschwanden in der Nacht.
Das Fell desschwarzen Schattens sträubte sich in alle Richtungen, als er durcheinen Blätterlosen Busch einen Augenblick lang seine Beutebetrachten konnte. Im schwachen Schein des Mondes leuchteten seineweißen Zähne, während der Speichel an ihnen hinunter rann undstumm auf den mit Laub bedeckten Waldboten tropfte.
Die kleinePetroleumlampe in El Silbadors Hand warf einen schwachen Schein aufdie nähere Umgebung und spendete den Reisenden etwas Licht in derbedrückenden Dunkelheit des Waldes. Mit einer vergilbten Karte inder Hand ritt Alea neben dem braunhaarigen Spielmann und betrachtetedies nachdenklich. „Bald müssten wir eigentlich an einen schmalenBach kommen und diesem dann folgen..." Prüfend warf El Silbadoreinen Blick auf das Stück Papier in den Händen des Rothaarigen. „Jaaber vorher müssten wir..." „....an eine Weggabelung kommen?"Die sanfte Stimme des Franzosen drang von hinten an die Ohren derSpielleute. „Woher...?"Der ehemalige reisende Händler drehtesich in seinem Sattel nach hinten und wartete auf eine Antwort seinesGegenübers. „Elsi?" unterbrach Sara nach einigen Augenblickendas schweigen der beiden Männer. „.....wir sind vor ein paarMinuten an einem Wegweiser vorbeigekommen!? Hast du den nichtgesehen?" erklärte Sara lachend, während sich auf die Lippen desFranzosen ein leichtes Grinsen legte als er das verdatterte seinesFreundes sah. „Ohhhh....echt? Und wo sind wir abgebogen? Links oder..."
Das leiseKnacken zerbrechender Zweige durchbrach die unheimliche Stille desWaldes. Erschrocken fuhren die Köpfe der vier Reisenden herum undbohrten ihre Blicke in die Dunkelheit auf der Suche nach der Quelledes Geräusches. Doch nichts regte sich im Schutze der Dunkelheit.Eine Totenstille breitete sich zwischen den Hölzern des Waldes aus.An ihre Ohren drang nur das gleichmäßige Schnauben ihrer Pferde.
Die mächtigenPranken in der Dunkelheit flogen scheinbar stumm über den mitBlättern bedeckten Waldboden, während sich die pelzige Gestalthinter einigen Büschen näher an die kleine Gruppe der Reisendenheranpirschte. Ihr Atem ging gleichmäßig und wurde vom sanftenRauschen des Windes in den Kronen der Bäume gänzlich überdeckt.Der Mond folgte seiner Bahn am Himmel und ließ einzelne Lichtfetzendurch das dichte Dach aus Blättern auf den einsamen Weg inmitteneinem Meer aus Bäumen leuchten.
Bewunderndblickte die junge Frau auf ihrem Pferd in die klare Nacht über ihnenund betrachtete den Mond am Himmelszelt. Einzelne Sterne säumtenseine Umgebung, während er den Reisenden in diesem Augenblick denWeg mit etwas Licht erhellte.
Angespannt lagder schwarze Schatten im Unterholz am Rande des Weges und blickte aufseine doch so nahe Beute. Mit flüssigen Bewegungen erhob er sich.Standfest wartete er auf die passende Gelegenheit, während sichseine scharfen Krallen in den weichen Waldboden gruben. Die Muskelnin seinen Läufen spannten sich an. Das Blut rauschte durch seinenKörper. Sein Herz begann von Takt zu Takt schneller zu schlagen.Seine dunklen Augen fixierten die zierliche Gestalt am Ende derGruppe. Sie war es. Sie war es die er haben wollte und er würde siebekommen. Diesmal würde er sie bekommen. Leichten Schrittes setztesich die massige Gestalt in Bewegung. Mit immer schneller werdenderGeschwindigkeit folgte dem Licht wenige Meter vor ihr. Äste brachenund das trockene Laub knirschte unter dem Gewicht des schwarzenSchattens. Mit einem letzten kraftvollen Sprung verließ die pelzigeGestalt den Schutz der Dunkelheit und des Unterholzes und setzteseiner Beute nach. Die scharfen Krallen bohrten sich in das Fleischdes Pferdes und brachten es zu Fallen. Ein vom Schmerz verzerrterLaut drang aus der Kehle des Tieres, während es binnen wenigerSekunden auf dem Weg zusammenbrach. Die braunhaarige junge Frauschrie auf, als samt ihres Pferdes zu Boden ging und unter demGewicht des Tieres begraben wurden. Geschockt fuhren die drei Männerin ihren Sätteln herum, als ihre Pferde zu scheuen begannen und sichzum Schutz vor dem pelzigen Monster aufbäumten. Doch dieses widmeteseine gesamte Aufmerksamkeit der zierlichen Gestalt, welchevergeblich versuchte unter dem Kadaver ihres toten Pferdes hervor zukriechen. Ihre vor Angst zitternden Hände stemmte sie gegen das nochwarme Fleisch. Warmes Blut aus einer klaffenden Wunde an der Stirnrann ihr schmales Gesicht herab. Die Krallen des schwarzen Werwolfesbohrten sich in das Fleisch des leblosen Tieres, die Lefzen warengefletscht und der Speichel tropfte an den Spitzen der Zähne auf diejunge Frau herunter, als der Kopf der grausigen Gestalt über ihrerschien. Das schmutzige und verfilzte Fell stand zu allen Richtungenab. Das Gewicht auf dem Körper der Braunhaarigen wurde immerschwerer und drohte sie beinahe zu zerquetschen, währenddessen dieGestalt gänzlich auf dem Kadaver des Pferdes stand und Sarabedrohlich nahe kam. Seinen nach Verwesung stinkenden warmen Atemspürte sie auf ihrer Haut. Die Luft presste sich Stück für Stückaus ihren Lungen.Aus ihrer Kehle drang ein greller Hilfeschrei.
Wie angewurzeltstarrten die jungen Männer auf die Szenerie, welche so urplötzlichvor ihren Augen entstanden war. Nein, das konnte doch nicht wahrsein. Nicht schon wieder. Vor Jéans innerem Auge blitzten erneut dieBilder von vor einigen Jahren auf. Der Wald. Sara und er. DasMonster. Diesmal durfte er sie nicht verlieren. Nicht noch einmal.Die Pranke der Kreatur grub sich in die Schulter der braunhaarigenFrau am Boden. Aus ihrer Kehle drang ein markerschütternder Schreides Schmerzes. Ihr warmes Blut floss in Strömen aus den tiefenFurchen, welche die Krallen hinterlassen hatten.
Etwas hartestraf den Kopf des Monsters und ließ es von seiner Beute aufblicken.Jéan stand Aug um Aug dem Monster gegenüber. In einer Hand hielt erdie Petroleumlampe des Spielmannes, während sein Pferd nervös unterihm tänzelte. „Sie gehört mir du Scheusal! Du willst was zufressen? Na los...dann komm und hol mich!" Der Blick der schwarzenKreatur haftete an der Gestalt des Franzosen wenige Meter entfernt,während die junge Frau unter seinen Pranken von Sekunde zu Sekundeweniger Widerstand leistete und schließlich regungslos unter derMasse von Pferd und Wolf liegen blieb. „Worauf wartest du!?"schrie Jéan dem Monster wutentbrannt entgegen. Sein Pferd setzteeinige Schritte nach hinten. Mit einem kräftigen Satz sprang dieschattenhafte Kreatur von der Tierleiche des Pferdes und blickte mitseinen pechschwarzen Augen in die Richtung des Schwarzhaarigen.Provozierend ließ dieser die Lampe in seiner Hand hin und herschaukeln. Und just im selben Augenblick spurtete das Monstrum aufden Reiter zu, während dieser nur noch einen letzten Blick auf dieleblose und mit Blut überströmte Gestalt wenige Meter vor sichwarf.
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Saltatio Mortis-Ich zeig dir deine Lieder
FanfictionDie 7 Müllerssöhne und Prometheus, welcher das Feuer auf die Erde brachte. Der letzte Spielmann und der Rattenfänger. Was haben all diese Personen gemeinsam? Sie entsprangen den Liedern die er schon unzählige Male gesungen hatte und doch waren es fü...