31. Kapitel: Ama's 2015

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Die American Music Awards 2015. Ich konnte mein Glück nach wie vor nicht fassen, dass mich Justin Bieber erneut als seine Stylistin gebucht hatte und nun fünf Menschen mein Styling auf dem roten Teppich präsentieren würden. Es kam mir vor wie ein Traum. Justin saß locker auf seinem roten Stuhl und checkte die sozialen Medien, während ich seine Haare kämmte, diese ihm auf eine Seite legte und sie mit Gel und Haarspray stylte. Justin sah kein einziges Mal hoch und korrigierte auch nichts, er vertraute mir und witzelte stattdessen mit mir über das bereits fünfte Soundcheck von Nicki Minaj. Der Song ,,Anaconda'' war kaum zu überhören und mittlerweile sang ich im Stillen mit und konnte den Songtext auswendig. Justin amüsierte sich dabei prächtig und als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass er mich begann zu filmen, begann ich mich lustig von einer Seite auf die andere zu bewegen und drehte mich bei dem Satz ,, I got a big fat ass'' um und wackelte mit meinem Allerwertesten. Dabei brach Justin ab und füllte dem Raum mit seinem Gelächter. Das brachte mich auch zum Lachen bevor ich begann seine Klamotten noch einmal zu bügeln und sie ihm anschließend nach der Reihenfolge reichte. Justin Bieber zog sich dabei vor meinen Augen aus und wieder an und ich konnte nicht anders als aus Verlegenheit wegzusehen und auf seine Provokation nicht einzugehen. Schließlich stellte sich Bieber vor den Spiegel und nickte mir zustimmend zu. Er strahlte und steckte die Hände in die Jeanstasche. Er trug ein NIRVANA T-Shirt, lockere Jeans und weiße Sneaker. ,,Hailey, was kann ich tun, damit du mich auf Tour begleitest? Ist es dein Vertrag mit Modest? Ist es das Geld? Ich kann mit meinen Leuten sprechen. Ist es die Sache zwischen uns?'', drehte er sich in meine Richtung und ich lehnte mich am schwarzen Tisch an, der an der Seite des weißen Raums stand. Als Antwort schüttelte ich bloß den Kopf und er nickte, als würde er genau wissen worum es mir ging. ,, Es ist Styles, hab ich Recht? Er weiß, was zwischen uns passiert ist und er weiß, wie ich zu dir stehe, habe ich Recht?''. Ich seufzte frustriert und verschränkte die Arme vor der Brust. ,, Justin, wenn ich meinen Job bei Modest nicht hätte, würde ich dein Angebot sofort annehmen. Es ist nur so, dass das mein erster Job war und ich diesen Job auch weiterhin brauche. Ich kann das nicht einfach so stehen lassen. Ich will das auch nicht. Und ja, es geht hierbei auch um Harry. Ich bin ehrlich, wir haben unsere Schwierigkeiten, aber er ist es mir einfach wert, diese Schwierigkeiten zu beseitigen. Wenn ich mir dir auf Tour gehe, werden wir es schwierig haben und so wie ich unsere Beziehung momentan einschätze, würde sie das nicht aushalten. Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich liebe ihn zu sehr, um das aufs Spiel zu setzen. Sei es mal dahingestellt, ob meine Entscheidung die richtige ist''. Während ich sprach ließ sich Justin auf seinen Stuhl wieder nieder und sah mich mit einem Blick an, der mehr sagte als tausend Worte. Meine Entschuldigung verletzte ihn, aber nicht, weil ich sein Angebot abschlug, sondern weil er genau diese Worte für seine Person hören wollte. Schnell kriegte er sich wieder ein und schüttelte den Kopf. ,, Dann haben wir nur noch eine Sache zu klären'', sagte er und ging auf die Tür zu. Ich machte mich bereit für eine schlechte Neuigkeiten, doch stattdessen öffnete er einen der braunen Kartons neben der Tür und streckte ein weißes Käppi in die Luft. ,, Was denkst du? Sollen meine Tänzer diese zu der Show anhaben? Janine, meine andere Stylistin, hat sie bestellt als sie die Outfits für die Tänzer geplant und bestellt hatte. Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, ob ich nach wie vor dafür bin''. Verwirrt sah ich ihn an. Mit weitaus schlimmeren hatte ich gerechnet als eine Entscheidung über Käppis zu treffen. ,, Ohne Janine zu beleidigen, würde ich sie auch weglassen. Das wird zu viel mit dem Regen. Übrigens hoffe ich, dass ich mir keine Feinde gemacht habe, weil ich für deine Show das Styling übernommen habe'', teilte ich ihm mit und sah in den Karton. Unzählige weiße Käppis stapelten sich und ich fing an mich schlecht zu fühlen. Ich wollte die Arbeit eines anderen nicht zugrunde legen. Justin Bieber würde für den zweiten Teil der Show einen beigen Hoodie, eine Jeans und ein Käppi tragen. Seine Tänzer dagegen nur ein weißes Outfit und das Haar würde bei den weiblichen Tänzern zu einem Pferdeschwanz gebunden sein. Makeup würde es für keinen bis auf Justin geben, da der Überraschungseffekt seiner Show der Regen sein würde, der bei seinem Lied, ,, Sorry'' vom Himmel tropfen würde.
,, Ach quatsch, mach dir keine Sorgen. Wenn habe ich mir Feinde gemacht. Sie wird dafür gut entlohnt'', zwinkerte er mir zu und ich schüttelte schlechten Gewissens den Kopf. An Janines Stelle würde ich in der Ecke schmorren und mir die Seele aus dem Leib weinen. Runterspielen konnte Justin sein Verhalten nicht. Kurz blieb es still um uns herum, bis erneut dieser verdammte Song ertönte und wir laut aufstöhnten. Nicht einmal Justin Bieber probte mehr als zweimal und die Diva mit dem Fettarsch verstoppte uns mittlerweile mit ihrem doofen Anaconda Song die Ohren. Lustiger Weise fing Justin an, von einem Fuß auf den anderen zu wippen und ich schloss mich ihm kurzerhand an. Unterbrochen wurden wir von Justins Managerin, die uns bloß schockiert musterte und den Star der Stunde mit sich auf den roten Teppich nahm. Schnell klärte ich mit Justin die letzten Details ab bevor er mich in den Arm nahm und mich fest an sich drückte.
,, Harry sollte deine Karriere nicht behindern, Hailey. Die Ära von One Direction nähert sich dem Ende. Meine noch lange nicht. Bis Später, wünsche mir Glück''. Mit diesen Worten lächelte er mir schüchtern zu, bevor er mit seiner Managerin den Raum verließ und ich sprachlos zurückgelassen wurde. Ich versuchte nicht weiter über seine Worte nachzudenken, da sie mich auch etwas verletzten und packte stattdessen meine Sachen zurück in meinen Koffer. Zwar würde der Raum weiterhin für Justin Bieber gemietet sein, doch bestimmte Utensilien brauchte ich nicht mehr wie etwa Haar Gel oder das Dampfeisen. Während ich meine Sachen zusammen packte, warf ich einen kurzen Blick auf mein Handy und erstarrte sofort. Unzählige Nachrichten und nicht angenommene Telefonate von Cat und Lou zeigten sich an. Doch bevor ich diese überhaupt lesen konnte, überraschte mich Kiley auf hohen Hacken und einer gerunzelten Stirn.
,, Hailey, Gott sein Dank habe ich dich gefunden! Wir haben ein Problem'', kam sie mit schnellen Schritten auf mich zu und umarmte mich kurz.
,, Cat kotzt sich gerade die Seele aus dem Leib und die Tochter von Lou, Lux kann nicht zu Lous Exmann. Sie versucht jemanden zu finden, aber bis sie hier ist, ist die Show zu ende. Sag mir bitte, dass du uns aushelfen kannst''. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, packte ich mir meine Koffer, steckte mein Handy in meine linke Hosentasche und tigerte in den Raum von One Direction. Kiley bedankte sich einige Male bei mir während ich bloß abwinkte und ihr versicherte, dass es nichts zum Danken gab. Es war meine Arbeit, die ich mehr als alles liebte und schätzte. Auf dem Weg dorthin erklärte mir meine Chefin, dass sie die Sachen für die Jungs mitgenommen hatte, da Cat für den ganzen Abend schon ausfallen sollte. Doch das mit Lou kam kurzfristig und sie war mehr als dankbar, mich an diesem Tag bei den Amas zu haben. Gestresst und auf hohen Schuhen versuchte ich mit Kiley Schritt zu halten. Sie lief in ihren schwarzen Louboutins wie in Turnschuhen während ich dahin stampfte wie ein fettes Walross. Zumindest fühlte ich mich so. ,, Hailey!'', schrie Niall mir entgegen und streckte die Arme in die Luft. Der Rest der Jungs sah zu mir auf. Alle grinsten über beide Ohren.
,, Hey, Jungs. So gerne ich euch jetzt alle in die Arme nehmen und knuddeln wollte, wir haben dafür keine Zeit. Harry, setz dich bitte schon mal hier her. Und ihr lässt euch von Kiley bitte eure Outfits geben. Der Name hängt am Bügel. Wenn die Klamotten zu sehr verknittert sind, sagt Bescheid. Ansonsten los, was starrt ihr den so?'', gab ich ihnen die Anweisung und würde bloß frech von meinen Jungs angegrinst. ,, Hailey Bailey kann also auch mal der Boss sein'', spaßte Louis und ich verdrehte bloß die Augen. Ich wusste worauf er anspielte, doch ich ging erst gar nicht darauf ein. Dafür war ich viel zu gestresst. Mein Freund setzte sich stillschweigend auf den Stuhl bevor er mich zu sich runterzog und mir einen Kuss auf die Lippen platziert. Wie sehr ich doch seine Küsse vermisst hatte. Doch dafür war keine Zeit, weshalb ich ihn mit der Hand zurück in den Stuhl drückte und er in sich hineinlachte. Erneut öffnete ich meinen Koffer, schnappte mir Concealer, transparenten Puder und zwei Pinsel sowie Haar Gel, Haarspray und einen Kamm. Während ich meine Arbeit tat, konnte ich aus dem Blickwinkel wahrnehmen wir die Jungs ihre Outfits anzogen und Kiley mein Dampfeisen ansteckte. Offensichtlich wusste sie wie man dieses zu betätigen hatte, sodass wir nach 15 Minuten vier gutaussehende, frisierte Männer vor uns stehen hatten und Kiley sich erschöpft übers Gesicht fuhr. Es bleib noch kurz Zeit, um mit den Jungs zu sprechen bevor sie mit Kiley den roten Teppich besuchten. Natürlich fiel den Jungs mein zweiter großer Koffer auf, weshalb sie gleich nachfragten wie lange ich vor hatte zu bleiben. Harry hatte ihn nichts gesagt, sodass die Überraschung vorerst für zwei Wochen zu bleiben aufging. Immerhin stand die Reise Mexiko vor der Tür. Die Jungs freuten sich sehr für mich, den Schritt nach London gewagt zu haben und zwangen mich zu versprechen, ihnen meine Wohnung demnächst zu zeigen. Ich nickte bloß und mühte mir ein Lächeln bevor ich erneut alleine im Raum stehen gelassen wurde und zum zweiten Mal an diesem Tag meine Sachen zusammenpackte. Nach wie vor wollte ich den Jungs meine Wohnung nicht zeigen, aber da ich das früher oder später tun musste, blieb mir nichts anders übrig als mich damit abzufinden. Wieder mal total gestresst und erschöpft versuchte ich Justins Raum ausfindig zu machen. Seltsamer Weise fand ich diesen gleich mit dem ersten Mal, sodass ich den Rest seiner Sachen bis auf die Kartons voller Käppis mitnahm und sie in 1D Raum stellte. Dieser lag viel näher an der Bühne und an dem Chill Raum, der für die Stylistin frei gemacht wurde. Auf diese Weise würden wir die Show per Monitor verfolgen und die Stars gleich empfangen können, wenn sie von der Bühne kommen. Das klang traumhaft, da ich so einzelne Stars mit eigenen Augen dicht vor meiner Nase sehen würde. Ach, ich liebte diesen Job! Trotzdem hoffte ich, dass Justin und Kiley beziehungsweise die Jungs damit kein Problem haben würden, dass er sich nun mit ihnen ein Raum teilte. Aber ich konnte nicht an zwei Orten zu gleich sein und ich wusste auch nicht, wer wann und wie oft auf die Bühne musste, um beispielsweise einen Preis entgegen zu nehmen oder zu performen. Das hatte mir selbst Justin nicht erklärt sodass ich Glück hatte, nahe der Bühne zu sein, um sofort aufspringen zu können, wenn er was brauchen würde. Spätestens nach seiner Show, wäre es dann soweit, wenn die Handtücher zum Einsatz kommen mussten. Wie das mit seinen Tänzern geregelt war, wusste ich nicht. Entweder es würde zu einer Überschwemmung kommen, wenn 20 Tänzer triefendnass hinter die Bühne kommen oder aber sie hatten wie ich mal vermutete eine eigene Garderobe, die nicht in der Nähe der Bühne war. Erschöpft ließ ich mich auf die rote Couch fallen, schnappte mir dabei noch meine Cola aus der Tasche und zuckte mein Handy. Justin hatte mich auf Twitter markiert mit dem Kommentar ,,She's the Stylist''. Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht als ich mir mein Video von vorhin ansah, welches mich tanzend zu Fettarsch Nicki zeigte und ich versank im Erdboden. Schnell packte ich mein Handy weg als eine Gruppe an Stylistin sich zu mir setzten und sich vorstellten. Fünf Frauen meiner Schätzung nach zwischen 30-40 und vier Männer zwischen 25-40 nahmen neben mir Platz und tauchten in Gespräche ein. Offensichtlich kannten sie sich untereinander oder arbeiteten für dasselbe Management. Vorerst machte er mir nichts aus, dass keiner mit mir sprach, doch irgendwann fühlte ich mich einsam und bedankte mich im Stillen bei Gott, die Show beginnen zu lassen. Es wurde laut um uns herum, die Bühne erleuchtete und die diesjährige Moderatorin Jennifer Lopez stellte den ersten Act vor. Fettarsch Nicki eröffnete die Show mit einem Medley aus unterschiedlichen Liedern, wie zum Beispiel zu meinem Lieblingssong Anaconda. Innerlich würgte ich einige Male und meine neuen Freunde schienen sich auch wenig für die Show zu interessieren. Erst als Prince den ersten Preis an the Weeknd reichte, lag jedermanns Aufmerksamkeit auf dem Monitor. Plötzlich kam uns der Sieger mit seiner Trophäe entgegen und mir stockte der Atem. Eine blonde hübsche Stylistin gratulierte ihm mit einer Umarmung bevor sie seinen Award annahm und er sich mit einem Lächeln von uns wieder verabschiede. Für The Weeknd arbeiten zu dürfen, war eindeutig ein Privileg.
Als Nächstes sangen Five Seconds of Summer ihren Song ,, Hey everybody'' vor. Um ehrlich zu sein gefiel mir ihre Musik überhaupt nicht. Eine Art Rock und Pop in einem. Doch meinen Jungs schien es zu gefallen, da sie kurz eingeblendet wurden und Louis und Niall laut mitsangen. Entweder ihn gefiel die Musik oder sie waren gut mit der Band befreundet. Das glaubte ich sogar eher. Stillschweigend ließ ich die Show über mich ergehen und fiel in ein Gespräch mit, wie sich später herausstellte, Alexander. Er arbeitete für Ariana Grande und erzählte mir von seiner Arbeit mit ihr. Interessant hörte ich ihm zu und konnte mein Glück nicht fassen. Alexander arbeitete mit einer der größten Popsängerin meiner Generation! Der ehemalige Disney Star, der bei Victorious oder Sam und Cat alle zum Lachen brachte. Wir unterhielten uns eine ganze Weile bis ich den Namen One Direction hörte und instinktiv den Kopf in Richtung Monitor drehte. Die Jungs waren für den Preis ,, Pop/ Rock Dou or Group'' nominiert und gewannen ihn. Kreischend stand ich auf und klatschte in die Hände. Ich konnte es nicht fassen! Ich grinste über beide Ohren als die Jungs den Preis annahmen und einige schöne Worte sagten. ,, Haben wir hier etwa einen One- Directioner? So nennt man euch, oder?'', grinste die blonde Stylistin von The Weeknd und ich schüttelte bloß den Kopf.
,, Nein, aber mein Freund steht gerade auf der Bühne''. Ihr Gesicht verlor an Ausdruck und alle sahen mich schockiert an. Doch statt darauf zu achten, ging ich mit breiten Grinsen auf die Jungs zu, die strahlend nach hinten kamen und sich laut unterhielten. ,, Oh mein Gott, ich durfte das miterleben'', schüttelte ich grinsend den Kopf und drückte Harry einen Kuss auf die Lippen. Er lächelte, seine Grübchen kamen zum Vorschein und mehr Herz erwärmte sich automatisch. ,, Wir haben gewonnen'', rüttelte Liam mich an meinen Schultern bevor ich ihn in die Arme nahm und wir von einem Bein aufs andere wippten. ,, Ich wusste es von Anfang an! Egal wann ihr beschließt mit der Band weiterzumachen, ihr werdet immer Preise gewinnen! Immer und das auch nur wegen den Fans, die genau darauf warten'', postulierte ich und nahm noch einmal alle vier in die Arme bevor sie mir den schweren Award hinterließen und überdreht wieder auf ihre Plätze liefen. Als ich mich umdrehte, beachtete mich keiner bis auf Alexander, der seine Hand nach oben streckte und ich eincheckte. Zusammen betrachteten wir den länglichen, dreieckigen schwarzen Award bevor ich mein Handy zuckte und einen Kommentar auf Twitter verfasste. ,, You made it! I love you guys'' schrieb ich unter das Foto des Awards und postete die erfreuliche Nachricht. Unter diesem Tweet sah ich erneut das Video von Justin und ich musste lachen. Dieses zeigte sich nämlich auch nun auf meinem Account an und wurde bereits über 20-mal retweetet. Wahrscheinlich machte sich das Netz nun lustig über mich, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Nicht jeder hatte schließlich die Ehre von Justin Bieber persönlich gefilmt und online gezeigt zu werden. Als nächstes performten

love, faith, hope | H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt