Umzingelt

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Miss Williams knallte uns die letzte Matheprüfung auf das Pult. Ich drehte die Prüfung um. Verdammt. Schon wieder so schlecht. Schnell schaute ich auf Mia's Blatt. Wow, wie zur Hölle konnte sie nur so gut in Mathe sein?!

Ich erschrack als Miss Williams plötzlich wieder vor meinem Pult stand. Sie lächelte mich bemitleidend an. "Jade, du solltest dich in Mathe einfach mehr anstrengen, aber du bekommst das schon hin." Meinte Sie aufmunternd. Auf ihr Mitleid konnte ich verzichten. Natürlich meinte sie es nur gut, aber ich wusste selbst dass ich in Mathe einfach eine totale Niete bin.

Auch Mia probierte mich aufzuheitern, doch ich wurde nur noch genervter. Wütend stand ich auf. Ich rannte aus dem Schulzimmer, dieses scheiss Mitleid konnte ich nicht ertragen. Ich hielt meinen Kopf unter das eiskalte Wasser, um mich zu beruhigen.Doch plötzlich wurde mir schwindelig. Meine Beine fühlten sich an als ob 1000 Ameisen darin rumkrabbeln würden. Ich konnte mich nicht mehr halten und brach ungebremst auf den Boden.

Meine Augenlieder wurden schwer und dann wurde es stockdunkel. Eine gefühlte halbe Sekunde schreckte ich hoch. Ich keuchte. Es war Eiskalt.

Ich bemerkte dass ich mich nicht mehr in der Schule befand. Wieder war ich auf dem schneebedeckten Feld von letzter Nacht. Zum Teufel, was soll das?! Ich kneiffe mir in den Arm. "Au" schreie ich auf. Es war also kein Traum.

Schnell stand ich auf. Ich sah mich um. Anscheinend befand ich mich auf einer Lichtung, denn um mich herum war überall Wald. Doch es war viel dichterer Wald als ich ihn von zu Hause in Schottland kenne. Er bestand fast nur aus über sieben Meter hohen Tannen, welche dicht beieinander standen.

Plötzlich riss mich wieder das Männergeschrei und die nöherkommenden Schritte aus meinen Gedanken. Verfolgen die mich wirklich? Ich hatte zwei Möglichkeiten, entweder ich rannte so schnell ich konnte, oder ich würde mich denen stellen. Denn vielleicht hätten sie ein paar Antworten. Ich entschied mich für Möglichkeit zwei.

Nach ein paar Minuten, sah ich aus der Ferne Fackelrauch. Die Männer kamen immer näher und erst jetzt bemerkte ich dass sie auf Pferden sassen und ebenfalls Felle über ihrer Kleidung trugen. Der Frontmann trug eine Flagge, doch ich konnte aus dieser Entfernung nicht erkennen was drauf war.

Sie umzingelten mich. Der Frontmann mit der Flagge stieg von seinem Pferd herunter und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Meine Knie wurden weich und ich umklammerte meinen Dolch welchen ich in der Jackeninnentasche verstaut hatte.

Nun erkannte ich endlich die Flagge, es war eine schöne rote Rose auf schwarzem Hintergrund. Um die Rose schlängelte sich eine Schlange mit weit aufgerissenem Maul.

"Wer bist du und woher kommst du?" schnauzte mich der Mann mit der Flagge an. " Jade und woher ich komme geht dich einen Scheiss an." Fauchte ich zurück. Er spuckte mir direkt ins Gesicht. Dann grinste er mich an. Die Wut ergriff mich und ich zog meinen Dolch aus der Jacke.

Er lachte lauthals vor sich hin. Sogar Tränen bekam er in den Augen. Dann lachten auch die anderen Ritter, welche mich umzingelten. Sie krümmten sich alle vor Lachen. Völlig verwirrt stand ich dort, in der Mitte von circa einem Dutzend Reiter. Langsam zog er sein Schwert aus der Scheide und hielt mir die Spitze direkt an die Brust. Ich musste leer schlucken. Nun begriff ich auch weshalb er mich wegen dem Dolch auslachte.

Der Frontmann grinste und ich erkannte dass seine Zähne schwarz und verfault waren. "Na, immer noch so vorlaut?" Flüsterte er, während er mich noch immer hämisch angrinste.

Nun konnte ich nur noch auf ein Wunder hoffen. Doch ich wollte nicht irgendwo im nirgendwo sterben, denn ich hatte immer noch nicht einen blassen Dunst wo zur Hölle ich war.

Plötzlich keuchte einer der Reiter. Seine Augen füllten sich zuerst mit Tränen und wurden dann glasig. Er fasste sich mit der Hand schnell an die Brust. Alle schauten ihn mit verdutzten Gesichtern an. Auch ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Der Reiter schnappte noch immer nach Luft. Langsam fiel er vom Pferd. Erst als er am Boden angekommen war bemerkte ich dass sich durch seine Brust ein schwarzer Pfeil gebohrt hat. Direkt in sein Herz. Der Schnee neben ihm färbte sich langsam rot und formte eine Lache. Er war tot.

Es war der erste Mensch den ich je hatte sterben sehen, doch ich hatte das Gefühl er würde auf jeden Fall nicht der letzte sein.

ElysionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt