7.Kapitel

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Ich lag in meinem Bett und starrte einfach nur an die Decke. Ich dachte über die letzten Stunden nach, wobei der Schmerz in meinem Kopf immer größer wurde. Ich konnte es einfach nicht verstehen, wie es soweit kommen konnte. Nico ist mein Bruder. Immer wieder sah ich diese Bilder von dem Kuss vor mir. Ich wusste zwar nicht ob ich es mir einbildete, aber das Gefühl von meinem Lippen war bis jetzt nicht verschwunden. Was Phillip forderte war zu viel. Ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Es würde alles kaputt machen und das war das Letzte was ich wollte. Wobei der Kuss einfach alles verändert hatte. Wie konnte ich nur? Ich war an allem Schuld.

Laute Stimmen rissen mich aus den Gedanken. Ich ging zur Tür und öffnete sie langsam. "Was hast du mit ihr gemacht?" Phillip klang sehr wütend. "Ich habe nichts mit ihr gemacht!" sagte nun Nico. "Dann rück endlich raus was los ist, wenn es ja nichts ist!" er provozierte Nico und ich hatte Angst das es gleich noch schlimmer werden könnte. "Es geht dich aber nichts an!" er schrie durch das ganze Haus und ich war froh, dass unsere Eltern nicht da waren. "Ich bin schuld!"  mittlerweile stand ich auf der Treppe und sah zu den Beiden hinunter.

"Warum Abby?" Nico sah mich kopfschüttelnd an. "Es ist doch wahr, Nico!" ich wollte das er es verstand. Ich hatte das Gefühl, dass er dachte das es für mich nicht schimm wäre. "Woran bist du Schuld?" nun mischte sich Phillip wieder ein. "Ich..ich." es ging nicht. Ich konnte ihm das nicht sagen. "Abby sag mir jetzt was los ist!" Phillip sah mich böse an. "Es geht nicht, Phillip." ich sah auf den Boden  um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. "Gut, wenn du es mir nicht sagst dann erzählst du mir es jetzt!" er drehte sich zu Nico um und sah ihn fragend an. "Warum hast du das gemacht, Abby?" mit diesen Worten lief er weg.

"Nico, warte!" ich rannte die Treppe runter, vorbei an Phillip, in den Flur zu ihm. "Lass mich einfach in Ruhe!" er nahm seine Jacke. "Bitte hör mir doch mal zu!" sagte ich verzweifelt. Er drehte sich zu mir um und sah mir tief in die Augen. "Du hast alles nur noch schlimmer gemacht." sein Blick wurde böse. "Aber das wollte ich doch nicht!" mir stiegen die Tränen in die Augen. "Hast du aber. Du bist an allem Schuld. Jetzt wird er erst recht wissen wollen, was passiert ist!" damit schlug er die Haustür zu.

Er war einfach gegangen. Und hatte mir nur Vorwürfe an den Kopf gewurfen. Ich wischte mir meine Tränen weg und rannte nach oben in mein Zimmer. "Abby, bleib stehen!" Phillip rannte mir hinter her. Ich schloss hinter mir die Tür zu. "Mach die verdammte Tür auf!" schrie er und schlug an meine Tür. "Ich will nicht mit dir reden!" rief ich nach draußen. "Das ist mir aber egal! Mach jetzt endlich die Tür auf, Abby. Ich warne dich!" er schlug immer mehr gegen die Tür und ich hatte langsam Angst, dass er sie kaputt machte. Ich legte mich in mein Bett, zog mir die Decke über meinen Kopf und weinte. Durch meine Decke drangen die Schreie von Phillip, doch ich ignorierte sie einfach. Ich würde einfach in meinem Zimmer bleiben. Schließlich begann morgen wieder die Schule und ich sah Phillip nicht mehr den ganzen Tag.

Als ich aufwachte war es 4 Uhr. Meine Nase war zu und mein Hals tat weh. Ich stand vorsichtig auf und merkte, wie sich alles begann zu drehen. Langsam machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Nico und Phillip schliefen noch. Gut für mich. Im Bad machte ich mich fertig, ging duschen, schminte mich und nahm eine Schmerztablette. Unten in der Küche aß ich ein Müsli und trank einen Kakao.

Das Phillip mich heute mit zur Schule nehmen würde, schloss ich aufgrund unserer momentanen Situation aus. Ich hatte lange unter der Dusche verbracht und so schien die Zeit schnell vergangen zu sein. Gerade als ich mein Geschirr wegräumte, öffnete sich Phillips Tür. "Abby!" als er mich sah, lief er sofort die Treppe runter. Ich wusste das es so kommen würde und lief schnell zur Tür. "Bleib stehen!" noch vor ihm erreichte ich die Tür und ging nach draußen. Zum Glück lief er mir nicht hinter her. Auf dem Schulweg hatte ich viel Zeit zum nachdenken, doch zu einem wirklichen Entschluss kam ich nicht.

Die ersten Stunden verliefen normal und ich war froh, nicht mit Phillip reden zu müssen. Als ich gerade mein Klassenzimmer wechselte, sah ich Nico auf dem Gang. "Nico!" er kam mir entgegen. Doch er lief einfach an mir vorbei. Er tat so als würde ich garnicht dort stehen. Ich drehte mich um und sah ihm hinter her. Er lief einfach weiter ohne sich noch einmal um zu drehen. Und ich musste ehrlich sein, es machte mir in diesem Moment echt zu schaffen.


4 Wochen später

"Abbigail Santos, wir müssen uns dringend über deine Noten unterhalten!" ich saß beim Direktor. "Du warst immer eine gute und aufmerksame Schülerin, doch seit den letzten 4 Wochen haben sich deine Noten stark verschlechtert. Ich weiß nicht was das soll." er sah mich fragend an. "Ich..ähm." was wollte er denn jetzt von mir hören? Das ich meinen Bruder geküsst habe, er deswegen kein Wort mehr mit mir spricht und mein anderer Bruder mir jeden Tag die Hölle heiß macht weil, er es nicht weiß? "Ich weiß auch nicht, Mr. Stone." ich sah ihn nicht an.

"Abbigail, du musst doch wissen warum du so schlecht bist! Das ist doch nicht normal!" er wedelte wild mit seinen Armen vor mir herum. "Es tut mir leid, aber ich werde deine Eltern davon jetzt in Kenntnis setzten müssen." er setzte sich auf seinen Stuhl und griff zum Telefon. "Das können sie nicht machen! Meine Eltern haben schon genug Stress, da brauchen sie nicht noch davon zu wissen!" ich war so wütend auf ihn. "Wie gesagt, es geht leider nicht anders. Und jetzt möchte ich dich bitte, dass du wieder in den Unterricht gehst damit ich deine Eltern informieren kann." damit stand ich auf.

"Sie können mich mal!" ich  schmiss die Tür hinter mir zu. Sofort wurde sie wieder aufgemacht. "Fräulein Santos, du kommst sofort wieder in mein Büro!" in diesem Moment ärgerte ich mich über mich selber. Ich drehte mich um und lief wieder zurück in das Büro von Mr. Stone. "Solche ähnlichen Worte habe ich auch vorhin von deinem Bruder an den Kopf geworfen bekommen!" er sah mich an. "Nico?" fragte ich verwundert. "Ja, er hat sich ebenfalls sehr verschlechtert und aufgrund dieser Umgangsweise, denke ich das es das Beste wäre, wenn ihr beide heute den Schulkeller reinigt und ausmistet!" ich sah ihn verwundert an.

"Den Schulkeller? Heute?" er lachte leise. "Wenn euch es lieber ist nach zu sitzen, könnt ihr auch gerne das tun!" er blickte mich fragend an. "Nein, das ist schon in Ordnung." ich stand auf und ging zur Tür. "Du bist heute bitte 14 Uhr am Schulkeller!" ich nickte ihm nochmal zu und lief dann zurück ins Klassenzimmer. Warum musste ich jetzt mit Nico Ordnungsdienst machen? Naja, vielleicht sprach er dann ja wieder mit mir. Doch so wirklich glaubte ich nicht daran. Ich war gespannt, was heute Nachmittag passieren würde.



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