Vergangenheit

3.7K 139 4
                                    


Cilia

Über mich gab es nie viel zu erzählen.
Ich wurde immer als Träumerin bezeichnet. Ich würde es nie zu etwas bringen wenn mein Kopf so in den Wolken hing.
In den Wolken. Da würde ich gerne sein.
"Dort oben ist es Kalt. Du würdest erfrieren."
Immer wieder teilte ich meine Gedanken mit anderen.
"Du bist verträumt."
"Falsch."
"Gott. Du nervst!"
Und so mit hörte ich auf.
Es war so traurig.
Man ließ ein kleines Mädchen nicht an Feen glauben.
Und dann kam ich in die erste Klasse.
Alle sagten ich sei Dumm. Verträumt. Wie alle anderen.
"Also. Was ist 2+3?", fragte Frau Sturm.
Alle dachten Scharf nach. Ich sah aus dem Fenster.
"Cilia. Weißt du die Antwort? "
"5.", sagte ich ohne die Wolke aus den Augen zu lassen.
Zuerst entstand Neid. Und dann entstand Freundschaft.
An einem sonnigen Tag saß ich auf dem riesigen Tisch und sah mir die einzige Wolke am Himmel an. Alle spielten Polizei oder an den Klettergerüsten.
Doch es gab mehrere Reifen von Traktoren wo keiner drin saß.
Nur ein Junge. Beine angezogen und Kopf darin versteckt.
Er war ganz alleine.
Ich auch.
Nur er sah einsam aus.
Als würde er es nicht wollen.
Also ging ich zu ihm hin.
Ich beobachtete ihn schon lange. Die anderen ärgerten ihn immer.
"Hey. Du sitzt hier immer alleine. ", keine Antwort.
"Du gehst immer alleine raus...", keine Antwort, keine Reaktion.
"Und du wirst immer an einer Ecke abgeholt. "
Er hob sein Gesicht.
Seine Eisblauen Augen sah ich jetzt erst.
Sie waren so klar, man hätte durch sie hindurch schauen können.
"Wow!"
Ich kam ganz nah doch er versteckte sie.
Ich packte seine Hände und schob sie bei seite. "Die sind ja. .."
Schneller als gedacht hatte er mich geschubst.
"Du nervst!", schrie er.
Ich stolperte und lag dann am Boden.
Ich tat das was jede 6 Jährige getan hätte.
In meinen Augen sammelten sich Tränen.
Schnell kamen alle und sahen ihn wütend an. Das wollte ich nicht. Wirklich nicht.
Als Onkel Papaya an dem Tag da war erzählte ich von ihm und er lachte.
"Bist du nun böse auf ihn?", fragte er.
"Nein! Er hat wunderschöne Augen! Er ist bestimmt nur verunsichert!", meinte ich mit voller Überzeugung.
"Cilia...", sagten sie alle fast gleichzeitig.
"Hm? Hab ich wieder was falsch gemacht? "
Meine Mama wuschelte mir durchs Haar.
"Nein. Du kannst nur sehr gut Menschliche Gefühle verstehen. Wir sind sehr stolz auf dich. "
"Sag ihm das Morgen. Okay?"
"Okay!"

Wieder saß er alleine.
Wieder ging ich hin.
"Ich mag deine Augen wirklich. "
Stille. Mein Körper bäumte sich vor ihm auf und ballte meine Fäuste.
"Hör nicht darauf was die Sagen!", schrie ich fast.
"Wenn die deine schönen Augen nicht zu schätzen wissen dann ist das deren Schuld!"
Er sah mich verblüfft an.
Dann kam ich ihm ganz nah.
"Aber irgendwie schüchtern sie mich trotzdem ein."
Sie wurden riesig.
"WOW!"
Ich hielt ihm meine Hand hin.
"Lass uns Freunde werden. Ich heiße Cilia."
Er zögerte erst, sah weg. Doch dann ergriff er sie.
"Ch-Chri-Chris..."
"Name. Oder Spitzname?"
"Christ...ian..."
"Okay. Freut mich dich kennen zu lernen. "

Die nächste Zeit verbrachte ich nur mit ihm. Alle fragten mich wieso ich mit so jemanden rumhänge. Aber nie hörte ich auf die Stimmen. Christian war besonders.
Er war mein Freund.

Er blieb sitzen. Seine Noten sind völlig in den Keller gegangen. Seid dem saßen wir dann zusammen.

Ich wusste es seid ich ihn fragte wieso er sitzen geblieben ist.
Er ist total rot geworden, kratzte seinen Saum des Pulli an und sah nervös weg.
"War wohl einfach zu schlecht. "

Er sah mich seid dem immer an.
Immer mit diesem Blick.
Nur weil er sich in diesen Moment verliebt hatte, hieß das noch lange nicht das er sich in mich verliebt hatte. Oder?
Aber es war das Selbe. In der 4ten!
Wieso sagte er es nicht einfach?
Aber ich war froh. So musste ich nicht nein sagen.
Christian und ich waren 'zufällig ' zusammen in der gleichen Klasse der gleichen Schule.
Meine Welt brach zusammen.
"Hör von nun auf mit Christian und den anderen zu reden. Das würde es nur erschweren. Wir werden bald nicht mehr hier wohnen."
"Ja. Vater."
Meine Hausaufgaben wurden immer gemacht. Unser Vater wartete bis wir von der Schule kamen und dann sagte er immer.
"Jetzt lernt ihr was richtiges. "
Jedes Wochenende übernachteten wir im Zelt. Doch es wurde immer weniger.
Kein Feuer mehr.
Kein Messer mehr.
Kein Zelt mehr.
Wir mussten uns alles selbst zulegen.
Er brachte uns bei zu überleben.
Er kämpfte mit uns.
Es war ihm egal ob Junge oder Mädchen.
Du bekommst die gleiche Power ab.
Irgendwann zog er mich zur Seite.
"Hör zu Cilia. Du wirst mehr gefördert. Ich sehe sehr viel Potenzial in dir."
An sehr viel danach erinner ich mich nicht mehr.
Nun noch ein paar Tage.
Ich trug seid der 4ten Christians Ring. Auch heute noch.
"Ich ziehe weg."
Das durfte ich nicht. Er durfte es nicht wissen. Ich dürfte nicht mal mit ihm reden oder zusammenstehen. Alles schien gefährlich. Aber wenigstens er.
Ihm war man es schuldig.
Er sah meine Wunden.
Wollte mich beschützen.
Er und mich beschützen?
Nein. Es war genug. Eindeutig. Erst Catherine wurde weh getan dann ich und dann noch er?
Nein. Er sollte keine Schmerzen erfahren.
Wie sollte er mich beschützen?
Der kleine Junge mit den unglaublichen Augen.

My Master.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt