Federico zieht mich zu einer kleinen Überdachung. Erst jetzt realisiere ich, was gerade fast geschehen ist. Wir hätten uns fast geküsst. Fede sieht mich an und beginnt zu lachen. Bei seinem Anblick muss ich mit lachen. Nach kurzer Zeit beruhigen wir uns etwas und Fede legt seinen Arm wieder um mich. „Wo waren wir?", haucht er und sieht mich durchdringend an. „Dass man, nicht immer Worte braucht?", flüstere ich und schließe anschließend die Augen. Keine Sekunde später spüre ich Federicos warmen, weichen Lippen auf meinen. In mir findet ein Feuerwerk statt. Ich habe das Gefühl, vor Freude und Liebe gleich zu platzen. Ist das Liebe? Wir lösen uns lächelnd von einander. Plötzlich zuckt ein langer Blitz über den Himmel und erhellt kurz die Großstadt. Kurz darauf folgt ein lauter Donner, der mich zusammen zucken lässt. Fede streichelt mir beruhigend über den Rücken. Es herrscht Stille zwischen uns. Der Regen prasselt auf die Dachterrasse und die Stadt. Langsam, fast schon schüchtern blitzen ein paar Sonnenstrahlen durch die dunkle Wolkendecke. „Ich habe auch etliche Fehler gemacht", unterbricht Fede die Stille, „ich hätte dich nicht einfach gehen lassen sollen. Ich hätte eine Fernbeziehnung nicht verurteilen sollen, wir hätten es versuchen können, wäre ich nicht so dagegen gewesen. Ich war dumm." „Nein, es hätte uns nur beide gequält. Es ist gut so wie es ist", meine ich. Fede nickt und sieht dann zum Himmel. Langsam kämpft sich die Sonne durch das dunkle grau. „Glaubst du ich war der Grund für deine Zweifel?", fragt Federico leise. „Ich weiß es nicht, vielleicht. Vielleicht konnte ich dich nicht vergessen, vielleicht war ich noch nicht bereit für die Ehe, ich weiß es nicht." Fede räuspert sich kurz und meint dann: „Ich bin froh darüber, dass du nicht geheiratest hast." Was meint er genau damit? Dass ich nun nicht verheiratet bin, weil unsere Geschichte noch nicht beendet ist oder wie soll ich das verstehen? Dass er doch der Grund für all meine Zweifel war? Fede unterbricht meine ratlosen Gedanken, indem er mich an stupst um mich auf den Himmel aufmerksam zu machen. „Wahnsinn", bringe ich atemlos hervor. Die Sonne erhellt nun fast den halben Himmel und die dunkeln Wolken werden langsam heller und weniger. Die langen, hellen Blitze werden kürzer und der Donner grollt nicht mehr so laut. Es ist, als ob die Sonne das ganze Gewitter vertreibt. Verträumt sehe ich diesem Spektakel zu. Ich lehne meinen Kopf an Fedes Schulter und gähne leise. Das Blinzeln fällt mir immer schwerer und ich habe meine Augen länger zu als offen.
#*#
Müde öffne ich meine Augen. Ich liege auf einem großen, bequemen Bett. Helles Licht fällt durch ein großes Fenster in den Raum. Wo bin ich und wie spät ist es? Ich springe auf und öffne die Tür und laufe in den Flur. Ich irre herum, bis ich das Wohnzimmer gefunden habe. Schöne Einrichtung, staune ich innerlich. Ich sehe mich etwas um und entdecke Fotos auf einem Glasregal. Interessiert sehe ich mir sie an. Eins ist von Fede und León. Sie stehen an einem Campus. Ich glaube, es war als sie auf dem College waren. Ein anderes Foto ist von Fede und mir. Warte mir? Tatsächlich steht da ein Bild von unserem Abschlussball. Sicherlich bin ich bei Federico, aber warum hat er ein Bild von uns hier stehen? Das mit León verstehe ich, sie kennen sich schon ewig, außerdem ist er Fedes bester Freund. Aber was hat dieses Bild da zu suchen? Ich entdecke noch ein paar Fotos am Rand des Regals. Allerdings sind die nicht aufgestellt, sonder zusammen gelegt. Vorsichtig ziehe ich sie raus und sehe mir sie an. Es sind viele von früher dabei. Von der Schule, vom College, vom Urlaub, doch eins macht mich stutzig. Es ist diese rothaarige, wie sie Fede umarmt und breit in die Kamera lacht. Wer ist sie nur? Das Foto ist nicht beschriftet, aber es sieht nicht sehr alt aus. Ich blättere weiter, es sind auch ein paar von Fede, mir und unseren Freunden dabei, aber auch eins mit Fede, León und der rothaarigen. Also kennt León sie? Ich muss ihn mal unauffällig darauf ansprechen. Plötzlich fällt mir die Uhrzeit ein. Die Uhr im Regal zeigt bereits 10:33 Uhr an. Holy Shit! „Fede?", rufe ich in der Hoffnung er wäre hier. Fehlanzeige. Verdammt, was mach ich jetzt nur? Ich beginne mein Handy zu suchen und finde es dann auf dem Couchtisch – mit einem Zettel. Verwundert nehme ich das kleine Stück Papier und beginne zu lesen:
Morgen Ludmila! Du bist vorhin auf der Dachterrasse eingeschlafen, deswegen habe ich dich runter in meine Wohnung gebracht. Ich hab Kaffee da und sicher auch etwas zum Frühstück in der Küche. Ich habe dich entschuldigt, also mach dir keine Sorgen. Ruh dich aus. Federico.Wie süß. Lächelt lege ich den Zettel zurück. Warte: Ich bin auf der Dachterrasse eingeschlagen? In Federicos Armen? Irgendwie schon romantisch, aber es hat einen peinlichen Beigeschmack. Seufzend lasse ich mich nach hinten auf die Couch fallen. Vielleicht sollte ich noch etwas schlafen? Gut würde es mir bestimmt tun, also gehe ich zurück ins Schlafzimmer. Wo ich die Gardienen zu ziehe und mich dann in Federicos Bett kuschle. Ich weiß nicht was es ist, aber etwas hier wirkt beruhigend auf mich und so kann ich einschlafen. Dieses Mal ohne Albtraum.
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Ludmila Story - In my mind I call you home.
FanfictionLudmila lebte ihr lebenlang in New York City, bis ihre Eltern und sie nach Californien ziehen. Ludmila hat damals ihre Freunde und ihren Freund verlassen müssen. Nun etwa 5 Jahre später 'flüchtet' sie zurück nach Big Apple, da sie nach dem sie ihren...