Wir hatten einen längeren Weg vor uns als ich dachte. Ich richtete mich auf, weil ich auf meinem Sitz schon halb gelegen hatte. Dann stieg ich aus. „Soll ich Sie begleiten?", fragte Will. Caine nickte. „Liebend gerne. Ich habe Sie nicht umsonst mitgenommen." Will lächelte und ging diskret hinter uns her, als wir losgingen. Nur hatten wir das Pech, dass wir uns hier gar nicht auskannten. Bis auf Caine ein wenig, aber er erinnerte sich ja nicht mehr richtig daran. Wir liefen mit gerunzelter Stirn los, am Überlegen wo wir hinmussten; beziehungsweise ich. Da ich Isabelles Nummer in Caines Handy hatte, konnte ich sie theoretisch anrufen. „Wenn wir das nicht finden werde ich sie aber anrufen.", sagte ich nach einer Weile obwohl ich genau wusste, dass es Caine nicht passte, mit Hilfe durch die Stadt zu laufen in der er - zwar schon Jahre vorher - mal war. Er war unzufrieden, dass er sich kaum erinnerte. Trotzdem nickte Caine als ich das ansprach. Will war noch immer hinter uns und ich musste zugeben, dass ich mich wirklich noch sicherer fühlte als alleine oder bloß mit Caine. Nur wurde ich langsam ungeduldig und hatte keine Lust mehr, noch gefühlte weitere Stunden orientierungslos umherzuirren. Es war eine Stadt, die größer war als mein Zuhause und in der mindestens doppelt so viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Die Stadt war auch wesentlich besser ausgestattet was Straßen und Häuser anging, und sauberer als meine Heimat. Das einzige, was bei mir zu Hause schön war, war das Auktionshaus, wobei ich dessen Schönheit in Anbetracht der Explosion in Frage stellte. Und dass ich mich in dieser Stadt hier verlaufen konnte, war kein Wunder, wenn meine Heimat praktisch ein Dorf gegen diese hier war.
Also wählte ich über kurz oder lang doch Isabelles Nummer und sie nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab. „Jenna! Seid ihr schon da?" Ich seufzte leise. „Nein, sonst hätte ich nicht angerufen." „Wahrscheinlich hätte ich euch dann schon längst gesehen.", antwortete Isabelle schließlich. Ich lächelte. „Wir sind zwar schon in der Stadt, aber weiter kommen wir nicht."
„Wo seid ihr denn genau?" Ich sah mich um. „Äh ... Bei so 'nem Laden. Candy's heißt der." Als Isabelle antwortete hörte ich die Freude in ihrer Stimme. „Gut! Dann komme ich rüber. Ich bin gar nicht so weit weg. Wartet auf mich, ja?" Ehe ich antworten konnte, hatte sie schon aufgelegt. „Und? Was hat sie gesagt?", fragte Caine. „Sie kommt zu uns. Wir sollen hier warten." Caine nickte langsam. Caine lehnte sich an eine Hauswand und Will tat das Gleiche. In der Zeit wo wir warteten, sah ich mich erneut in der Stadt um. Sah wirklich gar nicht so schlecht aus. Viel Zeit zum Gucken blieb mir aber gar nicht, weil Isabelle schon wenige Minuten später auftauchte und mir um den Hals fiel. So schnell konnte ich gar nicht reagieren. Will war sofort in Alarmbereitschaft bis er realisierte, dass es Isabelle war die auf mich zugestürmt kam. „Jenna!", sagte sie und sah mich mit Freude in den Augen an. Caine starrte sie einen Moment ungläubig an, entspannte sich dann aber wieder. Ich lachte leise als ich seinen Gesichtsausdruck sah. „Ich freu mich so, dass du da bist." Isabelle ließ mich los und lächelte mich an. Nun bekam sie auch Caine und Will mit. „Wer von beiden ist jetzt deiner?", fragte sie und lachte leise. Das Grinsen auf ihrem Gesicht konnte ich so sehen, obwohl sie mich nicht direkt ansah. Will verkniff sich ein Schmunzeln. Caine stieß sich von der Wand ab und kam zu uns. „Hi.", grüßte er Isabelle und hatte dieses charmante Lächeln auf den Lippen. Sie sah mich vielsagend an und nickte beeindruckt. Isabelle lehnte sich zu mir als sie mir antwortete. „Ich muss sagen, du hast echt Glück gehabt. Ich bin beeindruckt. Er ist wirklich attraktiv." Nun drehte sie sich wieder zu ihm um. „Hi. Ich bin Isabelle." Zur Begrüßung reichte sie ihm die Hand. Caine schüttelte sie. „Caine. Jenna hat dir bestimmt schon von mir erzählt. Das da ist Mr. Hudson, unser Begleitschutz.", erklärte er und Isabelle reichte auch Will die Hand, dann räusperte sie sich. „Bevor wir hier noch lange rumstehen, will ich euch mal lieber zu dem Café bringen, wo wir sitzen."
„Wir?", fragte ich etwas irritiert. Isabelle lachte leise. „Ja, wir. Ich hab dir doch gesagt, dass mein eigentlicher Mann auch dabei ist, oder?"
DU LIEST GERADE
Chosen
Teen FictionStell dir vor, deine Zukunft ist schon geplant. Und du kannst nichts dagegen tun. Mit einem Schlag ändert sich dein Leben. Was, wenn es eine Chance gäbe, diesem Leben zu entkommen? Würdest du sie ergreifen?