Kapitel XXII

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Am nächsten Morgen wachte ich neben Caine in seinem Bett auf und wusste irgendwie gar nicht so recht, wie ich letzte Nacht hierhergekommen war. Ich wusste noch, dass wir uns letzte Nacht wirklich mal nähergekommen waren und dass es schön war. Aber wieso lagen wir nun hier oben in seinem Bett? Er hatte nach wie vor obenrum nichts an, als ich zu ihm sah und ihn musterte. Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte kurz, hob die Decke an und konnte dann erleichtert durchatmen. Zum Glück trug er noch seine Boxershorts. Dann kam ich auf die Idee, mich nach Klamotten abzusuchen. Komischerweise lag ich nur in Unterwäsche neben ihm... Vorsichtig, und ohne ihn zu wecken, versuchte ich, mich aufzusetzen und zu strecken. Vielleicht fiel mir ja gleich wieder ein, warum ich halbnackt neben ihm lag. Draußen schien bereits die Sonne durch die grünen Blätter der Bäume. Endlich kam der Sommer. Es schien etwas windig zu sein, die Blätter wurden gelegentlich hin und her geweht. Aber als ich an Wind dachte, wurde mir tatsächlich ein bisschen kalt. Ich sah zu Caine, der noch zu schlafen schien und wollte aufstehen, als er sich bewegte und seinen Arm um mich schlang. Ich weitete die Augen. „Wo willst du denn hin?", murmelte er leise. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. „Du bist wach."

„Klar." Ein Grinsen trat auf seine Lippen und langsam öffnete er die Augen. Als er mich ansah, funkelte etwas in seinen Augen. „Mir ist eine Idee gekommen. Nein, zwei." Ich zog fragend die Augenbrauen hoch. „Zwei?"

„Ja, die erste wäre eher eine Frage."

„Schieß los." Er rieb sich kurz die Augen und gähnte noch mal, bevor er mir seine Frage stellte. „Was hältst du davon, jetzt öfter hier in meinem Zimmer zu schlafen?" Meine Augen weiteten sich. „Okay...?"

„Mir hat das durchaus gefallen neben dir." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, daher starrte ich ihn nur an, sodass er leise lachen musste. „Ich meine es ernst. Du kannst gerne hier bei mir schlafen."

„Caine..." Er setzte sich auf und sah mich an. „Wir sind verlobt, Jenna. Du wirst nicht ewig ein Bett für dich haben." Er grinste süffisant und funkelte mich an. Die Tatsache, dass wir beide gerade nur in Unterwäsche in seinem Bett saßen, machte mich irgendwie nervös. Ich rutschte auf meinem Platz etwas herum. „Was ist deine zweite Idee?", fragte ich, um ihn von der Frage abzulenken, ob ich hier regelmäßig schlafen wollte. Er atmete leise durch und fuhr sich durch die Haare, die vom Schlafen noch ganz zerzaust waren. „Mir ist die Idee gekommen, als ich überlegt habe, was du und ich noch unternehmen könnten, bevor wir heiraten."

„Äh, aber viel Zeit haben wir nicht mehr?"

„Wir haben uns ja noch kein genaues Datum überlegt. Also bleibt uns Zeit, für einen kleinen Wochenendtrip, was hältst du davon?" Meine Augen wurden größer als sie ohnehin schon waren. „Du willst noch mal wegfahren? Mitten in der Planung?"

„Ohne uns geht es nicht weiter. Außerdem tut etwas Abstand von allem vielleicht ganz gut. Was meinst du?"

„Und wohin willst du fahren?"

„Ins Ferienhaus meiner Eltern. Am See, wo man zu dieser Jahreszeit perfekt schwimmen gehen kann. Es ist im Wald, niemand würde uns also stören." Er lehnte sich weiter zu mir. „Ich will mit dir alleine dahinfahren. Keine Security, keine Eltern, niemand außer dir und mir." Ich öffnete die Lippen, während ich über eine Antwort nachdachte. „Ist das eine gute Idee...?"

„Jenna, du warst noch nicht viel weg, stimmt's?" Ich schüttelte den Kopf. „Und wenn du und ich drei Tage alleine weg sind, wird schon nichts Weltbewegendes passieren. Was meinst du, was dieser kleine Trip uns bringen wird." Ich konnte seinen Atem an meinem Ohr spüren, so nah war sein Gesicht neben meinem, seine Augen verfolgten jede Bewegung und jede Reaktion von mir ganz genau. „Was denkst du denn, was der bringt?"

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