XIII

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Eigentlich war ich nicht sonderlich scharf auf dieses Gespräch, aber früher oder später musste es ja kommen. Nachdem ich überlegt hatte, wie ich antworten sollte, hatte ich schließlich zugestimmt. Wir waren etwas abseits der anderen, um uns besser unterhalten zu können. Na ja, eigentlich waren wir nur raus auf die Terrasse gegangen. Mom suchte nach den richtigen Worten, um das Gespräch anzufangen. Sie sah etwas unbeholfen aus, so wie sie mit etwas Abstand zu mir saß und ihre Hände rang. „Worüber willst du denn reden?", fragte ich sie. Vielleicht würde der Anfang ihr jetzt leichter fallen. Sie presste kurz die Lippen aufeinander. „Es geht nur um das Formular. Und das was danach passiert ist.", erklärte sie schließlich. Ach so. Wollte sie also doch wieder über die Auktion reden. Ich hatte es mir fast schon gedacht. Ich nickte bloß. „Aha. Erzähl weiter." Eigentlich war ich ziemlich desinteressiert, aber andererseits sah ich auch ein, dass wir uns nicht ewig anschweigen konnten. Und dass dieser Teil der Geschichte vielleicht eins der wichtigen Puzzleteile sein könnte, die mir noch fehlten. Wahrscheinlich würde das Gespräch wieder aufs Selbe hinauslaufen, aber ein Versuch war es ja wert. „Wie ich vor der Auktion schon gesagt hatte, habe ich das Formular nicht unterschrieben. Ich hatte eingesehen, dass du das nicht möchtest und habe es gelassen."

„Ach, und bei Estelle war das nicht so, oder was?", hakte ich gereizt nach. Mom schüttelte den Kopf. „Estelle war was das anging anders gestrickt als du. Sie hatte sich nicht so gesträubt, wobei Begeisterung bei ihr auch anders ausgesehen hatte."

„Aber warum hast du dann trotzdem unterschrieben?"

„Weil Estelle raus aus unserer Stadt wollte. Sie wollte nicht weg von uns, aber sie wollte nicht mehr in der Stadt leben."

„Warum hat sie mir das dann nie erzählt?"

„Womöglich, weil sie dich nicht kränken wollte. Du warst auch erst vierzehn."

„Trotzdem. Wir hätten noch weiterhin als Familie zusammenleben können. Alle vier. Und verstanden hätte ich es bestimmt." Bei meinen Worten zog Mom traurig die Augenbrauen zusammen. „Hör zu. Ich weiß, dass das alles überhaupt nicht nach deinen Vorstellungen verlaufen ist und hätte anders sein sollen. Aber ich weiß nicht, wie oft ich noch versuchen soll, dir zu sagen, dass ich nicht unterschrieben habe. Ich habe eigentlich kein Problem mit der Auktion, aber wenn es um die eigenen Kinder geht, ist das doch schon was Anderes."

„Es hätte alles anders sein können." Mom schwieg für einen Moment. Dann fuhr sie ihre Erklärung fort. „Als Caines Eltern bei uns gewesen waren, um dich kennenzulernen, war alles noch okay gewesen. Ich kenne seine Eltern. Sie sind wirklich in Ordnung. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie die Unterschrift auf das Formular kommen konnte. Dein Vater hätte das alleine nicht unterschrieben, dafür seid ihr beide ihm zu wichtig. Das weißt du."

„Aber es muss jemand gewesen sein, der unseren Namen kannte und die Unterschrift auch gut fälschen konnte. Ich meine, die Veranstalter werden doch schon darauf achten, wie die Unterschrift aussieht, oder nicht?" Mom dachte kurz nach. „Ja, das schon. Deswegen bin ich auch schon von einer Fälschung ausgegangen. Wie gesagt, ich kann es mir einfach nicht erklären." Ich fuhr mir aufgebracht durch die Haare. Eigentlich wollte ich mir an meinem Geburtstag keine Gedanken über die Auktion machen oder über irgendwas, das damit auch nur im Entferntesten zu tun hatte. „Vielleicht hatte auch jemand seine Finger im Spiel.", murmelte ich leise und Mom sah mich nachdenklich an. „Naja, ist auch egal. Ich kümmere mich darum.", sagte ich schließlich und machte eine abwinkende Handbewegung. „Warte.", mischte Mom sich ein. Ich sah sie fragend an. „Was?"

„Lass mich das machen. Du hast hier schon genug zu tun und sollst dich nicht auch noch darum kümmern müssen." Ich verengte abschätzend die Augen. „Das sagst du nur, um bei mir gut Wetter zu machen." Sie seufzte. „Und? Wäre das so schlimm? Ich weiß ja, dass du meistens nicht gut auf mich zu sprechen bist, aber lass mich wenigstens einen Teil von dem, der dich gegen mich aufgebracht hat wiedergutmachen." Ich schloss angestrengt die Augen. Was war momentan bloß mit den Leuten in meinem Umfeld los? Caine war total freundlich geworden, meine Mom wollte mit mir reden und Dinge wiedergutmachen und ich selber blickte durch mein Verhalten auch gar nicht mehr richtig durch. Die Zeit, die ich bis jetzt schon hier verbracht hatte, hatte mich definitiv verändert. Nur wusste ich nicht so ganz, was ich davon halten sollte.

ChosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt