Kapitel XXXVI

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Es war kaum zu glauben! Kaum hatte ich mein voriges Leben wieder, stand auch schon wieder etwas über mich in der Zeitung. Unwillkürlich erinnerte ich mich an meine Zeit bei Caine und Cameron. Die Überschrift des Artikels lautete: „Aus für Jenna Winston und Caine Evans?" Ich verdrehte die Augen und seufzte. Die hatten doch keine Ahnung! Bloß weil sie mich hier in der Stadt gesehen hatten, musste das ja nicht heißen, dass Caine und ich uns, naja, gewissermaßen „getrennt" hatten. Irgendwo stimmte es, aber wir hatten ja nicht gesagt, dass es aus war. Die Unterschrift des Artikels hieß: „Werden diese Trennungen zur Gewohnheit?" Ich ging davon aus, dass sie die von Isabelle und Eric damit auch meinten. Schließlich hatte Eric Isabelle ja auch gehen lassen. Da mich das nun doch neugierig machte, las ich den Artikel komplett. „Jenna Winston ist seit längerer Zeit wieder zurück in ihrer Heimat." Sie berichteten darüber, ob es derselbe Grund sein könnte wie bei Isabelle, dass ich nun wieder zu Hause war. Dann spekulierten sie, wer es sein könnte, wobei ich es ziemlich sinnlos fand. Zum einen hatte ich hier keine wahre Liebe und zum anderen war Liebe garantiert nicht der Grund, warum ich wieder hier war. Ich seufzte und las weiter. Ich schloss kurz die Augen als Caine erwähnt wurde. Konnte natürlich sein, dass sie irgendwas über mich oder ihn schrieben, um noch mehr Spannung in den Artikel zu bringen, aber wenn man die Wahrheit kannte ...

Schließlich schrieben sie, dass es vielleicht zu einem vermehrten Auftreten dieser Vorfälle kommen könnte und diese als Aufstände gegen die Auktion gemeint sein könnten. Bitte was? Aufstände? Langsam wurden sie aber echt übergeschnappt. Irgendwas stimmte hier nicht. Etwas passte nicht zusammen. Mir war zwar noch nicht klar, was, aber irgendwas war da doch im Busch. Bloß weil Isabelle und ich wieder zu Hause waren, hieß das nicht, dass es auch anderen so gehen würde. Ich hatte ja sonst keinen Kontakt zu einem der Mädchen von der Auktion, also wusste ich über deren momentanen Stand nichts. Wenn ich ehrlich war, hatte ich eigentlich nichts gegen Aufstände gegen die Auktion, abgesehen von den Attentaten der letzten Monate. Ich konnte diesen Mist nach wie vor nicht leiden. Selbst obwohl es mich eigentlich ganz gut getroffen hatte. Es gab bestimmt andere Kandidatinnen, denen es nicht so ging wie mir oder Isabelle.

Ich las den Artikel zu Ende und legte die Zeitung dann auf den Tisch. „Mann, wenn du weiter so die Stirn runzelst, kriegst du früher Falten als ich dachte.", stichelte Jackson und ich schnitt eine Grimasse. „Und?", fragte Clarice dann als sie meinen Gesichtsausdruck deutete. Ich schob ihr die Zeitung hin. „Oh ...", sagte sie dann. „Vor diesen Presseleuten ist auch keiner sicher ..." Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Was schreiben die manchmal für einen Dreck ...", murmelte sie während sie den Artikel las. Wir drei saßen alleine am Tisch, da ihre Eltern arbeiten mussten. „Glaubst du, da ist was dran? Ich meine, wegen den Aufständen oder so?" Ich zuckte mit den Schultern. „Manchmal schreiben diese Typen ja Mist, aber ich glaube, da steckt tatsächlich was dahinter, von den Angriffen mal abgesehen. Ich habe da so ein seltsames Gefühl. Und ich weiß auch nicht, warum, aber ich glaube, Mr. Evans wusste etwas darüber." Clarice starrte mich an. „Wie kommst du darauf?"

„Als ich bei ihnen zu Hause einmal mit Cam unterwegs war, kam er auf die Idee, im Büro seines Vaters nach Hinweisen auf die Auktion zu suchen. Weil ich ihn auf diese Idee gebracht hatte als ich ihm erzählt hatte, was ich vermutete. Wir sind tatsächlich fündig geworden."

„Und was habt ihr gefunden?" Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihnen von allem erzählen sollte, oder ob ich meine Halbschwester - die ja für den Tod so ziemlich aller bisher gestorbenen Menschen verantwortlich war - lieber aus der Erzählung rausließ. Ja, ich entschied mich dazu, Lucy aus der Sache erst einmal herauszulassen. „Ich hatte mir schon gedacht, dass Mr. Evans etwas mit der Auktion zu tun hatte. Vor allem, nachdem ich trotzdem zu ihnen kam, egal wie ich mich an dem Tag bei meinen Eltern zu Hause benommen habe." Die beiden sahen mich aufmerksam an, während ich erzählte, was meinen Verdacht bestätigte und was noch im Büro von Mr. Evans vorgefallen war. Während ich erzählte, blätterte ich die Zeitung weiter durch, einfach weil mir danach war, und nicht, weil ich etwas Spezielles suchte. Plötzlich fiel mir die Zeitung aus der Hand und mir stockte der Atem. Es war ein Artikel über die Hochzeit drin. Und der Titel lautete: „Hochzeit des Todes". Mein Körper fing an zu zittern und ich bekam kein Wort mehr heraus. „Jenna?", fragte Clarice gleich besorgt, aber ich reagierte nicht auf sie. Ich war nicht fähig, mich zu bewegen, sondern starrte lediglich das Bild in der Zeitung an. Sofort kamen Erinnerungen in mir hoch. Mir stiegen Tränen in die Augen, die mir auch wenig später die Wangen hinunterliefen, gefolgt von heftigen Schluchzern. „Ach du Scheiße.", hörte ich Jackson sagen, bevor er aufstand und die Zeitung vom Boden aufhob. „Jenna." Clarice kam an meine Seite und nahm mich in den Arm. Augenblicklich schrie ich auf und schlug um mich. „Lass mich! Lass mich los!"

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