5. Kapitel

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"Oh mein Gott das ist umwerfend!" Das kam von Rose. Skeptisch betrachte ich mich im Spiegel der in meiner Umkleidekabine hing. Ich hatte gerade den dunkelroten Vorgang zurückgezogen, um das goldene Wunder, Alice und Rose vorzuführen. "Bist du sicher?", fragte ich denn ich war alles andere als sicher. Das Kleid war wirklich umwerfend aber ob ich darin wenigstens ansatzweise gut aussah, bezweifelte ich. "Ja! Oh Mann, wenn du nicht siehst, wie gut du in diesem Kleid aussiehst, weiß ich nicht mehr, was ich machen soll." Alice zwinkerte mir zu. Ich lachte. "OK dann nehme ich das." Ich zog den Vorhang wieder zu.

Ich bin gerade so froh, dass ich kein Mensch bin." Hörte ich Rose vom Rücksitz sagen. "Warum?"
"Weil ich sonst jetzt Fußschmerzen des Todes hätte." Sie lachte. Wir waren auf dem Rückweg nach Forks und auf dem Rücksitz saß nicht nur Rosalie, es lagen auch ein wunderschönes, goldenes Kleid in seiner Kleiderhülle, drei Paar High Heels und eine paar Sneaker in 4 Schuhkartons, mehrere Paare Kontaktlinsen, ein paar Handtaschen und noch andere Accessoires neben ihr. Ich ließ meinen Kopf gegen die Fensterscheibe sinken, um nach oben in den schwarzen Himmel zu schauen. Aber ich war in Forks. Der Ort in dem es an jedem einzelnen Tag regnete. Die Wolken hingen so tief, dass ich keine Sterne erkennen konnte. Die Scheibe musste ziemlich kalt sein, da sie die gleich Temperatur wie meine Haut hatte. Ich schloss die Augen. Natürlich war ich nicht müde allerdings war das Sehen durch die Brille sehr mühsam, weil jeder einzelnen Kratzer meine Sicht störte. Abnehmen konnte ich sie nicht. Wir fuhren mitten durch die Stadt und das Licht der Straßenlaternen war hell genug, um bei jeder Ampel in Alice Auto herein glotzen zu können.

Als ich die Augen wieder öffnete fuhren wir bereits in die Einfahrt der Cullens. Sie war schon für die Hochzeit geschmückt. Der Weg zum Haus war mit weißen Lichtern ausgeleuchtet. Sie hatten sie wohl schon angemacht, um Alice bei ihrer Rückkehr zu zeigen, dass sie sich nicht mehr um die Dekoration zu kümmern brauchte. Es hatte anscheinend den gewünschten Effekt hervorgerufen. In ihrem Gesicht standen eindeutig die Worte ich liebe euch geschrieben.

"Wow das sieht unglaublich aus.", staunte ich und es war ernst gemeint. Im Haus lagen überall weiße Blumen auf Tischen und Sideboards. Über jedem Fenster hingen Lichterketten, auf Edwards Klavier hatte jemand - ich vermutete Esme - einen weißen Schwan aus Tüchern konstruiert, der in diesem Fall zwar romantisch aber nicht kitschig aussahn. Die Tische waren alle mit einer weißen Tischdecke bedeckt worden und es standen mehrere noch nicht angezündete Teelichter darauf.  In der Luft lag ein Geruch den selbst ich schwer definieren konnte. Was wohl daran lag, dass ungefähr 10 verschiedene Blumendüfte zusammen gemixt wurden und ich nicht der größte Pflanzenfan war. "Es sind Bellas Lieblings Blumen." Kam es von Edward der offensichtlich meinen Gedanken gelauscht hatte. "Hat Bella die Deko schon gesehen?", fragte Alice. Der scharfe Unterton war nicht zu überhören. "Nein, nein.", beruhigte Esme sie. "Wir haben erst angefangen zu schmücken nachdem sie nach Hause gefahren ist. Apropos Edward wenn du sie vor eurer Hochzeit noch einmal sehen willst, dann ist jetzt die letzte Chance." Emmett zwinkerte ihm zu. Edward nickte während er auf seine Armbanduhr sah und das Haus verließ. "Ich gehe jetzt in mein Zimmer. Vorhin hatte ich keine Zeit irgendwas einzurichten und ich muss noch die neuen Sachen nach oben bringen.", sagte ich. Ich brauchte etwas Zeit für mich immerhin hatte ich fast 300 Jahre alleine gelebt. Ich musste mich erstmal daran gewöhnen ab und an unter Leuten zu sein. "Ich werde dir helfen." kam es von Esme. "Danke." Am liebsten hätte ich mich allein um die neuen Sachen gekümmert aber ich wusste, dass es Esme kränken würde. Zusammen gingen wir in die Garage. "Ich bin froh, dass du wieder da bist." Ich öffnete die Autotür. "Warum?" Esme und ich hatten uns immer ausgezeichnet verstanden. Aber persönliche Gespräche hatten wir nie geführt. Bei meinem Aufenthalt vor 200 Jahren war ich so plötzlich aufgebrochen, dass ich gar keine Chance gehabt hatte mich an ihre mütterliche Fürsorge zu gewöhnen. Bei Edward und Carlisel war das anders gewesen. Die beiden waren anders gewesen hatten mich auch nie ausgefragt - Edward wohl hauptsächlich, weil er durch meine Gedanken sowieso schon alles wusste, was er wissen wollte und Carlisel wollte wahrscheinlich einfach nicht aufdringlich sein. "Als du das letzte Mal da warst habe ich bei Edward und auch bei Carlisel gemerkt, dass sie sich anders verhalten haben. Sie wahren..." Sie suchte nach dem richtigen Wort. "Gelassener." beendete sie ihren Satz. Stirnrunzelnd sah ich sie an wären sie sich zwei Schuhkartons unter die Arme klemmte und ich vorsichtig die Kleiderhülle aus dem Wagen nahm. "Was meinst du damit?" "Früher, als wir noch zu dritt lebten." Sie schwieg wieder einen Moment. "Carlisel und ich waren so glücklich zusammen während Edward allein war. Er versuchte es immer zu verbergen aber Carlisel wusste, dass er sich einsam fühlte, was auch ihn bedrückte. Als du dann kamst, hatte Edward endlich jemanden. Wenn auch nicht als Partnerin. Trotzdem in diesen zwei Wochen warst du für ihn... ein Lichtblitz in der Dunkelheit der Einsamkeit. Als seine beste Freundin." Erstaunt sah ich sie an. Nie hätte ich gedacht, dass ich in dieser kurzen Zeit für jemanden so wichtig werden konnte. "Da Carlisel Edward wieder lachen gesehen hat, warst du auch seine Rettung." Ich blinzelte ein paar Mal. Es tat mir jetzt leid, dass ich so spontan und ohne Vorwarnung beschlossen hatte die drei Cullens zu verlassen. Esme schien zu bemerken wie ich mich fühlte. Sie kam um das Auto herum, stellte beide Kartons auf das Dach des Porsches. Sie zog mich an sich heran und umarmte mich. Es war eine leichte zwanglose Umarmung. Und auf einmal fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter getröstet wurde. In diesem Moment beschloss ich Esme wie eine Mutter zu betrachten.

Elizabeth Cullen *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt