9. Kapitel

372 21 3
                                    

Blass, eingefallene und verzehrte Haut, tiefe, dunkle Augenring, hervortretende Wangenknochen, ungesund dünn-fast mager. All das war was von Bella übrig geblieben war. Seit ein paar Tagen lag sie jetzt auf der Couch in unserem Wohnzimmer. Die Hände über ihrem rasant wachsenden Bauch gefaltet, die Knie angewinkelt. Die restliche Familie, abgesehen von Carlisle, stand in einer kleinen Gruppe um sie herum versammelt als ich herunter kam. Carlisle war dabei dem Werwolf-Freund von Bella die Tür zu öffnen. Ich selbst hatte mich versucht von Bella fern zu halten. Zwar hatte ich Rosalie versprochen an ihrer Seite zu bleiben, war aber ziemlich schnell schwach geworden. Sie sah so krank aus. Ich konnte es nicht ertragen die sonst so reizende Bella in diesem Zustand zu sehen. Ganz zu schweigen von Edward. Er sah fast genauso schrecklich aus. Bei ihm war es nicht sein Körper der mir zu schaffen machte, sein tägliches Leiden war noch viel schimmer. Er war seit sie wieder da waren nicht ein mal Jagen gegangen und auch das sah man ihm an. Der Wolf kam herein. Ich rümpfte die Nase, da sein Gestank den ganzen Raum erfüllte. Langsam schritt er auf Bella zu. Erst wanderte sein Blick zu Edward. Jacobs Miene änderte sich schlagartig von wütend und misstrauisch zu verblüfft und als er Edwards starr auf Bella gerichteten Augen folgte, wich ihm alle Farbe aus dem Gesicht. Meiner Meinung nach nicht verwunderlich. Schützend stellte sich Rose vor das Sofa um Bella abzuschirmen. Oder eher gesagt, ihren Bauch. Von ihrem und Bellas früherem eher kritischen Verhältnis war nichts mehr zu erkennen. Ganz im Gegenteil, wenn ich nicht der Annahme wäre, dass Rosalie sich mehr um das ungeborene Kind scherte, würde ich denken, die beiden hätten ein freundschaftliches Bündnis. So wie Bella in diesem Moment zu Rose hoch schaute - fast entschuldigend. Schnell griff die Vampirin nach einer Schüssel, die neben Bella auf dem Boden stand und hielt sie ihr unter das Kinn und im nächsten Moment fing sie an sich geräuschvoll zu erbrechen. Als sie den Kopf wieder hob, lächelte sie Jacob schwach an ehe sie ein wenig verlegen auf ihre mageren Finger schaute. "Tut mir leid.", flüsterte sie. Ich hatte Mitleid mit ihr und in diesem Moment meinte ich sie sogar ein klein wenig zu verstehen. Anders als wir kannte sie ihr Kind schon. Auch wenn nicht persönlich. Sie liebte es und wenn man einen Menschen liebt, dann tut man alles um ihn zu beschützen. In ihrem Fall, sterben. Jacob ging auf sie zu. Er wollte sich zu ihr auf den Rand des Sofas setzen, wurde aber von Rosalie daran gehindert. Sie fauchte ihn leise an aber Bella hielt sie zurück. Es war ihr anzusehen wie sehr sie dagegen war jedoch machte sie einen Schritt zur Seite um Jacob Platz zu machen. Böse funkelte sie den Wolf an. Dieser kniete sich jetzt an das Sofa. "Bella. Was ist passier?" Ich konnte mir das nicht länger anhören. Gleich würde Jacob ihren Bauch entdecken und ein weiters Mal würde ich sehen müssen wie eines Menschen Herz brach, ein weiteres Mal würde ich mit ansehen müssen wie jemandes Welt zusammen brach. Ich durchquerte den Raum und spürte promt alle Blicke auf mir. Edwards war gleichgültig, wie immer in letzter Zeit wenn es nichts mit Bella und ihrem Kind zu tun hatte. Doch die meisten anderen waren traurig. Besonders Bellas und Rosalies brannten am meisten auf meiner steinernden Haut. Ich drehte mich ein mal um, um Bella mit einem Lächeln zu beruhigen. Rosalies wich ich aus. Was sie anging hatte ich in letzter Zeit gemischte Gefühle. Wut, Trauer, Angst. Ich vermisste sie.

Ich schlenderte durch den Wald. Weit weg vom Haus wo ich hätte hören können was geredet oder getan wurde. Da hörte ich plötzlich Schritte. Zwei Leute. Und dann... sie blieben stehen. Ich wusste, es war unhöflich zu lauschen, da die beiden Gestalten sich offensichtlich extra weit vom Haus der Cullens entfernt hatten um nicht gehört zu werden. Im selben Moment in dem die beiden stehen blieben, rührten sich meine Füße nicht mehr vom Fleck. Ich hielt den Atem an, was eigentlich eine Erleichterung war, da es schwer gewesen war sich das Atmen anzugewöhnen um unter Menschen nicht aufzufallen. Die "Anstrengungen" waren leider umsonst gewesen, da es ein gewisser gedankenlesender Vampir war der mit einem weiteren ... Werwolf? unterwegs war. "Liz würdest du bitte herkommen. Wenn dich dieses Gespräch so sehr interessiert, dann beteilige dich doch daran." Edward klang genervt und ich vermutete, dass der Grund dafür war, dass es ihm gegen den Strich ging so lange von Bella getrennt zu sein. Peinlich berührt stapfte ich auf die beiden zu. Warum mit Jacob?, dachte ich an Edward gerichtet. Ohne auf meine Frage zu achten wandte er sich an den Wolf. "Ich habe eine Bitte." Jacob schien ihm per Gedanken zu antworten. Ob wegen mit oder nicht, wenn das so weiterging, würde ich sowieso nichts verstehen. Also warf ich beiden einen entschuldigenden Blick zu - obwohl sie wohl eher dankbar waren, dass ich verschwand - und sauste wieder in Richtung Cullens. Dort angekommen sprang ich direkt auf die Terrasse im ersten Stock und kletterte um die Ecke in mein offenes Fenster hinein. Eigentlich wollte ich mit dieser Aktion Rosalie und Bella umgehen - Fehlgeschlagen. Zu meiner großen Überraschung saß Rose auf meinem Bett. Dass sie sich je von Bella trennen würde. "Was machst du hier?" Ich wollte sie nicht ansehen, also drehte ich ihr den Rücken zu während ich das Fenster schloss. "Liz." Als sie meinen Namen sagte, klang ihre Stimme fast flehend. Ich antwortete nicht, wartete darauf, dass sie weiter sprach. Dieses Gespräch fand ohnehin schon gegen meinen Willen statt. "Liz bitte. Das kann nicht so weiter gehen." Wieder schwieg ich. Natürlich hätte mir von Anfang an klar sein sollen, dass es bei der Rettung Bellas Kindes einzig und allein um das Baby gegangen war. Aber obwohl ich gewusst hatte, wie Rosalie zu Bella stand, hatte ich nicht geglaubt, sie würde Bellas einfach sterben lassen. "Ich bitte dich. Rede mit mir." Ich drehte mich um. "Was soll ich denn sagen?", fuhr ich sie an. Erschrocken von meinem Tonfall zuckte sie zusammen. "Ich weiß nicht.", gab sie zu. Da fiel mir auf, dass wir nicht allein im Haus waren. Die anderen konnten uns also ohne Zweifel hören und trotzdem war Rosalies Stimme nicht kühl und gefasst. Vielmehr zitterte sie als müsse sie gleich weinen. Nur die Tränen fehlten, die ein Vampir natürlich nicht haben konnte. In diesem Moment tat sie mir unglaublich leid doch dann sah ich Bellas Gesicht vor mir wie sie mit schlaffer und eingefallener Haut auf dem Sofa auf den Tod wartete und das machte mich wüten. Von unten hörte ich Jasper leise flüstern. "Liz beruhig dich." Ich hörte nicht auf ihn. "Rose ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich sagen soll außer, dass ich dich nie so eingeschätzt hätte." Plötzlich wurde ihre Miene hart. "Wie Liz? Wie hättest du mich nicht eingeschätzt?", sagte sie kalt. "Ich hätte nie gedacht, dass du eines Menschens Leben gefährden würdest um deine eigenen Zwecke zu verfolgen." Schlagartig wich der Zorn aus ihrem Gesicht. Fassungslos starrte sie mich an. "Wie kannst du nur?" "Wie kann ich was?" "Wie kannst du nur glauben Bellas Leben wäre mir egal? Ja früher hielt ich nicht besonders viel von ihr, da sie ihr Leben einfach wegschmeißen wollte, nur um ein Vampir zu werden..." "Und für ein Wesen, welches sie von innen heraus zerstört ist es ok sein Leben aufzugeben?", unterbrach ich sie. "Es ist kein Wesen. Es ist ein Baby und ja wenn es sein müsste wäre es das. Wenn man jemanden liebt ist es ok für ihn sein Leben zu geben. Aber das wird sie nicht. Sie wird es schaffen, bis zum Ende durchzuhalten, bis sie von einem von uns gebissen wird." Jetzt war ich mir sicher. Wenn Vampire hätten weinen können.... Rosalie schluchzte ein mal auf aber sie blieb sitzen. "Denkst du wirklich so von mir? .... Denkst du ich würde sie einfach sterben lassen und mich mit ihrem Kind auf und davon machen?" Ich schaute zu Boden. Nein das tue ich nicht. Ich weiß, dass du nicht so bist und es auch niemals sein wirst. Ich war noch nie gut darin gewesen meine Gefühle frei heraus zu sprechen und zum Glück hatte ich das auch fast noch nie gemusst. Ich drehte mich wieder zu Fenster, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen, betrachtete den Wald und die grünen Bäume, die bestimmt schon seit hundert Jahren dort standen. "Nein, das denke ich nicht.", sagte ich leise. Von unten hörte ich wie Edward und Jacob zur Tür herein kamen und Edward verkündete, Bella und Jacob würden jetzt ein Gespräch zu zweit führen. Ich wartete auf das raschelnde Geräusch, welches mir zeigen würde, dass Rose sich von meinem Bett erhob und nach unten ging. Aber es kam nicht. Langsam drehte ich mich zu ihr um. Sie schaute mich direkt an. Es war schrecklich mit ihr zu streiten und da ich sie jetzt besser verstand, wollte ich sie am liebsten in meine Arme schließen. Sie kam mir zuvor. Schnell wie der Blitz stand sie auf, kam auf mich zu und ehe ich wusste was geschah hatte sie mich in eine feste Umarmung geschlossen.

Hey B's. Erst mal vielen vielen Dank für 1K Reads. DANKE. Ich würde mich mega über mehr Kommis freuen. 

Elizabeth Cullen *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt