28. Kapitel

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Von diesem Morgen an verbrachten Liam und ich immer mehr und mehr Zeit miteinander. Es gab keine richtigen Ausdruck um unsere Beziehung zu beschreiben. Wir waren keine Freunde, dafür war unser Verhältnis zu eng und vertraut. Liam war mehr als ein Freund. Man könnte uns als Geschwister sehen wenn nicht das Verlangen, seine Lippen mit meinen zu berühren, mich des öfteren plagen würde. Erst letztens als ich, wie gewohnt, in meinem Bett lag, kam er mit einem breiten Lächeln in seinem hübschen Gesicht auf mich zu. Es war einer dieser Tage, von denen man meinen könnte, nur Menschen würden sie erleben. Einer dieser Tage an dem man gar nicht erst einen Fuß aus dem Bett machen wollte und sich am liebsten warm eingekuschelt hällt. Warm war mir sowieso immer aber ich deckte mich trotzdem zu. "Was ist denn mit dir los?" Lachte Liam. Ich grummelte eine Antwort und zog mir die Decke über dem Kopf. Er kicherte und schmiss sich mit vollem Gewicht auf mich, dass mein Bett ein beachtliches Knacken von sich gab. "Darf man fragen, warum ein Vampir, dem es nie kalt wird sich schon den ganzen Tag im Bett einkuschelt?" "Gammeltag." Sagte ich und schob die Decke wieder bis unter die Nase. Er nickte wissend und drehte sich so, dass er neben mir unter die Decke klättern konnte. Er zog mich an sich, dass mein Rücken an seinem warmen Bauch lag. Ich schloss wieder die Augen. Eine Zeit lang blieb es still bis Liam es nicht mehr aushielt. "Wir sehen bestimmt süß aus." ich musste kichern. Und drehte mich zu ihm um "Du bist doof." Mein Gesicht war nun nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt. Seine Augen strahlten, ich betrachtete jede seiner Lachfältchen genau und ohne es zu wollen, wanderte mein Blick hinunter zu seinen Lippen. In diesem Moment hätte ich ihn so gerne geküsst, meinen Körper an seinen gepresst. Danach hoffte ich inständig Liam hatte das Verlangen in meinen Augen nicht bemerkt. Und falls er den Blick doch richtig gedeutet hatte, ließ er sich nichts anmerken als er sagte: "Hast du Lust die Kamera auszuprobieren?" Wie in Trance fing ich an zu nicken. Liams Weihnachtsgeschenk für mich. Eine Spiegelreflexkamera mit semtlichen Zubehör. Natürlich hatten wir an dem Morgen wie die Wilden rumfotografiert. Vor allem uns gegenseitig aber seit dem hatten wir uns vorgenommen ein paar ernsthaft vorbereitete Fotos zu schießen. "Dann komm." rief Liam und warf die Bettdecke zurück. Das ganze Zeug stand in seinem Zimmer, weil es so viel war, dass es den ganzen Raum zu stellte und Liam soweiso weniger Zeit in seinem Zimmer verbrachte als ich in meinem. Ächzend setzte ich mich auf. "Wo willst du.." "Lass dich überaschen." unterbrach er mich. "Ich bringe die Sachen schon mal runter. Emmett leiht uns den Jeep." Damit verließ er das Zimmer. Ich hiefte mich hoch und musste in mein schrecklich, aussehendes Spiegelbild sehen. Die Haare standen mir zu berge und mein Gesicht war vom langen Liegen völlig zerknautscht. So war ich ein wenig stolz auf mich, als ich beim zweiten Blick in den Spiegel, nachdem ich mich angezogen hatte perfekt sitzende, lange, dunkelbraune Haare und sorgfälltig nachgezogene violette Lippen sah. Meine Augen waren wie fast immer blau und neutral geschminkt. Ich hörte wie Liam mit eindeutig zu viel Gepäck unterm Arm an meinem Zimmer vorbeistreifte. Ich wusste, dass es ihm wichtig war ein großes Ding daraus zu machen. Er hatte genauso große Angst vor der Konfrontation mit den Volturi, wie wir anderen. Er wollte bevor es dazu kam so viele schöne Moment wie möglich verbringen. Er hatte es mir nicht erzählt aber ich merkte es an seinem Verhalten. Alles was er tat, wurde ausgekostet und zu einem Erlebnis, was man niemals wieder vergessen konnte. Also öffnete ich den Schrank und holte fast den ganzen Inhalt heraus und stopfte es in einen von Alice riesigen Koffern.

Seit fast einer Stunde saß ich neben Liam auf dem Beifahrer Sitze des nun olivegrünen Jeeps. "Wie lange noch?" quengelte ich. "Noch eine halbe Stunde." ich seufzte und schaltete das Radio an. "...Und der langersehnte Schnee wird uns dann doch dieses Jahr nicht enttäuschen. Schon übermorgen können wir uns über weiße Landschaften freuen. Das wars mit dem Wetter und ich gebe weiter an..." Liam war der jenige der das Radio wieder auschaltete. Ich sah aus dem Fenster. WENN DER SCHNEE LIEGEN BLEIBT. Schon ab übermorgen konnte es zum Kampf kommen und wir konnten alle sterben.

Nach weiteren Minuten sah ich plötzlich etwas, was mich noch mehr beunruhigte als die schreckliche Nachricht im Radio. Ein Stück Wiese. Nur war von dem Gras nicht mehr viel zu sehen, eine Schicht von Schnee überdeckte es. Je weiter wir fuhren, desto mehr Schnee war zu sehen bis es dann anfing zu schneien. "Keine Sorge. In diesem Gebiet schneit es immer früher als in Forks." Liam hatte wie immer bemerkt, dass ich mich unbehaglich fühlte. Ich schloss die Augen. Ich wollte all diese Bilde aus meinem Kopf verbannen. "Wenn du möchtest drehe ich um." sagte Liams Stimme, die immernoch diesen Ton hatte, der so führsorgend klang und mich fühlen ließ, als würde er mich vor allem Leid auf dieser Welt beschützen. "Nein. Wir wollen unsere wohlmöglich letzten Tage genießen." Auch ohne hinzugucken wusste ich, dass er nickte. Es dauerte eine Weile aber dann hielt das Auto und ich öffnete die Augen. Vor uns lag eine verschneite Berglandschaft. Liam stieg aus und kam so schnell um den Wagen herum, dass er auch mir die Tür öffnete. "Danke." sagte ich hölzern. "Bist du dir sicher?" "Ja." Zusammen gingen wir nach hinten zum Kofferraum, wo das ganze Equipment, zusammen mit meinem Koffer lagerte. Er drückte mir Statief und Faltreflektoren in die Hand, legte sich selbst die Kamera um den Hals und lehnte einen Durchlichtsschirm, der mir bis jetzt noch unbekannt war, an das Auto. "Den kenn ich ja noch gar nicht." "Hab ihn gestern noch dazu gekauft." ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube, als Mensch wollte ich Fotograph werden." sagte er und das ganze klang so beiläufig das ich erst ein paar Sekunden später realisierte was er da sagte. "Du kannst dich erinnern?!" "Seit ich für dich die Kamera gekauft habe, hat sich der Schleier ein wenig verdünnt." Das war das einzige was er darauf antwortete und ich beließ es dabei. Wenn auch nur widerwillig, weil er abweisend klang und ich nicht vor hatte die Stimmung noch weiter herunter zu ziehen.

Schwer bepackt stapften wir den Hang hinauf. Der Schnee machte es nicht leichter aber als wir schließlich an der Spitze ankamen, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Vor mir lag ein riesiger, zugefrorener See. Um den ganzen See waren Berge wie als wäre er ein kleiner Rest Suppe in einer überdemensionalen Schale. "Darf ich vorstellen: Frozen Lake Angeles." Ich sah zu Liam auf. "Es ist wunderschön." Er lächlte. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag hier oben stehn geblieben aber wir waren schließlich nicht grundlos hier. Also liefen wir so schnell wie möglich nach unten um aufzubauen. Da wir nur zu zweit waren, mussten wir etwas finden, woran wir die Reflektoren befestigen konnten. Ich war ein wenig nervös. Noch nie hatte ich so etwas gemacht und besonders fotogen fand ich mich auch nicht. Ich wusste, dass ich hübsch war aber nur in echtzeit. "Jetzt stell dich nicht so an." Liam musste ein Heiliger sein, wenn er es so lange mit mir aushielt. Er nannte mir Posen und fast bei jeder hatte er mich bestimmt fünf Minuten überreden müssen. Ich hatte kein besonderes Scharmgefühl aber bei soetwas hinderte es mich dann doch ein wenig. Trotzdem, ich merkte, wie mir jede der neuen Posen, die er mir nannte, leichter viel. Übung macht den Meister. Und so gefielen mir die meißten der Bilder und manche erfüllten mich sogar mit ein wenig Stolz. Ich hatte noch nie ein besonderes Talent besessen oder ein Hobby gehabt aber je besser ich wurde, desto mehr Spaß machte mir die Sache und falls wir die nächsten Tage überleben würden, würden Liam und ich diese Aktion definitief wiederholen.

Bald fing es an zu dämmern. Wir wollten so eben zusammenpacken als die rote Sonne zur Hälfte hinter den Bergen verschwand. Es war ein überweltigendes Gefühl. Es löste eine Wärme in mir aus. Eine Welle von Glück überschwämmte mich und als ich Liam ansah wie er neben mir den Sonnenuntergang betrachtete, vertausendfachte sich dieses Gefühl. Er sah mich nun auch an. Seine Augen strahlten. Ich konnte sehen, er war genauso glücklich wie ich. "Danke." flüsterte er. Ich fand keine Worte. Die Zuneigung die ich für ihn empfand war unbeschreiblich groß. Er lächelte und ließ seine wunderbar geraden Zähne sehen. "Danke, für den schönsten Tag meines Lebens." Ich drehte mich zu ihm und seine Arme umschlossen mich. Ich sog seinen Duft ein. Nichts hätte diese Szene kompletter gemacht. Nicht mal ein Kuss. Es war perfekt.



Elizabeth Cullen *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt