Freiheit

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Energisch wich ich allen Ästen aus, setzte, gleich wie ein Roboter, einen Fuß vor den anderen. Meine Beine waren immer noch schwach und der Sprint aus dem Haus hatte es nicht gerade besser gemacht. Starr schaute ich aufs Handy. Solangsam hatte ich Angst, dass der Akku nicht halten und ich nicht die Lieferstelle finden würde und die Männer mich fänden.

Und noch einmal beschleunigte ich mein Tempo. Es war nicht mehr weit, jedenfalls wenn man der Karte glauben konnte. Immerwieder dachte ich Schritte und Stimmen zu hören. Mein Paniklevel stieg mit jedem Schritt, den ich machte. Meine Lungen brannten, meine Knochen schmerzten, dennoch führte ich meinen Weg unermüdlich fort. Ich fragte mich wie weit die Männer wohl auf ihrer Suche nach mir waren. Wieviel hatte ich wohl von meinem Vorsprung schon verloren? Lauerten sie schon ein paar Meter hinter mir? Hatten sie eine andere Richtung eingeschlagen? Fragen überfluteten mich, mein Kopf brummte mittlerweile. Auch von den vielen Sorgen, die ich mir um Alice machte. Wo war sie? Wie ging es ihr? Lebte sie überhaupt noch? Fragen über Fragen.

Meine Beine zierten rote Striemen, durch das ständige Aufpeitschen der Sträucher und Äste. Ich hätte keine kurze Hose anziehen sollen. Es war arschkalt und meine Finger fühlten sich an, als wären sich halb abgefroren.

Da! Stimmen! Hundegebell! Verflucht! So schnell mich meine Beine tragen konnten, rannte ich weiter in Richtung Hütte. Knackende Äste, tiefe, verzerrte Stimmen. All das schien meinen bereits hohen Paniklevel noch einmal mehr in die Höhe schießen zu lassen.

Kalter Wind schlug in mein Gesicht, die Sträuche peitschten weiter an meine Beine. Der Schmerz, der mir die Beine hochkroch, brachte mich fast um. Schnell kramte ich in den Taschen von Jack's Jacke und umkrallte, für den Notfall, das Objekt meiner Suche. Plötzlich hörte ich schnelles Atmen hinter mir. Instinktiv drehte ich mich und zückte mein fest in die Hand gepresste Objekt, während ich mit Schwung eben diese Hand ausstreckte. Ich sah nur wie das Messer mit einem Ruck durch die Kehle einer der Männer, welche mich lange Zeit terrorisiert hatten. Mit vor Schreck geweiteten Augen fiel dieser zu Boden. Blut quillte aus seiner Wunde, während sich ein Hals auf komische Weiße nach links beugte.

Meine Schockstarre zwang mich in seine Augen zu blicken. Augen in welchen das Licht so klar und sichtbar erlosch. Irgendwie schaffte es mein Gehirn meine Beine den Befehl zu erteilen schleunigst von hier zu verschwinden und ich folgte diesem Befehl.

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Die Karte zeigte mir an, dass ich gleich an meinen Ziel sein müsste, doch ich wusste ganz so einfach könnte ich dort nicht hingehen. Meine Verfolger, welche ich immernoch dumpf irgendwo hinter mir hörte, würden ahnen, dass ich mich dort verstellte.

Also riss ich etwas von meinem Oberzeil ab und platzierte es an einem Strauch Richtung Süden. Ich ging etwas zurück und riss mir bei einem Ast, in Hüfthöhe, wieder etwas weg, nur dieses Mal in nach Norden. Dies würde sie erst Mal beschäftigen, wenn auch nur kurz. Doch ich war mir sicher, dass ich mir einen kleinen Vorsprung ergattern könnte.

Und ich sollte Recht behalten, denn nach einiger Zeit hörte ich keine Stimmen mehr. Doch ich lief immer noch sehr schnell in Richtung Süden. Die Karte zeigte mir an, dass ich in Richtung Wasser lief. Ich vermutete es war der große See, den ich einst aus dem Fenster beobachten konnte.

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Vollkommen erschöpft trat ich an die Drehtüre eines großen Holzgebäudes. Es war keine kleine Hütte, wie ich es mir vorgstellt hatte, nein, es war ein großer Holzbau. Doch ganz falsch sollte ich nicht liegen, denn ringsherum standen kleine Holzhütten. Vermutlicherweiße war dies ein Entspannungsort oder derartiges.

Wieso ich??Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt