1 New York.

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❰  L I A M  ❱





Mir hatte eine Anklage gedroht. Hausfriedensbruch, Gefährdung des Straßenverkehrs und etliche andere Anklagepunkte hatten sich die Hand gegeben. Als ich beim Familienanwalt hatte antanzen müssen, da war meine Aufmerksamkeit nicht wirklich auf der Höhe gewesen. Ich kannte die Routine, schließlich war ich nicht zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.

Drogenmissbrauch hatte ich schon in der High School abgehakt. Ruhestörung, Körperverletzung und Sachbeschädigung gesellte sich während meiner kurzen Collegezeit dazu. Richtig angeklagt wurde ich nur für den Drogenmissbrauch, aber das Verfahren war im Sande verlaufen. Alle anderen Anklagepunkten konnte ich entgehen. 

Geld hatte eben eine sehr große Macht über Menschen. Jeder war auf eine gewisse Art und Weise käuflich und all diese korrupten Anwälte, Opfer und Richter waren der lebende Beweis dafür.

Dies war der entschiedene Vorteil, wenn der eigene Vater so viel Geld hatte, dass er einem aus allem rauskaufen konnte. 

Und genau das tat meiner. 

Es war eines der wenigen Dinge, bei denen ich immer auf meinen Vater setzten konnte. Er hatte Handlanger, die hinter mir aufräumten. So war es für mich auch nicht verwunderlich, dass dieser ach so wichtige Anwalt-Fuzzi mir mitteilte, dass ich gerade noch einmal davon gekommen sei.

So war es immer.

Ich kam davon.

Bis zum nächsten Mal quasi und dann begann das Spiel von vorne.

Nun verließ ich die Kanzlei von Latham & Watkins und trat hinaus in die kühle Herbstluft. Automatisch schlug ich den Kragen meiner Lederjacke hoch und sah, dass der Chauffeuer sofort seinen Platz zum rauchen verließ.

Ich ging die gewaltigen Treppen herunter, die von der Kanzlei zur Limousine führten und sprach: „Lass dir Zeit Basil." Diese affige Uniform, die Basil jeden Tag tragen musste, nervte mich. Wen interessierte es, ob der Chauffeuer aussah wie geleckt oder Jeans trug. 

Ich streckte die Hand aus und Basil schien direkt zu verstehen, denn er reichte mir seine Zigarettenschachtel. Ohne Hast nahm ich mir eine und atmete wenig später das Nikotin tief ein. Ich wollte meinen Führerschein zurück, doch bislang wurde er zurückgehalten. Der Anwalt hatte mir nur gesagt, dass mein Vater weitere Schritte noch nicht in Auftrag gegeben hatte.

„Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Mr Payne?", informierte er sich, doch ich antwortete nicht. Es wurde Zeit, dass ich wieder selbst am Steuer saß. Obwohl der Unfall nun sechs Wochen her war, hatte ich immer noch ein Pflaster auf der rechten Stirnseite. Ansonsten ging es mir gut. Die Blutergüsse an meiner Hüfte und an meiner Schulter, sowie Brust gingen zurück.

Laut den Ärzten hatte ich unwahrscheinlich großes Glück gehabt. Courtney leider auch. Seit jenem Tag spamte sie meine Mailbox voll und ich war es leid. Bald würde ich dafür sorgen, dass meine Nummer aus ihrem Handy verschwand. Wie das passierte, war mir egal. Es war nur wichtig, dass es passierte.

Der Unfall hatte etwas Gutes. 

Danielle war zu mir angekrochen gekommen, voller Sorge und Angst, mir möge etwas Schlimmes zugestoßen sein. Sie zeigte sich sehr pflegeleicht und erkenntlich. Mir war klar, dass ihr schlechtes Gewissen an ihr nagte, denn sie wusste, dass sie mich wütend gemacht und gereizt hatte. Statt ihr Gewissen zu beruhigen, kostete und nutze ich das schamlos aus.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt