31 Die Blockade.

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❰  L I A M  ❱






Ich wusste nicht, was mich schließlich weckte. Ob es das Licht war, die Wärme, oder das leise Murmeln, dass ich hörte. Vielleicht sogar alles zusammen.

Nur schwerfällig öffnete ich die Augen und sah auf zerzauste, lange dunkle Haare. Ich brauchte einen Moment um mich zu erinnern, wo ich mich befand und setzte mich aufrecht hin. Das Wohnzimmer war in milchiges Licht getaucht. Der rustikale Stil entsprach so gar nicht den Geschmack meines Onkel Chets und umso mehr hatte es mich überrascht, dass ich hier kein asiatisches Klimbim fand.

Müde rieb ich mir über das Gesicht, hinter mir war das Feuer mittlerweile aus, aber das störte mich nicht, denn das Haus war beheizt. Diesen dämlichen Zuständigen würde ich noch in den Arsch treten, wenn ich ihn in die Finger bekam. Wozu zahlte man ihm überhaupt das scheiß Geld sich hier um alles in Abwesenheit zu kümmern, wenn er selbst abwesend war.

Mein Blick glitt über die Silhouette von Sophia und ich neigte leicht den Kopf. Jeder dämliche Tag, den ich gewartet hatte, hatte sich gelohnt. Ich mochte es, wie ihr Körper auf meine Berührungen reagierte und ihre niedlichen Seufzer waren Musik in meinen Ohren. Wenn ich daran dachte, was ich alles noch mit ihr ausprobieren wollte, dann bekam ich arg Lust an Ort und Stelle anzufangen.

Was mich daran hinderte?

Vielleicht weil ich mir ihr seltsames Verhalten in Erinnerung rief. Sie versteifte sich und zwar nicht nur beim Sex. Irgendetwas blockierte sie, aber noch verstand ich nicht, was es war. Leise stand ich auf und war froh, dass wir uns in der Nacht noch angezogen hatten. In Sporthose und Shirt schritt ich barfuß in die Küche. Die Fußbodenheizung fühlte sich angenehm an und ich durchsuchte den Kühlschrank, wohl wissend, was sich drin befand.

Dann machte ich mich daran die Kaffeemaschine zu füllen und sie schließlich einzuweihen. Danach wühlte ich mich durch die Küchenschränke und stellte fest, dass Chet sie ziemlich klassisch ausgestattet hatte. Im letzten Schrank hielt ich inne und schmunzelte. Er war voller Bücher und ich zog sofort ein paar Exemplare heraus.

Jamie Oliver, Wolfgang Puck, Mario Batali, Bobby Flay - der Grill-Experte, Gordon Ramsay Martha Stewart sie alle waren in der erstaunlichen Kochbüchersammlung vertreten. Bei Jamie Oliver lugte ein Post-It heraus und ich öffnete das Buch, sofort sah ich auf die vertraute Schrift meines besten Freundes.

»Sollte dich für eine Zeit beschäftigen – N.«

Obwohl Niall am Vortag bei dieser Fake-Scharade dabei gewesen war und glaubwürdig seine Rolle spielte, war zwischen uns immer noch eine gewisse Art Distanz. Jetzt ließ ich das Buch sinken und erinnerte mich daran, dass er einer der wenigen Menschen war, die wussten, dass ich durchaus mehr konnte als Rührei und Toast.

Jeder Idiot konnte kochen, aber nicht jeder hatte Spaß daran. Für mich war es immer etwas gewesen, was ich mit meiner Mom verband. Der Geruch von Kuchen, herzhafte Speisen, frischen Kräutern stieg mir in die Nase. Im Hintergrund dudelte Musik und leichtfüßig tänzelte sie in der Küche herum, immer darauf bedacht neue Rezepte auszuprobieren.

Ich durfte ihr als Kind immer helfen und je älter ich wurde, umso mehr Spaß fand ich daran. Kochen entspannte mich, ich hatte es bis zur zehnten Klasse jeden Abend vor einer wichtigen Klausur gemacht und mit fünfzehn erwischte mich Niall dabei.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt