2 Die Wahl.

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❰   L I A M 





Der beschissene Mittwoch kam schneller, als es mir lieb war. Niall hatte sich bis dahin immer noch nicht gemeldet und ich verlor mit meinem besten Freund langsam die Geduld. Mir war danach, wieder durch die Clubs zu ziehen. Das Problem war jedoch, dass ich es kaum aus meinem Loft heraus schaffte, ohne das ich zwei Männer vom FBI hinter mir hatte, die auf mich achteten.

Harry lachte mich aus, als ich am Montag im B13 auftauchte und Bäume dabei hatte, die unnatürlichen Schatten warfen. („Folgen dir die Saftsäcke auch aufs Klo?") 

Leider ja. Sie blieben direkt vor der Kabine stehen und schienen darauf zu warten, dass ich im Klo eine Bombe baute. Der Drang, einem von ihnen die Faust ins Gesicht zu rammen, war unglaublich groß und sie machten auch nicht die Fliege, als ich sie anfuhr mich endlich in Ruhe zu lassen.

Niemand widersetzte sich Geoff Payne. Eine Regel, die auch die FBI-Fritzen achteten. Öffnete ich morgens die Haustür, waren sie das Erste, was ich sah. Kam ich Abends nach Hause, waren sie meine Begleitung. Es kotze mich dermaßen an, dass ich versuchte die Überwachung einstellen zu lassen, aber keine Chance.

Heute würde ich endlich mit meinem Vater reden können, auch wenn mir der Rest grauste. Wenn ich meinen Vater anrief, dann landete ich entweder auf seiner Mailbox, oder hatte seine Sekretärin an der Strippe und so hirnlos eine Frau anzuschreien, die überhaupt keine Ahnung hatte, war ich dann schließlich doch noch nicht.

Basil spielte den anderen Babysitter und ich kam mir vor wie ein minderjähriges Jüngelchen, ohne Führerschein. Wie zur Schulzeit und selbst die Zeit war geiler gewesen, weil Harry und ich zum ersten Mal in den Genuss kamen Regeln zu brechen. Erwachsen konnte man leider nicht mehr in den Spind eines Idioten pinkeln. Aus machen Dingen wuchs man raus.

Gelangweilt lümmelte ich also auf der Rückbank der Limousine und hörte Musik. Hin und wieder öffnete ich den Chat an Niall, doch nachdem ich mehrmals gezögert hatte, schloss ich ihn wieder, ohne auch nur ein Wort geschrieben zu haben. Ich hatte diesen Scheiß nicht angefangen. Niall war derjenige, der sich dämlich verhielt.

Basil lenkte die Limousine außerhalb von New York, die Landschaft wurde langweiliger und eintöniger. Es war eine lange Fahrt aus der Stadt und nach fast einer Stunde passierten wir endlich das Tor, dass das Manor meines Vaters ankündigte. Rechts und links von der Straße erstreckten sich hohe und bunte Herbstbäume.

Nach einer weiteren halben Stunde hielt das Auto und ich knurrte: „Ich kriege die Tür auch alleine auf." Wie zum Beweis schlüpfte ich nach draußen und sah gerade noch, wie Basil heran eilte. Er lernte es nie, da könnte ich ihm die Tür gegen den Kopf treten. 

Ohne weiter auf ihn zu achten, schritt ich zwischen den Säulen hindurch und betrat das imposante, im alten englischen Stil gehaltene Anwesen. Es war ein Mausoleum und würde sich für historische Filme besser eignen, als es zu bewohnen. Ein jeder wusste das, nur meine Familie schaltete auf stur. Statt ein doppeltes Penthouse in New York  zu kaufen, pochten sie auf ihre Privatsphäre. Meiner Meinung nach wollten sie hier nur nicht fort, weil sich gigantische Feste an diesem Ort spielend organisieren ließen.

An der großen Flügeltür musste ich einen Pin eingeben, damit sich zumindest eine Türseite öffnete. Mochte sein, dass das Gemäuer alt aussah, dennoch war es mit der neusten Technik ausgestattet. Drinnen erwartete mich Wärme und ein dicker roter Teppich, der meine Schritte in den hohen Mauern verschluckte.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt