16 Kontrolle.

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❰  L I A M  ❱





Es hätte mich überraschen sollen, als mein Gramps zur späten Stunde darauf bestand, dass Sophia und ich über Nacht blieben und erst am Montag nach dem Frühstück zurückfahren sollten. An der Art, wie Sophia zustimme, erkannte ich, dass auch sie damit gerechnet hatte. Wer wusste schon, was sie mit meinem Vater beim Spaziergang beredet hatte.

„Ich verstehe immer noch nicht, weshalb du sie so schnell fragen musstest, ob sie dich heiraten will", begann meine Granny erneut. Wir saßen im Studienzimmer. Grace wollte Sophia alles für die Nacht raussuchen, frische Wäsche, Hygieneartikel und den üblichen Kram.

Die Füße auf einem Hocker abgestellt, versank ich fast im Polster des Sessels: „Granny, hör einfach auf mit den Zweifeln, ich weiß was ich tue."

Sie schnaubte. „Tut mir leid, dass ich an deiner Zurechnungsfähigkeit zweifle, Leeyum."

Nun neigte ich den Kopf. Meine Großmutter war einer der wenigen Menschen an denen ich aufrichtig hing. Nur manchmal, da begann sie zu nerven, mit ihrer fürsorglichen Art. „Wäre es dir lieber, wenn ich fleißig weiter Scheiße treibe? Die Schwanznummer habe ich bislang ausgelassen, aber ich bin sicher, dass er sich gut auf einem Titelblatt machen würde."

„Gott bewahre", stieß sie aus. „Dein Huhu darf züchtig in deiner Hose verpackt bleiben." Sie nippte an ihrem Tee. „Ich will doch nur, dass du dir sicher bist und deine Miss Sophia entspricht so gar nicht deinen üblichen Dummheiten."

„Hm... vor einem Jahr wärst du noch froh darüber gewesen", ich verzog gespielt nachdenklich das Gesicht. „Bei deiner letzten Predigt hast du mir den Alptraum eingetrichtert, was passieren würde, wenn ich einen Bastard in die Welt setzten würde. Jetzt will ich eine anständige Frau heiraten und du hast nichts besseres zu tun, als Zweifel zu haben?"

„Berechtigte Zweifel, das musst du einfach zugeben!", setzte sie hinzu. Nun war ich es, der seufzte. Meine eigenen Freunde kauften mir die Maskerade halbwegs ab, aber meine Großmutter stellte sich dermaßen quer, dass es wirklich anstrengend wurde.

„Wie dem auch sei", sprach ich. „Es ist spät, ich wünsche dir eine gute Nacht, Granny. Versuch Gramps nicht mit deinen Überlegungen wach zu halten."

„Wie kommst du darauf, dass ich-"

„Granny", unterbrach ich sie und schmunzelte, dann drückte ich ihr einen Kuss auf die Haare. „Wir wissen beide, dass du deine Zweifel mit Gramps noch einmal durchdiskutierst. Lass ihn seinen Schlaf, außerdem glaube ich, dass er meine Miss Sophia mag." 

Wie das klang, meine Miss Sophia. 

Wobei, das Miss vor den Namen passte zu ihr. Machte sie nur noch ein klein wenig Englischer.

Die Flure waren dunkel und als ich am Wohnzimmer vorbei ging, da hörte ich meinen Gramps und meinen Vater leise reden. Das Verlangen zu ihnen zu gehen war wirklich nur minimal. Lediglich der Scotch lockte mich. Dennoch war mein Verlangen nicht groß genug, um mir noch einmal für längere Zeit Gesellschaft anzutun. 

Ich konnte Gramps und meinem Vater immer nur schwer folgen, da sie zusammen heftige Sprünge in ihren Gesprächen hatten, man konnte kaum gescheit zuhören. Das war einfach ein Ding unter ihnen und machte mich eher aggressiv, als das ich dabei dann meinen Scotch genießen konnte.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt