32 Achtzehn Stunden.

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❰  S O P H I A  ❱





Mir waren die Worte schneller entwichen, als ich es selbst bemerkte. Sie waren wie von selbst aus meinem Mund gekommen. Für den Hauch einer Sekunde hoffte ich, dass Liam das überging, so wie er es mit unzähligen Dingen machte.

Aber das tat er nicht.

Ich holte tief Luft: „Achtzehn Stunden und sechzehn Minuten." Jede einzelne Minute hatte ich gezählt und jedes Mal war mir eine einzige wie eine ganze Stunde vorgekommen.

Nun hatte ich meine Klamotten sicher verstaut und packte den Koffer zur Seite. Als ich mich umdrehte, da lehnte Liam immer noch gegen die Tür und musterte mich. Ich ahnte, dass er darauf wartete, dass ich fortfuhr, aber das tat ich nicht. Stattdessen schlüpfe ich in meine Hausschuhe und kämmte mit den Fingern durch mein langes Haar. Mit einem Haargummi band ich mir einen nachlässigen Zopf und verließ das Schlafzimmer.

Kaum hatte ich die Treppen erreicht, da hörte ich Liam hinter mir: „Ernsthaft? Jedes Mal, wenn du über gewisse Dinge nicht reden willst haust du ab?"

„Oh ja, ich vergaß, solltest du das nicht eigentlich machen?", sprach ich sarkastisch und schritt in die Küche. Dort machte ich mir einen neuen Kaffee und sah mich in den Schränken um. Mit einer Tüte Mini-Cookies und einer Tasse Kaffee in der Hand schlenderte ich ins Wohnzimmer.

Doch wenn ich darauf hoffte, dass Liam mich in Ruhe ließ, dann hatte ich mich getäuscht. Ich tat, als würde ich seine Anwesenheit ignorieren und packte mein iPad aus. Hoffentlich funktionierte Wlan hier, ich war mir nicht sicher ob Chet auf so etwas wert legte. Doch bevor ich mich auf die Couch pflanzte fing ich an das Schlaflager vom Abend wegzuräumen. Ich schüttelte die Kissen aus und faltete die erste der beiden Decken.

„Da ich der Meister dieser Masche bin, zieht die 'ich ignoriere dich' – Masche nicht", sprach Liam trocken und ich versuchte ihn auf Abstand zu halten, indem ich meinen Sarkasmus auspackte. Tief seufzte ich und schnalzte mit der Zunge: „Weißt du, hätte ich gewusst, dass du nach dem Sex darauf stehst einander kennenlernen zu wollen, dann hätte ich auf das bisschen Spaß verzichtet."

Liam verschränkte die Arme vor der Brust, seine Mundwinkel zuckten leicht: „Ja, versuch nur weiter aus mir das Mädchen zu machen." Er musterte mich schließlich: „Wo bist du da hinein geraten, als du achtzehn Stunden festgebunden warst? Rollenspiel? Würde zumindest die beidige Abneigung erklären."

„Gegen Rollenspiele habe ich nichts", antwortete ich leichthin, auch wenn ich niemals zugeben würde, dass ich so etwas noch nie ausprobiert hatte. Ich nahm die zweite Decke zur Hand.

„Dann magst du zumindest keine nuttigen Krankenschwestern", bohrte er weiter und ich warf die Decke auf den Ohrensessel. Schweigend hockte ich mich auf die Couch und griff nach dem iPad. Ich wollte noch ein paar Skizzen durchgehen und Louis hatte mir versprochen mir Scans zu schicken von Nachwuchstalenten. 

Aber noch bevor ich mein Passwort eingeben konnte riss Liam mir den iPad aus den Händen und ließ sich mir gegenüber ebenfalls auf der Couch nieder.

„Erzähl's mir", verlangte er und ich verzog das Gesicht: „So wie du mir von Eliza erzählst?"

„Das ist etwas anderes", wehrte er, wie zu erwarten, direkt ab. Ich wollte nach dem iPad greifen, aber Liam war schneller und zog die Hand weg.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt