28 Der letzte Abend.

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Das durfte nicht wahr sein.

Ich würde den Idioten erschießen, der uns störte. Sophias süße Lippen, die sich an meiner Haut festgesaugt hatten, lösten sich und mir war, als würde ich aus dem Sog ihres anziehendes Parfüms erst wieder herausfinden müssen. Ihr Haar kitzelte mich und dann stöhnte ich sichtlich frustriert auf.

Ein Wachmann, der seine regelmäßigen Runden drehte, erledigte seine Pflicht und ich war kurz davor ihm die Zunge aus dem Mund zu reißen. Eher widerwillig schob ich Sophia von mir herunter und öffnete die Autotür, dann musste ich mich ausweisen und diesem Hampelmann beweisen, dass ich ein Recht darauf hatte hier zu sein.

Trotzdem war ich kurz davor seinen Schädel gegen die Motorhaube zu knallen. Kaum war der Blödmann weg, kroch Sophia hinter mir aus dem Auto und strich sich durch das leicht zerzauste Haar: „Sieht so aus, als wäre die Pause vorbei."

Sie spazierte an mir vorbei, zog sich ihren Mantel an und tat das, was sie am Besten konnte – so tun, als wäre überhaupt nichts vorgefallen. Mittlerweile kannte ich das Muster.

„Wann machen wir die Nächste?", fragte ich, als ich ihr leichtfüßig folgte. Wir betraten den Fahrstuhl und Sophia nahm einen kleinen Taschenspiegel zur Hand, um zu überprüfen, ob es irgendwelche Spuren gab, die ich an ihr hinterlassen hatte.

Sie bedachte mich mit einem musternden Blick. „Gar nicht, so weit ich weiß ziehst du morgen mit Harry los und ich bin sicher, deine Großmutter wird heute Abend nicht vorschnell gehen."

„Was nicht heißt, dass wir nicht später im Schlafzimmer ein bisschen Spaß haben könnten", warf ich ein. Sophia schien darüber nachzudenken, dann sprach sie sarkastisch: „Natürlich, mit zwei kleinen Kindern, die einen enorm empfindlichen Schlaf haben und meiner neugierigen Schwester nebenan. Alleine die Vorstellung, dass andere uns zuhören macht mich unglaublich an."

„Kein Grund gleich so pessimistisch zu werden", erwiderte ich trocken.

Leider kamen wir um einen enorm anstrengenden Abend nicht herum und meine Granny ging erst spät. Die nächsten zwei Tage waren durchgeplant und teils war ich wirklich erleichtert darüber, dass ich meinen letzten Abend in Freiheit mit Harry verbringen würde. Er lud mich auf ein Glas Scotch ins Avenue ein. Jenen Club, wo wir ausspannten und man erst Mitglied werden musste, um hereinzukommen.

Ich bot Fritz an, mich an diesem Abend zu begleiten und mir war, als könnte ich den Ausdruck von Erleichterung über seinem Gesicht huschen sehen. Seine erste Frage war jedoch: „Was zieht man dort denn an?"

„Jeans und was du gerade hast, mit mir kommst du sowieso überall rein", sprach ich und Sophia rollte mit den Augen: „Und trotzdem bist du so bescheiden geblieben."

Das quittierte ich mit einem Grinsen.

Meine Granny wollte am letzten Abend auf die zwei Plagen aufpassen. Sophia nahm ihre nervige Schwester mit zu ihrer letzten Party in Freiheit und schlussendlich würden wir uns erst am 31zigsten, sprich in über 16 Stunden wiedersehen. 

Das Boot, die Kleidung, die Gäste, um unzähliger Kram war sich schon gekümmert worden und ich machte mir absolut keinen Kopf drum. Und wenn schon, es wäre mir auch egal, wenn ich am Ende einen ganz anderen Anzug trug, oder wir das Essen ausfallen lassen konnten. Immerhin musste ich niemanden mit dieser Fake-Hochzeit etwas beweisen.

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt