3 Der Vertrag.

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❰   L I A M  ❱





Ich hasste es meinen Stolz herunter zu schlucken. Doch am Freitag musste ich zugeben, dass ich Hilfe brauchte und wenn ich schon klein beigeben musste, dann war es okay, dass es Niall war. 

Mit Wanzen im Schatten suchte ich zuerst sein Büro auf, auch wenn Büro vielleicht ein zu starkes Wort war, für den riesigen Raum, den er sich mit acht anderen Anwälten teilte. Sein Schreibtisch war überladen von Akten und so chaotisch, dass ich mich fragte, ob er eigentlich wirklich arbeitete.

Ein Kollege erklärte mir, dass er Feierabend gemacht hatte. Da er nicht an sein Handy ging und mich schon über eine Woche ignorierte, rief ich Harry an, der für mich herausbekam, dass Niall in seinem Lieblingsrestaurant House of Small Wonder abgestiegen war. Alleine schon von dem bescheuerten Namen bekam ich Pickel.

Freiwillig hätte ich den Schuppen nicht betreten und als Dick und Doof in James Bond-Anzügen mit mir über die Schwelle des Ladens treten wollten, blieb ich prompt stehen. 

„Alter, dass kann nicht euer Ernst sein!", fuhr ich sie an. „Wollt ihr mir bald noch beim pissen zuschauen, oder was? Ich hole mir nur was zu beißen. Macht euch locker."

Das musste unbedingt ein Ende haben. Als wenn ich einen Babysitter brauchen würde. Ich würde sie am Wochenende kaum in irgendwelchen Clubs abhängen können. Denn das mit dem Abhängen hatte ich schon versucht. 

Bei Harry hatte ich den Notausgang genommen und war Doof direkt in die Arme gelaufen, während Dick mich abgefangen hatte, als ich in einer Bar durch das Klofenster gekrochen war. Er hatte sogar die beschissene Höflichkeit gehabt, mir schlussendlich zu sagen, dass ich einfach auf den Deckel des Müllcontainers springen sollte.

Das House of Small Wonder war überschaulich besucht und ich erkannte Niall in einer hinteren Ecke am Fenster. Er hatte so gerade sein Essen serviert bekommen und nippte sichtlich zufrieden an seiner Coke. Ohne zu zögern schritt ich auf ihn zu und setzte mich ihm gegenüber auf die rote Bank.

„Hey."

„Na toll, jetzt ist mir der Appetit vergangen", begrüßte er mich missmutig und ließ das Besteck sinken: „Ich habe gewusst, dass etwas komisch dran ist, wenn Harry mich mitten am Tag anruft und heuchlerisch fragt, wo ich gerade bin."

Statt mich beleidigt zu fühlen, überging ich das großzügig. Ich bediente mich an Nialls Fritten und sprach: „Ich brauche deine Hilfe, Kumpel."

„Natürlich, was sonst. Soll ich vorausschauend eine Kaution verwalten, oder liegt eine Leiche in deinem Loft."

Langsam ging mir sein Sarkasmus auf die Eier. Ich zeigte mit einer Fritte auf ihn: „Und deshalb sind die Frauen immer so schnell angenervt von dir, du musst alles gleich immer so schwarz sehen. Im Ernst Niall, kannst du für zehn Minuten aufhören pissig zu sein?"

Mein bester Freund biss in seinen Burger und schwieg, das nahm ich als Anzeichen dafür, dass er mir zuhörte. Ich reichte ihm mein Handy, denn ich hatte den Vertrag eingescannt. Obwohl drin stand, dass jede einzelne Regel absolut diskret behandelt werden sollte, so musste ich jemanden einweihen. Niall war nicht nur mein bester Kumpel, sondern er kannte sich auch mit sämtlichen Lücken und Tücken aus.

„Das hat mir mein Vater vorgestern vorgeschlagen und wenn ich es ausschlage, dann wird es unbequem für mich", erklärte ich. Niall wischte sich die Hände ab und begann dann zu lesen: „Wie unbequem?"

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt