Meine Schule ist keine normale Schule. Mein Leben ist nicht normal. Denn ich habe, wie alle anderen Schüler auf dieser Schule auch, eine Gabe. Krank? Das sowieso. Wir sind Menschen, die von überall von der Welt herkommen und hier gelehrt werden diese effizient einzusetzen und damit zu leben. Es gibt dabei keine Eingrenzungen. Es gibt millionen, wenn nicht sogar mehr Gaben, aber anderen preisgeben, tun wir die nur selten. Sie ist wie ein Schatz oder in meinem Fall, ein Fluch, der unser komplettes Leben beeinflusst und verändert. So lernen wir zwar, wie jeder andere Schüler im Leben auch, die ganz normalen Fächer, haben aber noch einige Zusätze. Zum Beispiel die Missionen. Missionen sind wichtig, denn sie fördern die Forschungen und wir können lernen Dinge zu erledigen, die für einen normalen durchschnitt Menschen nicht möglich wären. Doch Gaben muss man trainieren, um sie auch richtig einsetzen zu können. Meine ist schon ziemlich fortgeschritten, aber noch lange nicht perfektioniert. Ich habe eine bekommen, die eher selten ist, aber kein Einzelfall. Weltenwandlermagie. Sie erlaubt mir in die Geisterwelt einzutreten. Ziemlich verkorkste Sache. Um die Magie anzuwenden erfordert es höchste Konzentration, denn nicht nur meine Seele, auch mein Körper wandert. Für andere sieht es so aus, als würde ich mich nach und nach in Luft auflösen und irgendwann plötzlich wieder auftauchen. Doch ich bin praktisch nur unsichtbar und kann noch alles mit verfolgen, nur sehe ich dann hunderte von grauen, blassen Gestalten, die da wild durcheinander reden und laufen. Bis jetzt bin ich aber nie einem weiteren Weltenwandler begegnet, den hätte ich, erstens, an der farbigen Gestalt erkannt, zweitens, an seinem Zeichen. Denn jeder mit einer Gabe enthält ein spezielles Zeichen auf seiner Hand. Meins ist ein schwarzes Auge. Nicht unbedingt das coolste, aber in Ordnung. „Was ist denn passiert?" unterbrach ich die Spannung, die in der Luft lag seitdem wir meinen Klassenraum verlassen hatten. „Einem Schüler, der die Gabe besitzt mit Geistern zu reden, wurde berichtet das sich eine unangenehme Präsenz in der Geisterwelt befinden soll. Du sollst nun nachsehen um was es sich dabei handelt. Dabei wissen wir nicht ob es eine Gefahr für dich darstellt oder nicht, deswegen bringt diese Mission einige Risiken mit sich." Er blieb auf einmal stehen und ich wäre beinahe in ihn hineingerannt. Er drehte sich um und packt mich an meinen Schultern und sah mir tief in die Augen. „Es liegt jetzt ganz allein an dir. Wirst du es versuchen, trotz der Unwissenheit oder lässt du es bleiben und wir müssen einen anderen Weg finden." Wow. Kurz gesagt, wenn du das jetzt nicht machst, gehen uns wichtige Daten verloren und es wird Jahre dauern bis wir einen anderen Weg gefunden haben. Mach es und du bist eine Heldin oder lass es und bleib ein Feigling. Hat man da wirklich eine Wahl? „Ich mach's" sagte ich schließlich und Traver schien dabei ein Stein vom Herzen zu fallen und ging weiter. Am Ende des Ganges befand sich auch schon das Labor. Egal wie oft ich diesen Raum betrat, es war immer wieder überwältigend. Hunderte an Geräte und Anzeigetafeln. In der Mitte des Raumes standen bereits zwei Wissenschaftler und mein Schulleiter. War diese Mission so wichtig? Er kam sonst nie vorbei. Sollte ich mich geehrt fühlen? Nee. „Ah Lia, entschuldige dass wir dich aus deinem Unterricht nehmen." Keine Sorge passt mir ziemlich gut. Geographie ist sowieso nicht so mein Lieblingsfach. „Alles ok, Herr Schulleiter. Wollen wir anfangen?" sagte ich lächelnd. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. „Keine Fragen? Wurde dir bereits alles erklärt?" Jetzt sahen mich auch die Wissenschaftler verwundert an. Anscheinend waren sie es gewohnt mit Fragen bombardiert zu werden. „Lia weiß bereits das nötigste, so dass es ihr ausreicht. Sie ist der Typ Schülerinnen, der es gerne knapp macht." Erklärte Traver. Wahre Worte. Ich bin stolz auf dich Traverlein. Belustigt musterte mich der Schulleiter. „Na dann lasst uns keine weitere Zeit verschwenden und mit der Mission beginnen." Die Wissenschaftler setzten mich wie immer auf den, mit tausend Kabeln verbundenen, Stuhl. Dort führten sich schnell mehrere kleine Tests durch, um mein Wohlbefinden zu checken und mich mit verschiedenen Geräten zu verknüpfen. „Dein wievieltes Mal ist das jetzt Lia?" fragte mich der Schulleiter. Ich zuckte mit den Schultern. „Habe aufgehört zu zählen" „Ihre Gabe ist bereits stark fortgeschritten. Sie ist mit einer der am weitesten Ausgebildeten an dieser Schule" Erklärte Traver ihm. „Das ist mir durch aus Bewusst mein Lieber. Ich habe mir nicht umsonst Lia ausgesucht. Es ist in der Tat bewundernswert, wie weit sie in so kurzer Zeit gekommen ist. Ein richtiger Einzelfall." Geradezu angetan von mir sah er mich an. Einzelfall? Dabei meinten sie immer, dass wir alle eine Gemeinschaft seien und das gleiche Schicksal in uns trugen. Da sieht man wieder, wie viel Glaube man Lehrern schenken sollte. Gar keinen. Die letzten Tests sind abgeschlossen und die Wissenschaftler stehen bereit. „Lia" Traver sah mir wieder tief in meine Augen. „Viel Glück und übertreib nicht. Wenn dein Körper dich wieder hier her zieht, lass es zu." Genervt rollte ich die Augen. „Ja, Traver, bitte! Kann ich jetzt loslegen?!" Traver trat ein Schritt zurück und nickte und gab somit das Startzeichen. Ich schloss meine Augen. Nach und nach blendete ich das Rattern, Summen und Piepen der Geräte aus. Ließ die Dunkelheit immer tiefer in mich eindringen, bis sie bei meiner Seele angekommen war und sie, mit meinem Körper, in eine andere Welt zog. Ich öffnete die Augen und befand mich noch immer auf dem Stuhl im Labor. Alle Augen auf den Stuhl gerichtet. In ihnen findet man die pure Anspannung und Erwartung. Ich stand auf und musterte den Raum. Ich war nicht alleine. Klar, da waren Traver, der Schulleiter und die ganze Wissenschaftler, aber meine komplette Aufmerksamkeit galt der Gestalt, die mich aus der Ecke dieses Raumes mit ihren Blicken verfolgte. Ein kleines Mädchen, ca. 7 Jahre alt, zwei lockige Zöpfe links und rechts, saß zusammengekauert in der Ecke. Langsam näherte ich mich ihr und achtete dabei stets auf ihre Reaktion. Sie zeigte mir gegenüber kein aggressives Verhalten. Das ist gut, denn böse Geister können auch böse weh tun. Sie machte keine Anstalten vor mir zu flüchten oder mich anzugreifen, also näherte ich mich ihr immer mehr. Mit angstgefüllten Augen sah mich das Mädchen immer weiter an, während ich mich ihr näherte. „Alles ok. Ich will dir nichts Böses. Bist du alleine?" fragte ich sie vorsichtig, nur um mich nochmal zu vergewissern. Doch das Mädchen antwortete mir nicht. Allgemein wirkte es so, als würde sie durch mich hindurch gucken. Okay. Harte Nuss. „Hast du Angst vor der bösen neuen Präsenz? Weißt du was das ist? Magst du mir davon erzählen?" Das Mädchen antwortete wieder nicht. Langsam fiel mir die Geduld. Ich müsste aufpassen, dass ich sie nicht anschrie, wenn das so weiter ging. Die Situation kannte ich. Sie hat es auch immer gemacht. Lucy. Sie war gerade mal fünf und dennoch schon so bockig wie eh und je. „Lauf. Du musst laufen." Murmelte das kleine Mädchen. „Wovor soll ich denn weglaufen?" Sie hob den Arm und streckte ihn in meine Richtung aus. Doch er zeigte nicht auf mich, sondern auf das was hinter mir war. Langsam drehte ich mich um und was ich da sah, stahl mir den Verstand und meine Knie wurden augenblicklich weich wie Pudding. Was da die ganze Zeit hinter mir stand war ein großes, schwarzes Monster. Es sah aus wie schwarzer Wackelpudding mit roten Augen und einem so großen Mund, als könnte es Problemlos ein Haus verschlingen. Ich dachte mein Herz blieb stehen. Das kleine Mädchen fing an zu schreien und das Monster setzte sich in Bewegung. Es kam auf mich und das Mädchen zugerast und riss sein Maul immer weiter auf. Jetzt fing ich auch an zu schreien und drehte mich wieder zu dem Mädchen um, packte sie am Handgelenk und zerrte sie hinter mir her, auf die andere Seite des Raumes. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! In diesen zwei verfickten Jahren hatte ich zwar gelernt mich gegen Geister zu wehren, aber nicht gegen Monster! Sämtliche Fluchtwege waren mir abgeschnitten und ich verfiel in Panik. „Fuuuuck!!!" Schrie ich und sah zu wie das Monster das kleine Mädchen in seinem riesen Maul verschlang. Tränen stießen mir hervor und ich tat das einzige was mir einfiel. Ich schloss meine Augen und riss den Kontakt zur Geisterwelt ab. Ich öffnete die Augen, was mir leider nicht viel brachte, denn meine Sicht war verschwommen. Kopfschmerzen brachen auf mich ein und Tränen flossen an meinen Wangen herunter. Mein Herz raste wie wild und das einzige was ich noch sah, war wie Traver und der Rest panisch auf mich zu liefen, bevor meine Welt vor meinen Augen schwarz wurde.
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Die Suche nach meinem Ich
FantasyDie sechzehnjährige Lia hat vor zwei Jahren alles verloren was ihr lieb war. Mit der Gabe als Weltenwandlerin ist sie verflucht und tut sich mit ihrer Vergangenheit sehr schwer. Auf der speziellen Schule lernt sie mit ihrer Gabe umzugehen und sie be...