Kapitel 8

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Ich hatte mittlerweile das Haus erkundet und mir Liams stundenlange Sicherheitsmaßnahmen angehört. Eine davon war nicht rausgehen, die andere nichts anfassen. Klipp und klar. Danach ist er gegangen, wohin auch immer und Delia hatte angefangen sich um das Abendessen zu kümmern. Ich dachte ja die essen sowas wie Trollschenkel, aber nein, eine normale Pilzsuppe sollte es auch tun. Schade eigentlich. Im oberen Stockwerk befanden sich drei Schlafzimmer und ein Badezimmer. Alles war sehr rustikal eingerichtet. Meines war das ganz vorne, was auch direkt neben dem Bad lag. Zu meinem Glück, denn falls das Essen hier mir nicht willkommen war, würde ich es noch heute Nacht einweihen. Ich hatte mich auf den Sessel vor dem Kamin gepflanzt und starrte ins Feuer. Meine Gedanken schweiften zu Dane und Julius. Und den ganzen anderen. Ich war einfach so verschwunden und sie hatten keine Ahnung wo ich war, geschweige denn wie sich mich zurück holen konnten. Abby war gerade bestimmt am durch drehen und Julius machte sich bestimmt sorgen und Dane, tja keine Ahnung wo der überhaupt steckte. Ob er sich auch um mich sorgte? Traver machte sich wahrscheinlich tausend Vorwürfe. Wann würde ich sie wohl wiedersehen. Würde ich das überhaupt nochmal? Plötzlich ging die Tür auf und ich wurde mal wieder aus meiner Trance gerissen. Liam kam hinein und legte noch einen Stapel Feuerholz an die Seite des Kamins und warf mir flüchtig einen fragenden Blick zu. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich ihn angestarrt hatte. Ich war wohl noch zu sehr in meinen Gedanken versunken. Ich schaute einfach wieder ins Feuer und ignorierte ihn. Er war ein merkwürdiger Kerl und ich wusste noch nicht genau wo ich bei ihm stand und solange ich das nicht wusste, konnte ich ihm weder vertrauen, noch als ungefährlich einstufen. Das machte mich misstrauisch und ich fühlte mich unwohl. Delia schien mir nicht so eine sonderliche große Gefahr zu sein. Ich konnte sie locker zur Seite treten ohne große Probleme. Ich schaute zu ihr rüber. Sie war gerade dabei mit einem Kochlöffel die Suppe zu rühren. Dann legte sie ihn in einen Eimer mit Wasser und schaute zu mir hin. „Das Essen ist fertig ihr beiden." Das Essen war lecker. Ich mochte Pilze und auch wenn das wahrscheinlich nicht die waren, die ich kannte, schmeckte es mir sehr gut. Beim Essen sagte ich nichts. Nur Liam und Delia unterhielten sich ein wenig, aber auch nur über strategische Vorgehensweisen und so weiter. Nach dem Essen gingen wir alle in die Schlafzimmer. Ich lag mal wieder auf dem Bett und starrte an die Decke. Ich würde heute Nacht nicht schlafen, dafür vertraute ich ihnen zu wenig. So wie er vorhin auf mich reagiert hatte, musste er aus Erfahrung sprechen was das mit Jack anging. Dieser Tag war so verrückt, wie schon seit langem nicht mehr. Ich drehte mich auf die Seite. Das Bett war hart und schmal. Ich beschloss nach unten zu gehen. Leise auf Zehnspitzen schlich ich mich die Treppe hinunter. Es war stockfinster. Ich tastete mich am Geländer entlang, bis ich festen Boden unter meinen Füßen spüren konnte. Ich schlich weiter zu dem Kamin, um mich auf einen der Sessel nieder zu lassen. Im Kamin glühte immer noch die Glut und es war angenehm warm. „Wieso schläfst du nicht?" hörte ich eine Stimme in der Dunkelheit sagen. Ich zuckte zusammen. Liam saß in einem der Sessel und sah mich erwartungsvoll an. „Ich konnte nicht schlafen.", erwiderte ich. „Weil du mir nicht vertraust?" Er schmunzelte. Ich ging rüber zu dem anderen Sessel und ließ mich in ihm nieder. „Wieso schläfst du nicht? Vertraust du mir nicht?" Er starrte mich an. „Bevor du mich im Schlaf erstechen könntest wärst du schon längst tot. Nein, ich denke nach." Er sah mir nun fest und ernst in die Augen. „Wie?" Ich zögerte mit meiner Antwort. Ich wusste ganz genau was er wissen wollte. Wie konnte ich Jack entkommen. „Erst möchte ich dich etwas fragen. Wieso sagen alle ich sei die Auserwählte?" Er seufzte. „Es ist nur eine alte Legende, aber es heißt, dass eines Tages ein Menschenwesen auftauchen würde, wie aus dem Nichts und würde das Reich vor einer großen Tragödie retten und wieder vereinen. Es würde für die Gerechtigkeit kämpfen, mit der Gabe, der es zugewiesen wurde. Alles Schwachsinn, als würde jemand wie du eine Gabe besitzen, die alles ändert. Du bist auch nur ein weiterer Mensch, der die Augen vor der Realität verschließt." Er sagte es voller Missachtung und Spott und genau das machte mich sauer. „Falsch." Er hob fragend eine Augenbraue. „Falsch? Was soll daran Falsch sein. Du willst mir doch nicht ernsthaft weis machen, dass du eine besondere Gabe als Mensch hättest oder?" Ich hielt seinem Spott stand. „Doch, genau das will ich." Ich zuckte mit den Schultern. „Ich besitze Weltenwandlermagie." Ich schmunzelte. „Genau...jetzt mal ernsthaft. Du bist ein einfaches Menschenmädchen, was sollst du schon bezwecken können?", fragte er spöttisch. „Man sagt, ich wurde auserwählt diese Gabe zu besitzen und sie solle mich führen. Mit dieser Magie kann ich in die Geisterwelt eintauchen und die Verstorbenen sehen. Heute allerdings, traf ich auf Jack." Als ich diesen Namen aussprach lauschte Liam mir auf einmal aufmerksam, wie sonst nicht. „Was ist passiert? Erzähl weiter." Ich seufzte. „Es war das zweite Mal das ich auf seine Kreatur stieß, ich hatte ihm beim ersten Mal nur nicht entdeckt oder wahrgenommen. Er beschwörte diesen riesen Monsterpudding herbei und ließ ihn, wie schon beim ersten Mal, auf mich los um mich zu verschlingen. Beim ersten Mal habe ich die Verbindung gekappt und bin mit einem dicken Schädel wieder in meiner Welt aufgewacht, aber diesmal bin ich wohl hier gelandet. Guck." Ich streckte ihm meine Hand aus, auf dem sich mein Symbol, das Auge befand. „Das ist mein Magiesymbol. Ich weiß, das klingt alles ziemlich schräg, aber es ist wahr und wenn du mich fragst, ist es keine Gabe sondern eher ein Fluch." Ich schaute ihn erwartungsvoll an und wartete auf eine Reaktion von ihm, aber irgendwie tat sich da nichts. Ich schnippte einmal mit dem Finger vor seinem Gesicht und er sah mich wieder an. „Das ist...absolut verrückt. Du bist eine USCHI." Fassungslos sah ich ihn an. „Wie hast du mich gerade genannt?!" Er sah mich fragend an. „Bist du taub? Eine USCHI." Ok, er wollte definitiv sich eine Fangen. Ich verfinsterte meinen Blick. „Nenn mich nie wieder so oder du hast lang genug gelebt." „Was? Sag bloß du weißt nicht was eine USCHI ist." Er schmunzelte. „Du bist ein ultimatives, starkes, cleveres und hochintelligentes Individuum." Verwirrt sah ich ihn an. „Ich habe diesem Begriff noch nie gehört und ich kenne schon viele." Seine Augen fixierten meine. Der Mond schien auf sein blasses Gesicht und brachte seine Augen zum leuchten. Er war wunderschön. Ich rüttelte mich innerlich. „Und was heißt das jetzt so genau?" Er bewegte sich keinen Millimeter und hielt meinem Blick stand. „Wenn das wirklich wahr ist, bist du unsere Rettung." Ich drehte meinen Kopf weg und schaute wieder in die Glut, die immer mehr erlisch. Ich merkte wie sein Blick nicht von mir abwand. „Wirst du es tun?" Das einzige was man hörte war das letzte knacken des Holzes und die Glut erlisch endgültig. „Ich weiß es nicht.", waren meine letzten Worte in dieser Nacht.


Die Suche nach meinem IchWhere stories live. Discover now