Ich hatte die Nacht draußen verbracht, gemeinsam mit Dane. Wir lagen immer noch Arm in Arm, als schon die Sonne anfing aufzugehen. Das Gras roch frisch und eisiger Wind strich meinen Rücken, wo mir mein Top hochgerutscht war und ich fröstelte. Dane schien es bemerkt zu haben, denn er zog mich fester in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und atmete tief ein. Ihm entfuhr ein leises Kichern und er strich mir mit seinen Händen über meine Arme. „Was?" fragte ich ihn leise, es war gerade mal ein Flüstern. „Das ist alles so absurd." Ich legte meinen Kopf in den Nacken um ihn in die Augen sehen zu können. Ich hob fragend eine Augenbraue. „Wenn ich dir noch vor einer Woche erzählt hätte, dass wir jetzt Arm in Arm eine ganze Nacht auf der Wiese verbringen würden, hättest du mir meine Kronjuwelen abgeschlachtet, in ein Paket gestopft und nach Timbuktu verfrachtet." Ich schmunzelte nun auch, denn ich wusste, dass er sowas von Recht hatte. Ich schnaubte. Es war wirklich alles so absurd. Dennoch, irgendwie gefiel es mir. Es kam mir bekannt vor, aber anders...es war...schöner. Er musste meine Gedanken gelesen haben, denn er schnaubte abfällig. „Wehe du vergleichst mich auch nur ansatzweise mit deinem Barbie Wischmopp. Glaub mir, der hatte kein Stil, Humor und war noch nicht mal halb so attraktiv wie ich." Ich nickte. „Bestimmt und darum wolltest du auch ins Mädchenklo." Er schaute mich an ohne irgendwelche Anstalten zu machen. So starr wie ein Stein. Hatte ich ihn jetzt etwa verletzt? War er jetzt sauer auf mich, weil ich das gesagt hatte. Ich fing unbewusst an, an meiner Unterlippe zu nagen. Plötzlich umschlossen seine Hände mein Gesicht und er küsste mich leidenschaftlich. Mir entfuhr ein leichter Seufzer. Einmal weil ich erleichtert war und einmal weil es unbeschreiblich schön war und sich das Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete und mich wohlig wärmte. Sein Duft umschloss mich, wie eine Rauchwolke und ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken und zog ihn noch näher an mich heran. Ein Räuspern ließ mich zusammenfahren und ich guckte wer uns da gerade gesehen hatte. Es war Liam. Ich warf Dane einen bösen Blick zu. Er wusste das Liam uns beobachtet hatte und wollte mit dem Kuss gerade klarstellen, dass er die Besitzrechte über mich hatte. Wie Kindisch und Dumm. Das würde er noch büßen. Ich zog mich von Dane zurück und stand auf. „Oh, lasst euch nicht stören von mir. Ich hatte ja bereits das Vergnügen mit dir eine Nacht zu verbringen." Er warf Dane einen wissenden Blick zu. Der erwiderte den mit leichter Schärfe. „Um genau zu sein..." Doch Liam unterbrach mich. „War es atemberaubend. Im wahrsten Sinne des Wortes." Er zwinkerte mir zu. Er hatte einen riesen Spaß diese zweideutigen Dinge von letzter Nacht hinein zu interpretieren und Dane damit wahnsinnig zu machen. Konnte ich gut verstehen und irgendwie passte es auch gerade. Er wusste auch warum Dane mich gerade so plötzlich geküsst hatte. Na dann. Vorhang auf. „Stimmt. Aber du hast wirklich viele Narben, das muss man sagen, aber dennoch weiche zarte Haut." Kurz sah ich leichte Verwirrung in seinen Augen, bis er anscheinend verstanden hatte, dass ich eine Weile mitspielen würde. Er hielt mir seinen Arm entgegen. „Wenn ich bitten darf." Ich lächelte ihn an. „Aber selbstverständlich. Dane wird schon nachkommen nicht wahr?" Ich warf ihm noch einen letzten scharfen Blick über meine linke Schulter und ging dann mit Liam in die Hütte. Drinnen ließ er mich sofort wieder los, als würde er sich an mich verbrennen und hatte wieder die unterkühlte Miene aufgesetzt. Männer und ihre Hormone. 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Grauenvoll. Ich ließ mich in einem der roten Sessel nieder und beobachtete wie Delia das Frühstück zubereitete und voll und ganz in ihrem Element war. Auf der Erde würde sie wahrscheinlich Chefköchin werden oder so. Vielleicht aber auch ein Dienstmädchen. Liam kam mit einer Karte zu mir rüber und breitete sie sacht auf der Sessellehne aus. Er hatte sich in die Hocke gesetzt, um sich nicht so bücken zu müssen. „Pass auf. Wir werden diesen Wald durchqueren müssen. Dort wohnt ein alter Bekannter der uns vielleicht weiterhelfen kann." Ich folgte seinen Finger, der über die Karte huschte. „Wenn wir dort angekommen sind, können wir unter Umständen herausfinden ob..." „Auf geht's! Los! Packt die Sachen. Wir haben wenig Zeit." Dane war hinein gekommen und stand nun, mit den Händen in die Hüfte gestemmt, in der Mitte des Wohnzimmers und wartete. Liam stand nun ebenfalls auf und sah Dane an. „Du hast hier gar nichts zu sagen und überhaupt. Wo deiner Meinung nach sollen wir denn hin?" Dane rollte genervt mit seinen Augen. „ Weiter aus Hakuna raus. Zur Grenze der Isens." Ich spürte wie es um Liam kälter wurde. „Das kannst du vergessen. Das wäre zu gefährlich für euch. Wenn sie euch entdecken würden, werd ihr auf der Stelle tot. Wie kommst du überhaupt auf diese schwachsinnige Idee?" Dane schmunzelte. „Dachte schon du fragst nie. Rufus hat es mir erzählt." Ich sah Dane verdattert an und Liam schaute auch nicht schlecht, aber eher unglaubwürdig. „Wann?" fragte ich ihn. „Gerade eben, als du Amateurhaft dein kleines Schauspiel beendet hast. Das Weißbärtchen will das wir zu ihm kommen." Ich schnaubte verärgert. Warum ist er zu Dane und nicht zu mir gekommen. Das würde ich ihm übel nehmen. Meine Ehre wurde dadurch gekränkt und Dane triumphierte. „Warum sollte ich dir glauben?" fragte Liam ihn. Dane wurde nun ernst uns seinen Augen fingen an gefährlich zu funkeln. „Weil ich sie um jeden Preis beschützen werde, egal vor wem." Damit war wohl ich gemeint und ein wohliges Kribbeln breitete sich in mir aus. Verdammt. Ich konnte dieses Arschloch nicht lange Sauer sein. Vergeben und vergessen. Liam rang kurz mit sich selber bis er schließlich seufzte. „Du vertraust ihm?" Er sah mir direkt in die Augen. „Ja." Antwortete ich und musste noch nicht einmal überlegen. Ich vertraute Dane auch mein Leben an, wenn es sein musste. Liam fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Für einen kleinen Augenblick sahen die beide aus wie Brüder. „Liam?! Geht es dir noch gut?!" brüllte ihn eine weibliche Stimme an. Es war Delia, die sich nun auch in das Gespräch eingemischt hatte. „Du kennst sie nicht! Wie kannst du ihr Vertrauen?! Ich sage wir gehen den anderen Weg. Das könnte eine Falle sein! Dieses kleine Miststück will dich doch nur bei sich ausliefern, damit du..." dann verstummte sie durch Liams Blick. Wie konnte diese Schlampe es wagen mich Miststück zu nennen?! „Ich gib dir gleich Miststück! Ich stopf dir deine Kackbraune Hose in deine Fresse und sorg dafür, dass du sie aufessen wirst. Das schwöre ich dir und wenn du jetzt nicht...ahh!" Dane hatte sich hinter mich gestellt und presste mir seine Hand gegen den Mund. Ich biss in sie hinein, aber es schien ihn nicht großartig zu stören. „Was meint sie damit Liam. Wieso sollten wir dich ausliefern?"Liams Blick verriet mir, dass es hier um mehr ging, als nur Zicken Getue. Er verschwieg ein wichtiges Detail. „Es ist nichts von Bedeutung." Dane schnaubte abfällig. „Das glaubst du doch selber nicht, kleiner Windelscheißer. Rück raus mit der Sprache." Liams Blick war eisig und hätte Dane auf der Stelle einfrieren können. „Es gibt nichts und dabei bleibt es. Delia!" Er drehte sich ruckartig zu ihr um. „Keine Einwände mehr. Wir werden deren Weg gehen. Wenn du dich dagegen entscheidest, dann sag es mir jetzt und wir lassen dich zurück." Delia schnaubte empört. „Du stellst mich vor die Wahl? Mich als deine Kameradin?! Hat sie dich verzaubert?!" Sie warf mir einen giftigen Blick zu, den ich ihr nur zu gerne erwiderte. „Sei nicht albern. Du weißt um was es hier geht. Und um Jack." Sein Blick verfinsterte sich noch mehr. Wer hätte gedacht, dass das möglich sei. Ich hatte mich wieder beruhigt und nahm Danes Hand behutsam von meinem Mund. „Dann sollten wir aufhören zu diskutieren und uns auf den Weg machen." Ich warf Delia noch einen letzten finsteren Blick zu, bevor ich mich umdrehte und aus der Tür hinausging. Dane folgte mir und legte seine Hände auf meine Schultern, als ich stehen blieb. Von drinnen hörte man noch immer Delia lauthals mit Liam diskutieren. „Was verschweigt er?" fragte ich mich leise vor mich hin. Dane legte seine Stirn an meinen Kopf. „Ich bin mir sicher, dass wir es noch heraus finden werden, aber bist du dir wirklich sicher, dass du nicht zurück zu Akademie gehen möchtest? Zurück zu Traver und Julius? Zurück zu mir?" Das letzte war eher nur ein leises Flüstern. Ich drehte mich um und legte ihm eine Hand an die Wange. „Ich bin doch bei dir und kein braunes Miststück hält mich davon ab." Ich schmunzelte und gab ihm einen flüchtigen Kuss. In seinen Augen sah ich Schmerz wiederspiegeln und ich hätte am liebsten alles hingeschmissen, nur für ihn, aber es war einfach zu wichtig. Er hatte mir die ganze Zeit über verschwiegen, dass meine Eltern durch dieses Wackelpuddingmonster gestorben waren. Wäre es denn so grausam gewesen es mir früher zu sagen? „Was?" Er sah mich besorgt an. „Alles gut. Lass uns Liam holen und losgehen." Dane seufze und wollte nach meiner Hand greifen, aber Liam unterbrach ihn. „Reize nie ein Mädchen, wenn sie kein Interesse hat." Dane grinste breit. „Woran? An deinen bescheuerten Sprüchen und Strategien?" Liam schnaubte abfällig. „Wohl eher an dir." „Darum ist Delia auch so begeistert von dir." Dane lachte laut los. Ich rollte genervt mit den Augen. „Kindergartenstunde vorbei Jungs. Lasst uns losgehen. Delia!" Ich brüllte in Richtung Hütte. „Hör auf deine beleidigte Nummer zu schieben und komm schon mit." Ich rieb an meinen Schläfen. „Kotzt mich das alles an." Liam trat neben mich. „Dann lasst uns los. Der sicherste Weg zur Grenze der Isens ist immer noch gefährlicher als mein Weg. Das ist dir bewusst oder?" Ich sah ihm fest in die Augen. „Ich weiß." Ein empörtes Schnauben kam aus der Richtung der Hütte. „Nix weißt du. Darum werde ich euch auch begleiten. Irgendwer muss die Jungs schließlich vor dem Überschnappen bewahren." Ich schmunzelte. „Willst du damit sagen, dass ich ihnen den Kopf verdrehe?" Delia schnaubte empört. „Das hättest du wohl gerne so." Ich lachte leise und sah Dane und Liam beide an. „Wer weiß." Murmelte ich und ging voraus.
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Die Suche nach meinem Ich
FantasyDie sechzehnjährige Lia hat vor zwei Jahren alles verloren was ihr lieb war. Mit der Gabe als Weltenwandlerin ist sie verflucht und tut sich mit ihrer Vergangenheit sehr schwer. Auf der speziellen Schule lernt sie mit ihrer Gabe umzugehen und sie be...