Es war dunkel. Die Tür schloss sich hinter uns. Stille machte sich breit, bis das Klicken des Schalters ertönte und alles hell erleuchtete. Tausend bunte Lichter von verschiedenen Geräten leuchteten auf. Alle Wände voller Monitore, die irgendwas anzeigten, Kontrollschalter übersät mit Hebeln, Knöpfen und Schaltern. In der Mitte des Raumes stand ein oranger Stuhl, der mit tausend Kabeln verbunden war. „Willkommen im Missioncenter Lia. Deine Ausbildung hat sich gerade ein bisschen beschleunigt und du wirst deine Prüfung jetzt ablegen." Entsetzt starrte ich den Direktor an, der mich aber ignorierte und Traver half die ganzen Knöpfe und Schalter zu betätigen. Meine Abschlussprüfung?! Wenn man die Ausbildung beendete, musste man nicht mehr den regulären Unterricht besuchen, sondern bekam speziell auf einen abgerichteten Unterricht. Ich würde nicht mehr mit dem nach Rasierschaum stinkendem Monster im gleichen Raum sitzen, aber auch nicht mehr mit Julius und Dane. Dane. Ein schmerzlicher Stich zog durch meinen Magen. Wo er wohl gerade war? Es war nicht ungewöhnlich, dass er einfach so verschwand. Es kam immer wieder vor, dass er für ein paar Tage nicht auftauchte, aber niemanden schien es zu wundern. „Lia, alles ist bereit. Wir können starten.", rief Traver mir zu und riss mich so aus meiner Trance. Ich verdrängte Dane aus meinen Gedanken und setzte mich auf den Stuhl. Traver klebte mir lauter Sensoren auf, während der Direktor Papiere auf einem Klemmbrett ausfüllte. „Bist du nervös?", fragte Traver. „Nein." Er schmunzelte. „Da sagen die Geräte was anderes. Spiel dir doch nicht selber was vor. Du hast Todesangst. Du musst nicht immer das tapfere Mädchen spielen." Warum sagten das immer alle?! „Danke Traver, mir geht es bestens. Wenn ich es nicht tue, wird es jemand machen, der sich noch viel mehr Schmerzen abholen würde. Wir wollen die Geister ja nicht noch mehr gegen uns aufhetzen oder?" Er schüttelte leicht den Kopf und schmunzelte wieder. „Du und deine Ansichten. Wir sind hier fertig." Ich sah nun aus wie ein Kabelmonster. Damit wäre meine Tarnung wohl perfekt. Der Direktor kam zu uns rüber und sah mich ein letztes Mal überprüfend an. „Bist du bereit?", fragte er mich dann. Ich holte ein letztes Mal tief Luft. „Ja. Ich fang jetzt an." Ich schloss meine Augen und befahl mir zu wechseln. Dann öffnete ich sie wieder und fand mich im Raum. Traver und der Direktor widmeten sich jetzt den verschiedenen Geräten. Ich rutschte vom Stuhl und sah mich im Raum um. War das kleine Mädchen vielleicht wieder hier oder das schwarze Pudding Monster? Nein, hier waren sie nicht, aber dafür war jemand ganz anderes hier im Raum und er schien schon auf mich zu warten, denn als er mich sah, lief er direkt auf mich zu. Es war ein Junge, ungefähr in meinem Alter, blonde, kurze, wuschelige Haare, schwarze Hose und schwarze Lederjacke. Es machte mich nicht nur stutzig, dass er zu mir wollte, nein, das war es nicht, das was mich wirklich misstrauisch machte, war das er selber gar kein Geist war, aber auch kein Mensch. Was war er? Als er bei mir angekommen war blieb er stehen und blickte mir direkt in die Augen. „Es war nicht gerade freundlich von dir mich so lange warten zu lassen." Entsetzt starrte ich ihn an. „Bitte was?" Er schaute mich einmal von oben bis unten an und pfiff anerkennend. „Wow, die Auserwählte ist ja mal ein heißes Ding. Wieso sind wir uns nicht schon früher begegnet?" Ich seufze. „Noch so ein Macho, ehrlich? Jetzt hör mir mal zu. Erstens, hör auf mich so anzustarren du Psycho. Zweitens, dass heiße Ding tritt dein goldenes Glied gleich zwanzig Meter weiter wenn du näher kommst und drittens, was bist du und weißt du über den riesen Monsterpudding?" Mein Blick verschärft sich. Er hob ergebend seine Hände und trat ein Schritt zurück, wobei sein hässliches Lachen aber nicht verschwand. „Hört, hört. Eine ganz Wilde, aber du hast Recht. Wo bleiben meine Manieren." Er verbeugte sich spielerisch. „Jack mein Name, my Lady oder auch für dich, der gutaussehende Böse in schwarz mit seinem riesen Monsterpudding, der ein wenig Mundgeruch hat. Mundwasser hilft da aber auch nicht viel." Entsetzt starrte ich ihn an. Ich trat einen Schritt zurück. Der Typ war eine Nummer zu viel für mich. Sein Grinsen wurde breiter. Er hob seine geschlossene Faust nach oben und öffnete sie dann. Aus ihr entwich schwarzer Rauch der ihn umhüllte, aber sein böses Gelächter nicht erstickte. Ich trat immer mehr Schritte zurück. Ich müsste zurück wandeln, aber ich musste einfach wissen was er da tat. Der Rauch fokussierte sich auf einen Punkt hinter ihm und aus dem Rauch bildete sich eine große, schwarze Masse. Das Puddingmonster. Ich merkte wie mein Herz anfing zu rasen. Ich schaute mich im Raum um. Traver und der Direktor liefen jetzt panisch rum und sämtliche Geräte schienen verrückt zu spielen. „Diesmal krieg ich dich!" Mit diesen Worten stürzte sich das Puddingmonster auf mich. Ich drehte mich panisch um und fing an zu rennen. Dann schrie ich: „Transformation reset!" Was? Wieso passiert nichts?! „Transformation reset!" Jetzt war es nur noch ein panisches Krächzen. Das Monster hatte mich in eine Ecke gedrängt. Ich war gefangen. Ich drückte mich soweit wie möglich in die Ecke rein. Wieso klappte es denn nicht? Scheiße, Traver hatte mal was erzählt wegen Stress. Wenn dein Körper zu gestresst ist, kann er nicht wandern. Der riesige Puddinghaufen kam immer näher und sein Maul immer größer. Ich spürte den Sog und verdammt nochmal sein Mundgeruch. Ich würde ja jetzt mein Gesicht verziehen, nur leider hatte ich in dem Moment meinen Arsch zu retten. Es bringt nichts...ich muss die Verbindung kappen. Böses Lachen drang wieder zu mir vor. „Du kannst mir nicht entkommen, kleines Püppchen! Die anderen werden sehr erfreut sein, wenn sie hören, dass die Auserwählte bereits eliminiert wurde." Sein böses Grinsen verzog sich zur einer furchtbaren Fratze, die sogar mit einer Schönheits OP nicht zu retten wäre. Der Sog zog mich immer weiter an das Maul heran und ich versuchte mich mit aller Kraft zu wehren, aber es brachte nichts. Weder das reguläre zurück verwandeln, noch mit aller Kraft kämpfen. Ich hatte keine andere Wahl. Entweder Kopfschmerzen oder Tod. Keine schwere Entscheidung. Ich schloss meine Augen und stellte mir den Faden vor, der mich und diese Welt verband und zerriss ihn. Ein furchtbarer Schmerz durchfuhr mich und ich schrie auf. Alles verschwamm vor meinen Augen und wurde anschließend schwarz.

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Die Suche nach meinem Ich
FantasíaDie sechzehnjährige Lia hat vor zwei Jahren alles verloren was ihr lieb war. Mit der Gabe als Weltenwandlerin ist sie verflucht und tut sich mit ihrer Vergangenheit sehr schwer. Auf der speziellen Schule lernt sie mit ihrer Gabe umzugehen und sie be...