8.

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Ich stand nur noch da und hatte keine Ahnung was ich machen oder sagen sollte. Das Plexiglas war das einzige was uns noch trennte. Mein Blick sank nach unten, ich konnte - nein ich wollte ihr einfach nicht in die Augen sehen. Miterleben, das mit ihr genau das selbe geschieht, wie mit den anderen Kreaturen da draußen. Das sich ihr Charakter verändert, sie nicht mehr sie selbst sein wird. 

"Captain, Status Bericht."

Eine Bewegung und ich drehte mich von meinem Team weg. Wenn ich könnte, hätte ich mir die Ohren zu gehalten, als Chris mit dem HQ redete. 
Als plötzlich jemand gegen die Scheibe klopfte, fiel mir fast meine Waffe aus der Hand. Jane stand genau vor uns und schrie nach Hilfe. Aber wie sollten wir ihr bitte helfen? Als ich merkte, dass zwischen der Aufnahme und dem jetzigen Zeitpunkt, sicher schon ein bis zwei Stunden vergangen waren, sah ich hoch. Sie sah noch immer genauso aus wie auch sonst. Die grün - braunen hatten sich kaum verändert, sie waren nur rot unterlaufen weil sie weinte. Auch sonst war kaum etwas zu sehen, nicht einmal der Einstich auf ihrem Hals.

"Captain, sehen Sie das nicht? Sie hat sich nicht zu so einem Ding entwickelt! Ihr ist nichts geschehen! Wir müssen sie da rausholen, sofort!"

schrie ich herum. Er ging ein paar Schritte zur Seite, kontaktierte das HQ noch einmal und nickte später Richtung Jane. Ohne ein weiteres Wort rannte ich zur Türe, versuchte mit aller Kraft sie zu öffnen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Ich sah über meine Schulter zurück zu Finn, der schon bescheid wusste und seinen Sprengstoff in den Händen hielt. Zu Jane schrie ich, sie solle sich ein paar Meter entfernen. Kaum war die Explosion vorbei, rannte ich hinein und versuchte etwas zu sehen, doch es gelang mir schlecht, da der Rauch noch zu stark war. 
Sie wimmerte. Es war ungewohnt, sie weinen zu hören. Und was noch schlimmer war - Sie saß in einer Ecke, zusammen gekauert und voller Angst.

"Jane! Alles wird gut, hörst du? Wir fliegen jetzt zurück. Alles wird wieder gut, ich verspreche es!"

Flüsterte ich ihr zu, doch sie sah mich kein einziges Mal an. Ich hob sie hoch und ging zu den anderen, die schon auf uns warteten. Wir mussten uns beeilen, die bis der Helikopter zu uns ankam, konnten noch Stunden vergehen. 
Weiterhin mit Jane in meinen Armen, gingen wir zurück Richtung Lager. Seit dem Labor, ist uns nichts mehr dazwischen gekommen und ich hoffte, dass es so bleiben würde. Einerseits konnte ich nicht so schnell reagieren wie üblich und andererseits, musste ich meine Kollegin beschützen. Ich hatte ihr es versprochen und wer mich kannte - Ich halte immer meine Versprechen.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis endlich das Rettungsteam auftauchte und uns mitnahm. Etwas ungern, gab ich Jane einem Kollegen weiter, der sich um sie kümmerte, während wir zurück flogen. Ich starrte aus dem Fenster und hoffte ständig, dass, egal was ihr gespritzt wurde, keine Auswirkung auf ihre Gesundheit haben wird. Nicht das sie mitten im Flug zu einer BOW wird. Mir lief es kalt den Rücken hinunter bei diesem Gedanken. 
Niemand sprach ein Wort. Ab und zu kam ein Kommentar von dem Piloten, dass wir nicht mehr lange dauern wird. 
Sekunden fühlten sich wie Stunden an und ich dachte, wir würden nie ankommen, bis die Kommandozentrale die Landeerlaubnis erteilte und ich das Basislager unter uns sah. Endlich.

Wir hatten kaum den Boden unter unseren Füßen wieder, tauchten mehr als zehn Ärzte und Sanitäter auf, um Jane auf die Krankenstation zu bringen. Begleitet wurden die von ein paar Soldaten, die mit allen möglich Waffen bewaffnet waren. Ich runzelte kurz die Stirn und schrie ihnen nach, sie sollen doch nicht so grob mit ihr umgehen. 
Chris verließ das Team um in seinem Büro Papiere auszufüllen wegen der Mission in Afrika und Jane. Finn und Marco waren auch nicht mehr hinter mir und so stand ich alleine mit dem Piloten da, der sich gerade eine anzündete. Kopfschüttelnd ließ ich ihn hinter mir und suchte mein Zimmer auf.

Nach einer ausgiebigen und langer Dusche, saß ich in frischen Klamotten im Pausenraum, suchte ständig nach meinen Captain oder Jane, doch es fehlte von beiden jegliche Spur. Zum Abendessen setzte ich mich zu ein paar alten Kollegen, mit denen ich die Ausbildung gemacht hatte, doch als ich sie fragte, ob sie etwas erfahren hatte, waren alle stumm und schüttelten den Kopf. Ich hatte ein ungutes Gefühl, was die ganze Sache anging und ging in Richtung des Büros vom Captain.
Er hatte gerade ein ziemlich heftiges Gespräch mit einer unserer Ärzten und als sie mich beide sahen, verließ sie ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Raum.

"Wo ist Jane? Kann ich zu ihr?"

Er schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen. Seine Akten und Papieren schienen ihm gerade wichtiger zu sein, als der Zustand eines Soldaten aus seinem Team.

"Captain, ist ihr etwas geschehen? Sie können mir doch vertrauen!"

"Piers! Ich darf dir keine Auskunft geben, verstanden? Es geht ihr so halbwegs gut und das ist alles was Sie wissen dürfen! Und nun, wenn ich hier weiter arbeiten dürfte?"

Ich knallte die Türe hinter mir zu und lief Richtung Krankenstation, bis ich von Barry aufgehalten wurde. Er wurde von Claire - Die Schwester von Chris - hierher geschickt um sich Jane anzusehen. Mit einem flehen, er solle ihr bitte helfen ohne ihr Angst zu machen, verließ ich ihn um in mein Zimmer zu gehen. Die ganze Nacht lang blieb ich schlaflos. Einmal nach rechts gedreht, ein paar Minuten später wieder nach links. Ständig hatte ich den Gedanken, dass sie vielleicht gar nicht mehr hier sein könnte. Wer weiß, vielleicht war der Virus noch nicht so stark und hatte ein paar Stunden gebraucht um auszubrechen? Vielleicht war etwas anderes mit ihr geschehen und warum,warum zur Hölle wollte mir niemand Bescheid geben? 
Ich stand auf um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen, bis ich es an der Tür klopfte.

"Piers, ich hab nicht viel Zeit, aber Sie sollten doch wissen, was genau mit Jane passiert ist."

Chris stand vor mir, mit ein paar Mappen mit Akten in der Hand und hatte einen besorgten Blick, der mir selbst gerade Sorgen machte und meine Hoffnungen sterben ließ. 


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