4. Kapitel

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Als ich auf die Uhr sah, war es fast schon zehn und länger warten konnte ich nicht. Wer war das gestern Abend und was war hier überhaupt los? Dieses waren nur wenige meiner Fragen, die mir im Kopf herum geisterten und es brannte mir förmlich unter den Nägeln.

Ich ging in die Küche. Meine Mutter, Evelyn, saß, wie gestern, an dem Küchentisch und hielt in der Hand eine Tasse dampfenden Kaffee. Sie sah nicht auf, als ich herein kam sondern sah abwesend aus dem Fenster. „Mom?“ sprach ich sie an und sie drehte kurz den Kopf zu mir „Ach Liebes. Schon wach?“  gequält lächelte sie, was aber eher einer Grimasse glich.

Schon? Es war eigentlich viel zu spät für mich, da ich ein totaler Frühaufsteher war. „Ehm ja...“ ich schnappte mir eine Tasse aus dem Holzschrank und bereitete mir ebenfalls eine Tasse Kaffee zu.

„Mom..was ist hier eigentlich los?“ fragte ich schließlich, als nur das brummen der Kaffeemaschine zu hören war. Sie sah mich an „Wieso? Was soll los sein Liebes? Ich versteht nicht…“ Ich rieb mir übers Gesicht „Ich weiß von dem Brief.“ Die Kaffeemaschine verstummte und es war totenstill in der kleinen Küche. „Brief?“ brachte meine Mutter nach einiger Zeit zu Wort. „Ja Brief.“ Ich nahm meine Tasse und hielt sie, nachdem ich einige Löffel Zucker rein getan hatte, an meine Lippen um zu pusten, über den Rand der Tasse sah ich sie an.  Doch sie schwieg und sah auf in ihre Kaffeetasse „Mim..es..es ist nur das beste für dich“ Ich schüttelte den Kopf „Nein ist es nicht. Ich werde in dieser Akademie nur wieder gemobbt werden wie ich es auch in meiner Schule wurde. Ich will das nicht nochmal.“ Sie seufzte „Das wird bestimmt nicht wieder passieren…Du bist ein nettes Mädchen und findest bestimmt viele neue gute Freunde.“ Ha! Ich nippte an meinem Kaffee. „Sie werden mich wieder ausgrenzen, weil ich…ich weiß nicht. Weil ich einfach niemals dazu gehören werden.“ „Du versteht das nicht..“ Ich nickte zustimmend „Ja ich verstehe das wirklich nicht. Wieso willst du mich dort hin schicken? Was soll das bezwecken und warum kommt das jetzt so plötzlich? Hat es was mit der gestrigen Begegnung zu tun? Wer war das?“  Dieses sprudelte alles so aus mir heraus. Meine Mutter sah mich groß an und sie wurde blass, wie die Wand. „Woher…?“ „Ich habe euch gestern Nacht gesehen und gehört was ihr gesagt habt.“ Ich sah sie weiter an.

Sie stellte die Tasse ab „Es gibt Dinge die kann ich dir nicht sagen. Noch nicht. Aber die Zeit wird knapp und es ist wichtig, das du auf diese Akademie wechselst.“ „Aber warum? Was wird knapp?“ Meine Mutter erhob sich „Hast du dich denn nie gefragt warum…“ sie brach ab „Warum was?“  harkte ich nach „In der Akademie werden sie es dir erklären“  Ich stellte meine Tasse etwas lauter ab, als ich es beabsichtigt hatte. „Ich will da aber nicht hin!“ Widersprach ich, auch wenn es kindisch war und ich mich anhörte wie ein bockiges Kind. „Ich habe dich bereits angemeldet und von deiner alten Schule abgemeldet. Du wirst da hin gehen.“

Somit war es entschieden. Ich würde dort hin gehen und ich wusste das jeder Widerspruch nichts mehr nützen würde. Wütend, entsetzt und resigniert funkelte ich meine Mutter an.
Nächste Woche hieß es also: Hello zu neuen Tussen, Machos, Nerds und Lehrern.

Die verschwundene Erbin (Slow Update)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt