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Nach dem ich dann am Samstag Abend meine restlichen Sachen, außer Waschzeug in meine Koffer geräumt hatte, war es dann so weit. Die letzte Nacht in meinem Bett. Ich war noch lange am Handy, da ich nicht schlafen konnte und mir Laura noch die ganze Zeit geschrieben hat. Sie schickte mir ein Video mit allen Bildern aus den letzten Jahren, wo wir uns kannten. Ich fing wieder mal an zu heulen, es reichte ja schon, dass ich nicht damit klar kam, Chris jetzt erst mal nicht zu sehen und Laura, aber jetzt auch noch das alles zu sehen, was wir in den letzten Jahren zusammen erlebten war echt der Höhepunkt meiner Verzweiflung. Auch wenn es für mich fest stand, dass ich nicht lange dort bleiben werde, fühlte es sich noch mal so an, als würde ich es nicht schaffen und müsste zumindest bis zu meinem Abi für immer dort bleiben.

Nach einer ziemlich langen, schlaflosen Nacht musste ich dann auch noch mitten in der Nacht aufstehen. Um 3:00 Uhr ich hatte keine 2 Stunden geschlafen. Ich wusch mir meine Haare, schminkte mich, schließlich wollte ich nicht hin kommen und alle rennen direkt weg, weil ich aussehe wie ein Monster und zog mich an. Eigentlich wollte ich eine Jogginghose anziehen, aber nein, das durfte ich nicht. Ich musste mich also in eine normale Jeans quälen und in der auch noch 6 Stunden Autofahren. Für mich war der Tag eh schon gelaufen. Dann ging es auch schon endgültig los, nur noch Koffer ins Auto stellen. Als ich meine Sachen zum Auto trug, kam plötzlich Laura und Chris. Sie wollten mich noch mal sehen und mir tschüss sagen, da ich ja auch die letzten 2 Tage keinen mehr sehen durfte. Laura fing direkt an zu heulen, als sie mich sah und hätte mich am liebsten an sich gekettet, auch Chris ist es nicht leicht gefallen mich gehen zu lassen. Als dann meine Eltern kamen musste ich dann wirklich los. Auf in meine Hölle. Mich hat es echt gefreut, die beiden noch mal zu sehen,vor allem auch um 5.00 Uhr morgens, allerdings ist es mir dadurch auch noch mal ziemlich schwer gemacht worden nicht einfach abzuhauen.

Jetzt saß ich aber im Auto und wir waren schon auf der Autobahn. Ich hatte meine Kopfhörer in den Ohren und hörte natürlich das neue Album von 5 Seconds of Summer, dabei schaute ich aus dem Fenster, wie die Sonne aufging und ich noch mal alle umliegenden Käffer sehen konnte. Da werde ich einfach raus gerissen, aus meiner Umgebung in der ich 16 Jahre lang gelebt habe und ich aufgewachsen bin. Das Leben ist echt unfair!

Ich schloss die Augen und schlief noch ein bisschen. Als ich wach wurde, waren wir schon fast in Hamburg, also nur noch ca. 1 1/2 bis 2 Stunden Autobahn und dann noch 1 Stunde Landstraße. Mit meinen Eltern redete ich immer noch kein Wort, warum auch. Schließlich schickten die mich gerade in meine persönliche Hölle. Für nichts. Und meine Schwester freut sich jetzt, dass sie endlich alleine ist und es keine Probleme mehr gibt. Das Schlimme daran ist jetzt noch, dass sie fast 18 ist und theoretisch auch ausziehen könnte um mich nicht mehr zu ertragen. Aber nein, sie bleibt schön bei Mami und Papi wohnen und ich werde abgeschoben. Ich verspürte schon wieder so einen Hass auf Alle in mir, dass ich am liebsten los schreien könnte. 

Ich reagierte mich wie immer mit meiner Musik wieder ab, das ist das einzige was ich habe, was immer bei mir ist. Ich hatte auch echt Glück, dass ich meine Gitarre mit nehmen durfte, wenn nicht, hätten sie mir das was mir wichtig ist auch noch genommen. Auch wenn ich eh nicht lange dort bleiben werde. Die letzten Stunden schaute ich nur noch aus dem Fenster. Es war Frühling und natürlich regnete es ab Hamburg nur. Immer mehr Gründe für mich nicht hier zu bleiben. Kurz nach Hamburg machten wir eine Pause zum Frühstücken. Meine Mutter hat extra Zuhause noch Brötchen gemacht, ach wie nett von ihr, das macht das alles aber immer noch nicht leichter. 

Nach der Pause war es auch schon gar nicht mehr lang, zumindest die Autobahnfahrt, dann nur noch 1 Stunde Landstraße. Und auch die ging ziemlich schnell vorbei und  wir kamen an dem Internat an. 

Von Außen sah es ja gar nicht mal so schlecht aus und die Schule war direkt neben an. Mein Vater parkte auf den Parkplätzen vor dem Eingang und dann kam auch aus dem Eingang eine Frau. Sie hatte lange blonde Haare, war noch nicht so alt, vielleicht so um die 30 und begrüßte uns sehr freundlich. Meine Haltung war trotz des guten Eindrucks sehr kritisch und ich gab ihr genervt die Hand. "Also du musst dann wohl die Franziska sein, oder?" "Ja bin ich, aber nennen sie mich bitte Franzi, ich mag es nicht wenn ich Franziska genannt werde." Darauf reagierte die Frau aber sehr freundlich. "ich bin Frau Schmitt, wenn du etwas brauchst, Fragen hast oder dir etwas auf dem herzen liegt, kannst du gerne jeder Zeit zu mir kommen. Ich zeige dir gleich mal unser Internat und auch mein Zimmer." 

Ich nahm erst einmal meine Koffer und meine anderen Sachen aus dem Auto und folgte Frau Schmitt und meinen Eltern, die wollten sich ja auch angucken, dass ich wirklich ankomme. Frau Schmitt führte uns durch das große Haus. "Also hier unten ist der Eingangsbereich. Wir gehen mal die Treppe hoch, dort kommen wir dann in den Mädchen Flur und den Jungs Flur. Rechts sind die Mädchen und hier links sind die Jungs. Heute sind noch nicht so viele da, da viele Kinder am Wochenende zu ihren Eltern nach Hause fahren. Du bist mit noch 2 Mädchen auf einem Zimmer." Na super... diese tolle Frau hat mir gerade meine Laune noch mehr vermiest, als sie eh schon war. Auch noch mit 2 Weibern, klasse, wenn das so Bitches sind wie die aus meiner Klasse raste ich aus. "Sie heißen Emma und Nele.", führte die Sie weiter. "Dann kommen wir auch schon in dein Zimmer, dort kannst du erst mal deine Taschen abstellen." "Ich habe auch noch etwas unten im Auto", unterbrach ich sie kurz. "Das kannst du alles noch holen, aber erst mal möchte ich dir gerne das weitere Internat zeigen." Wir gingen den Gang weiter, dort kommt eine Tür, hinter ihr ist ein Flur, auf den auch eine Tür vom Jungsgang führt. es ist alles ziemlich offen, wie eine Art Balkon nur drinnen und es führte eine Treppe runter in den Hauptaufhalteraum für alle Internatbewohner. "Hier ist eine Bar, an ihr gibt es auch das Essen. Morgens Frühstück, mittags dann etwas gekochtes und abends Brot. Wir haben noch eine Bücherecke hier kannst du auch Hausaufgaben machen und wir haben einen Tischkicker und einen Billiardtisch. Die Schule zeigen dir morgen dann deine Mitschüler und der Schulleiter. Außerdem gehst du auch in eine Klasse mit deinen Mitbewohnern, die sagen dir dann auch noch alles wichtige." 

"Siehst du, ist doch ganz schön hier, jetzt hab mal bessere Laune.", mischte sich meine Mutter mit ein. Die hat doch keine Ahnung, von wegen hab mal bessere Laune! Fast 600 Kilometer entfernt habe ich meine Freunde, meinen Freund und meine beste Freundin!!! "Ja, und das war es auch schon. Du kannst noch deine restlichen Sachen holen und nach oben bringen. Gegen Nachmittag kommen auch deine Mitbewohner wieder und um 14 Uhr gibt es Mittagessen.", beendete Frau Schmitt die Führung. Ich ging mit meinen Eltern wieder zum Auto und holte noch meine restlichen Sachen, auch meine Gitarre. Frau Schmitt stand noch im Eingang, als sie meine Gitarre sah. "Das ist aber schön, dass du Gitarre spielst, wir haben auch in der Schule eine Schulband und einen Proberaum, den wirst du morgen dann auch sehen.", sagte mir Frau Schmitt. Sie wusste ja auch nichts davon, dass ich gar nicht lange hier bleiben werde. 



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