„Das ist wirklich kein Scherz?"
Noch immer ein wenig fassungslos lag ich auf der Matratze im Black Room, den Kopf auf Nialls Brust gebettet und den Körper ganz nahe an seinen geschmiegt. Ich spürte das schnelle Klopfen seines Herzens und vernahm seine Worte, deren Ernsthaftigkeit ich nun nicht mehr anzweifelte.
„Nein, Sienna, es ist kein Scherz. Man scherzt nicht über Gott, oder die Berufe, die damit in Zusammenhang stehen. Das würde ich mir nie erlauben."
Zugegeben, im ersten Moment war es ein Schock, doch dann kam das Teufelchen in mir hervor. Es war ungemein reizvoll, mit einem angehenden, noch dazu katholischen Priester schlafen zu dürfen. Abgesehen davon machte er diese Sache ausgesprochen gut, weswegen ich niemals vermutet hätte, dass er solch einen Beruf ausübte.
„Sag mal, sündigst du eigentlich nicht, wenn du dich hier mit mir triffst?", erkundigte ich mich mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht.
Gut, dass er es nicht sehen konnte.
„Ja, das tue ich, aber nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst."
Seine Antwort regte mich zum Nachdenken an.
„Wie meinst du das denn? Klär mich auf", forderte ich ohne Umschweife.
Nialls linker Arm hielt mich fest umschlungen, doch nun lockerte er den Griff etwas, bevor er zu sprechen begann. „Also da gibt es einerseits den Zölibat. Du weißt doch, was das ist, oder?"
Natürlich wusste ich das, denn ich gehörte selbst dem katholischen Glauben an. Es bedeutete, dass die Priester nicht heiraten durften.
„Ja, ich weiß, um was es dabei geht", erwiderte ich und spürte, wie seine Finger Kreise auf meinen Oberschenkel malten, was unverzüglich dieses überwältigende Kribbeln in mir aufweckte.
„Gut, ich habe die Priesterweihe noch vor mir und somit den Zölibat, also das Keuschheitsgelübde, noch nicht abgelegt, denn ich bin noch kein richtiger Priester, sondern ein angehender."
„Quasi in Ausbildung", meinte ich, worauf Niall sagte: „Ja, so ist es. Und deswegen kann ich auch nicht gegen den Zölibat verstoßen. Aber..." Er holte tief Luft, bevor er weitersprach. „Der Papst hat prinzipiell etwas gegen den Beischlaf vor der Ehe, woran sich aber in unserer Zeit wohl kaum einer hält."
Seine Finger stoppten in ihrer Bewegung, als er den nächsten Satz aussprach, der mich in Erstaunen versetzte. „Auch die Priester nicht."
Jetzt war ich wirklich baff.
„Willst du damit sagen, dass deine Kollegen etwa auch den Black Room im Swinger Club aufsuchen?", fragte ich mit klopfendem Herzen.
„Nein, ich glaube, auf diese Idee ist noch keiner gekommen. Verdienen tut man als richtiger Priester auf jeden Fall genug, um sich das leisten zu können. Bei uns Angehenden sieht das schon anders aus."
Die Dinge begannen richtig interessant zu werden, vor allem, als Niall sagte: „Du fragst dich jetzt sicher, woher ich das Geld habe."
„Das tue ich allerdings", lautete meine ehrliche Antwort.
„Ich will es dir verraten, Sienna, denn es ist kein Geheimnis und auch nicht illegal. Ich habe ein bisschen was von meinem Patenonkel geerbt. Er war alt und hatte keine Nachkommen, als er starb. Also ging sein Haus und das Geld an mich."
„Uh, dann bist du also ein richtig gute Partie?", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. Ich hoffte, dass er meinen Spaß verstand.
„Na, ja, sagen wir es mal so. Ich bin kein Millionär und das Geld reicht gerade so aus, um das Haus auf Dauer zu bewirtschaften, ohne das es zur Bruchbude wird. Aber wenn ich erstmal in Amt und Würden bin, verdiene ich genug, um es ganz locker unterhalten zu können."
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Black Room
FanfictionDunkel, aufregend und geheimnisvoll. - Sienna, jung und lebenslustig, entschließt sich, die Vorzüge eines sogenannten „Black Room" zu nutzen, in welchem man absolut nichts sieht. Dort trifft sie auf Niall, der ihr Leben binnen weniger Wochen komplet...