Sienna
Es war viertel vor elf, als Gwenny und ich endlich in meiner Wohnung eintrafen. Obwohl ich hundemüde war, konnte ich nicht schlafen. Stattdessen setzte ich mich mit meinem Laptop ins Wohnzimmer und suchte die Adresse des Polizeireviers in Hackney heraus. Gleich Morgen wollte ich dort vorbeischauen, um vielleicht einen Hinweis bezüglich Nialls Verschwinden zu erhalten.
„Soll ich morgen mitkommen?", bot Gwenny an.
„Ich weiß nicht. Vielleicht ist es besser, wenn ich alleine hingehe, verstehst du?", antwortete ich zögernd. „Immerhin ist das eine Sache zwischen Niall und mir und ich denke einfach, je mehr Leute dort aufkreuzen, umso weniger sind die Beamten geneigt, mir Auskünfte zu erteilen."
„Damit könntest du allerdings Recht haben. Aber vielleicht kann ich dich trotzdem begleiten und in einem Café in der Nähe auf dich warten", meinte Gwenny.
Lächelnd erwiderte ich: „Ja, das klingt gut. So machen wir es."
Anschließend umarmte ich sie fest. „Du bist einfach die Beste, weißt du das?", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich täte."
„Unsinn. Ohne mich würdest du nicht in dieser Situation stecken, Sienna. Schließlich stammte der Vorschlag, den Black Room aufzusuchen von mir. Und ehrlich gesagt fühle ich mich ziemlich schuldig an der ganzen Sache", gestand meine beste Freundin kleinlaut.
„Das ist totaler Blödsinn!", entgegnete ich heftig. „Ich bin erwachsen, ich hätte wissen müssen, dass Kondome reißen oder platzen können, und mir war der Umstand bekannt, dass ich keine Pille nehme. Niall hingegen wusste das nicht. Er wird..., er wird bestimmt mächtig sauer auf mich sein, sollte er es jemals erfahren."
Verzweiflung stieg in mir auf, als ich die nächsten Worte aussprach: „Vorausgesetzt ich finde ihn irgendwann in diesem Leben."
Gwennys herzliche Umarmung spendete ein wenig Trost in diesem traurigen Moment. Hoffentlich würde ich morgen, auf dem Polizeirevier, etwas über Niall erfahren.
Seufzend löste ich mich wieder von Gwenny, deren blaue Augen ein wenig müde wirkten. Kein Wunder, denn auch sie hatte ihren Kummer noch lange nicht überwunden. Wie egoistisch war ich eigentlich, dass ich mich die ganze Zeit nur um mich selbst kümmerte? Das sollte sich schleunigst ändern.
„Hast du noch was von Tony gehört?", fragte ich und schaute Gwenny aufmerksam in die Augen.
„Er müllt mich täglich mit E-Mails zu, die ich gekonnt ignoriere", erwiderte meine Freundin.
„Du hast nicht eine Einzige davon gelesen?"
„Doch, aber ich antworte ihm nicht darauf. Zudem steht immer das Gleiche drin. Wie sehr es ihm leidtut und, dass ich ihm doch verzeihen soll, weil er mich über alles liebt."
Kopfschüttelnd ging ich in die Küche, um noch etwas Saft aus dem Kühlschrank zu holen.
„Was denkt er sich denn dabei? Das hätte er sich früher überlegen sollen", empörte ich mich über Tonys Verhalten.
„Dieser Ansicht bin ich auch", kam es prompt von Gwenny, die mir in die Küche gefolgt war du nun im Türrahmen stand.
Lächelnd betrachtete ich ihre gute Figur. In dieser Hinsicht standen wir uns in nichts nach, doch bald würde ich außer Konkurrenz laufen, was das betraf. Ich wartete förmlich darauf, dass die Kilos bald explodierten, denn das Baby wuchs nun täglich heran. Heute begann die achte Schwangerschaftswoche und als wir wenige Minuten später gemeinsam auf dem Sofa saßen, lag die Broschüre meiner Frauenärztin auf meinem Schoß, in welcher ich nun aufmerksam las.
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Black Room
FanfictionDunkel, aufregend und geheimnisvoll. - Sienna, jung und lebenslustig, entschließt sich, die Vorzüge eines sogenannten „Black Room" zu nutzen, in welchem man absolut nichts sieht. Dort trifft sie auf Niall, der ihr Leben binnen weniger Wochen komplet...