29. Torn

4.8K 441 328
                                    

Sienna


„Du..., du bist schwanger?"

Der ungläubige, teils überraschte Ausdruck seiner blauen Augen verunsicherte mich total.

„Es tut mir leid", wisperte ich und senkte meinen Kopf nach unten.

Langsam schloss ich meine Augenlider, als ich sein heftiges Atmen vernahm. „Sienna..., wie ist das passiert?", fragte er leise.

„Ich..., ich vertrage die Pille nicht. Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, dann wären wir noch vorsichtiger gewesen", stammelte ich verzweifelt.

Behutsam umfassten seine Finger meine rechte Hand.

„Wir waren vorsichtig, Sienna. Aber scheinbar nicht vorsichtig genug..., und warum verträgst du die Pille nicht?"

Immerhin traf mich noch kein einziger Vorwurf seinerseits, was ich ihm hoch anrechnete.

„Ich bekomme hohen Blutdruck davon, deswegen kann ich sie nicht nehmen. Wir haben alle möglichen Sorten ausprobiert", erklärte ich noch immer unter Tränen.

Wenn er doch nur etwas dazu sagen würde. Meinetwegen auch, dass er enttäuscht von mir war, oder sich der Aufgabe als Vater nicht gewachsen sah; dass er seinen Beruf nicht für eine Familie aufgeben würde, oder dass er mich nicht wirklich liebte. Ich konnte mit allem leben, aber nicht mit seinem Schweigen.

Die Stille im Raum wirkte bedrückend, man hätte das Fallen einer Stecknadel ohne Probleme hören können, was mich von Sekunde zu Sekunde nervöser werden ließ. Als ich meinen Kopf wieder anhob, stand Niall direkt vor mir. Uns trennten nur wenige Zentimeter und dies ermöglichte es ihm, den Reißverschluss meiner Jacke ohne Probleme zu öffnen.

Mit klopfendem Herzen hielt ich den Atem an, als er das Kleidungsstück achtlos von meinem Körper streifte. Die Strickjacke, die ich offen trug, gab den Blick auf mein Shirt frei, welches nur bis knapp zu den Hüften reichte. Wenn man ganz genau hinsah, bemerkte man, dass mein Bauch nicht mehr komplett flach wirkte, wie einst.

Niall würde dies ertasten können, sobald er mich berührte, denn er kannte jede Stelle meines Körpers in- und auswendig. Erstaunt registrierte ich das Zittern seiner Hand, als er diese ganz sachte auf meinen Bauch legte, um dann zögerlich eine Frage zu stellen, die mich völlig außer Fassung brachte.

„Geht..., geht es unserem Baby gut?"

Ich hatte mit allem, gerechnet, jedoch nicht, dass er dies so ohne weiteres hinnahm und die Vaterschaft nicht in Frage stellte.

„Ja, es geht ihm gut", antwortete ich noch immer ein wenig perplex.

Er seufzte erleichtert und flüsterte: „Gott sei Dank."

„Du..., du glaubst mir also, dass es dein Kind ist?", erkundigte ich mich verblüfft.

In diesem Moment nahm Niall seine Hand von meinem Bauch, drehte sich um und ging zum Fenster. Ich konnte sehen, wie er die Hände auf der Fensterbank abstützte, als er leise zu reden begann.

„Warum sollte ich dir nicht glauben, Sienna? Du hättest keinen Vorteil, den du ausschöpfen könntest. Ich kann dir nichts bieten, außer einem Leben auf der Flucht."

Seine Stimme klang melancholisch, fast deprimiert, was mich sehr traurig machte. Langsam ging ich in seine Richtung, bis wir uns so nahe waren, dass unsere Körper sich fast berührten.

„Wie wäre es mit deiner Liebe?", flüsterte ich leise, unter Tränen. „Das ist alles, was ich von dir will. Nicht mehr und nicht weniger."

Als Niall sich zu mir drehte, sah ich Tränen in seinen Augen glitzern. Er schluckte schwer, bevor er sich zu einer Antwort durchrang.

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt