24. Second effort

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Sienna

Es war der erste Montag seit vierzehn Tagen, an dem ich wieder zur Arbeit erschien. Mein Boss, sowie meine Kollegen hatten nicht die geringste Ahnung, dass ich mich in der achten Schwangerschaftswoche befand. Den Rat meiner Frauenärztin befolgend, wollte ich mit dieser wichtigen Ankündigung bis zum Ende der zwölften Woche warten und somit blieb mein Zustand auch weiterhin ein Geheimnis.

Demnach ließ ich die Begrüßung meines Chefs „Du siehst noch immer krank aus, Sienna", unbeantwortet und auch die Besorgnis meiner Kollegen prallte an mir ab, wie ein Gummiball.

Der stressige Arbeitstag nach dieser für mich sehr langen Zeit strengte mich dermaßen an, dass ich am Abend auf dem Sofa vor dem Fernseher einschlief. Da Gwenny und ich beschlossen hatten, unsere Mädels Wohngemeinschaft aufzulösen, damit jede von uns wieder einem halbwegs geregelten Leben nachgehen konnte, befand ich mich nun alleine in meinen eigenen vier Wänden.

Wie viel hatte sich seit Jahresbeginn doch verändert, für Gwenny und für mich. Noch vor einem Monat schwebte meine beste Freundin auf Wolke Nummer sieben, schmiedete Pläne für ihre Traumhochzeit und war dabei, sich einen neuen Job in Schottland zu suchen. Jetzt saß sie alleine zuhause und fristete dem Single Dasein, genau wie ich. Nur mit dem Unterschied, dass mein Leben durch eine ungewollte Schwangerschaft und der Suche nach dem Vater des Kindes bestimmt wurde.

Das Foto, welches ich von Niall im Krankenhaus geschossen hatte, war meine einzige Rettung, wenn ich heulend auf der Couch saß. Immer wieder blickte ich darauf und konnte mich nicht satt sehen. Obwohl ein großes Pflaster auf seiner Stirn klebte und er seine wunderschönen blauen Augen geschlossen hielt, gab es nichts, was ihn entstellen konnte. Er war wunderschön.

Jeden Morgen, wenn ich aufstand und jeden Abend, bevor ich einschlief, schaute ich mir sein Bild an. Dabei stellte ich mir vor, wie es sich wohl anfühlte, wenn er seine Hände auf meinen Baby Bauch legen würde. Und genau in solchen Augenblicken gab es nichts, was ich mir mehr wünschte, als diese Schwangerschaft gemeinsam mit ihm erleben und durchstehen zu können.

Doch Niall war nicht hier, vermutlich wohnte er schon nicht mehr in der Nähe und die Aussichten, ihn vielleicht per Zufall zu treffen, minimierten sich mit jedem Tag mehr. Obwohl ich eher nicht an Dinge wie Schicksal glaubte, konnte ich mir die Vorstellung, ihm eines Tages auf der Straße zu begegnen, nicht so ganz verkneifen.

Mein Ziel blieb jedoch, ihn ausfindig zu machen, bevor das Baby geboren wurde, denn danach konnte ich mich nicht mehr so einfach aus dem Staub machen, um auf die Suche zu gehen. Das Baby würde meine ganze Aufmerksamkeit benötigen. Noch hatte ich keine Ahnung, wie ich Kind und Job zukünftig vereinen sollte, aber auch hierfür musste sich über kurz oder lang eine Lösung finden.

Sofern ich nicht gerade schlief, standen meine Gedanken niemals still und dies strengte mich unwahrscheinlich an. Ich verlor vier verdammte Tage, in denen ich nicht nach Niall suchte, weil ich mich viel zu schwach und ausgelaugt fühlte, wenn ich nach der Arbeit zuhause eintraf.

Doch am Freitag raffte ich mich endlich dazu auf, den Feierabend bereits nach der Mittagspause einzuläuten, um das Polizei Headquarter in London aufzusuchen. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich jemals daran gedacht, dort vorsprechen zu müssen. Berührungen mit der Polizei hatte es bislang in meinem Leben noch nie gegeben, da ich mir nichts hatte zuschulden kommen lassen.

Die Frage, wie ich nun vorgehen sollte, stellte sich automatisch, als ich das große, beeindruckende Gebäude betrat. Im ersten Moment fühlte ich mich ein wenig verloren, da es unzählige Türen, Gänge und Schilder gab, welche meinen Kopf ganz durcheinander brachten.

Für einige Sekunden schloss ich meine Augen, atmete tief durch und begann dann, die große Hinweistafel am Eingang zu studieren. Dabei entdeckte ich eine Abteilung mit der Bezeichnung „Kriminalkommissariat", welche wohl am ehesten dafür in Frage kam, mein Anliegen vorzutragen. Das Stockwerk sowie die Raumnummer waren dahinter vermerkt, was die Suche ziemlich vereinfachte.

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt