25. Shadow

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Sienna

Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug. Samstags traf ich mich mit Gwenny zum Shoppen, wobei ich zum ersten Mal Baby Bekleidung anschaute. Die winzigen Strampler faszinierten mich ungemein, ebenso die kleinen Söckchen und Mützchen. Da ich noch nicht wusste, welches Geschlecht das Baby haben würde, konnte ich mich auch nicht auf eine Farbe festlegen, was die Kleidung betraf. Doch nur alleine das Anschauen machte Spaß.

„Sieh nur, wie winzig der ist!", rief ich entzückt, als ich einen hellblauen Strampler in die Höhe hielt, um diesen Gwenny zu präsentieren.

Meine beste Freundin schmunzelte breit.

„Du solltest dein Gesicht sehen, Sienna. Es ist so anders, so weich und mütterlich. Das bin ich gar nicht von dir gewöhnt, aber ich finde es toll", ließ sich mich wissen.

„Findest du wirklich?" Leicht verwirrt blickte ich zu Gwenny, die ihr hellblondes Haar heute zu einem Zopf geflochten trug, was ihr erstaunlich gut stand.

Wir beide gingen gerade neue Wege, was unser äußeres Erscheinungsbild betraf, wobei sich diese Tatsache in meinem Fall eher zwangsläufig gestaltete. Heute kaufte ich zum ersten Mal weite Shirts, Blusen und zwei Hosen, die sich unendlich dehnten. Bald durfte ich meiner guten Figur ade sagen.

Gwenny hingegen erstand ein neues Parfum, da ihr altes ein Geschenk von Tony war und sie verständlicherweise nicht mehr an ihn erinnert werden wollte. Zum Abschluss unseres erfolgreichen Shopping Trips kehrten wir in einem gemütlichen Café ein und verdrückten Erdbeertorte mit Schlagsahne.

Während ich den Kuchen genüsslich in mich hineinschaufelte, kehrten meine Gedanken zu Rosie zurück. Ich durfte mit niemandem über diese Begegnung sprechen, dies hatte sie mir deutlich zu verstehen gegeben. Also musste ich auch Gwenny gegenüber schweigen, was sich als nicht gerade einfach herausstellte; vor allem nicht, als sie nachhakte, wie ich denn nun weiter vorzugehen gedachte.

„Ich glaube, ich werde erst Mal eine Pause einlegen und mich ausruhen", erklärte ich, ohne ihr in die Augen zu schauen. „Das Ganze ist nämlich ziemlich anstrengend für mich und ich möchte dem Baby nicht schaden, verstehst du?"

„Ja, natürlich. Ich habe mich sowieso schon gewundert, wie du das alles schaffst", erwiderte meine Freundin leicht besorgt.

„Es zehrt auf jeden Fall an meinen Nerven", entgegnete ich.

Diese Aussage traf hundert Prozent zu, denn seit ich mit Rosie gesprochen hatte, wurde ich von Tag zu Tag unruhiger. Ständig kontrollierte ich das Display meines Handys, aus Angst, ich könnte ihre Nachricht verpassen. Dabei wusste ich nicht einmal, ob Rosies Mitteilung positiv oder negativ ausfallen würde, was meine Ungeduld jedoch ins Unermessliche steigerte.

Ich hatte nicht leiseste Ahnung, in welcher Verbindung Rosie zum obersten Chef des Präsidiums stand. Denn nur über ihn würde ich Dinge in Erfahrung bringen können. Dies hatte Inspektor Woodsen von vorherein klar gemacht.

Vielleicht stand sie dem obersten Boss in irgendeiner Art und Weise nahe, zum Beispiel als Schwester, wer wusste das schon? In solch einem Fall stiegen meine Chancen, etwas über Niall in Erfahrung zu bringen, beträchtlich.

Meine Spekulationen brachten mich beinahe an den Rand des Wahnsinns und wenn ich nicht am Sonntag eine Einladung zum Mittagessen bei Seth und Harvey erhalten hätte, wäre ich vermutlich total durchgedreht. Die beiden lenkten mich erfolgreich ab, indem sie das Gespräch auf Kinderwagen und Babykleidung brachten. Seit dem gestrigen Tag konnte ich sehr gut mitreden, was diese Thematik anging.

„Ich habe so einen süßen Strampelanzug gesehen, aber ich kann leider noch nichts kaufen", sagte ich ein wenig schmollend.

„Warum denn nicht?", erkundigte sich Harvey sofort.

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt