15. Shrift

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„Bitte was?!" Gwenny starrte mich fassungslos an und als ich nickte, lehnte sie sich auf dem Sofa zurück.

„Bist du dir sicher, Sienna?"

„Ja, ich habe gerade, bevor du aufgetaucht bist, einen Test gemacht. Er ist eindeutig positiv."

Nach diesen Worten erhob ich mich, um ins Bad zu gehen, wo mir der Schwangerschaftstest auf der Ablage des Waschbeckens entgegenleuchtete. Eindeutiger ging es wirklich nicht. Dies musste auch Gwenny zugeben, der ich das Teil eine Minute später in die Hand drückte.

„Oh mein Gott! Und jetzt? Ich meine, du weißt, wer der Vater ist, oder?"

„Ja, Niall. Ich hatte mit keinem anderen Sex."

„Wenn es ja nicht so tragisch wäre, würde ich es für einen Witz halten. Du bist schwanger von einem angehenden katholischen Priester. Das kann echt nicht wahr sein."

Demonstrativ kreuzte ich die Arme vor meiner Brust und sagte: „Du hast vergessen zu erwähnen, dass er seit fast drei Wochen verschwunden ist und ich keine Ahnung habe, wie oder wo ich ihn suchen soll."

Ich wusste selbst nicht, woher ich in diesem Augenblick meine Gelassenheit nahm. Eigentlich hätte ich ein zitterndes Nervenbündel sein müssen, doch Gwennys Anwesenheit gab mir Mut und Zuversicht. Endlich konnte ich meine Sorgen mit jemandem teilen, und trotz dass sie selbst knietief im größten Schlammassel aller Zeiten steckte, versuchte sie mich zu trösten.

„Sienna, das findest du ganz sicher heraus. In solch einem Fall muss der Swinger Club doch die Daten herausrücken, oder nicht?"

Seufzend erwiderte ich: „Das werde ich gleich im Vertrag nachlesen, gut, dass du mich daran erinnert hast."

„Dafür sind beste Freundinnen da."

Wir umarmten uns kurz, bevor ich sagte: „Fühl dich wie zuhause und räum endlich deinen Koffer ins Schlafzimmer. Sonst denke ich, du gehst jeden Moment wieder weg."

„Das würde ich niemals tun."

Nachdem Gwenny sich einen bequemen Jogginganzug übergestreift hatte, nahm sie erneut ihren Platz auf dem Sofa ein. Inzwischen hatte ich zwei Tassen, sowie eine Kanne Tee auf dem Tisch platziert, aus welcher ich sogleich ausschenkte.

„Möchtest du etwas essen?", erkundigte ich mich bei meiner besten Freundin, worauf sie nickte.

„Aber ich kann mir selber was holen, Sienna, du musst mich nicht bedienen", ließ sie mich wissen.

Als ich mein Ok gab, verschwand Gwenny in der Küche. Ich hörte sie rumoren und rufen: „Was möchtest du denn?"

„Gar nichts!", rief ich zurück.

Gwenny streckte ihren Kopf durch die Tür. „Und warum nicht? Du musst etwas essen, das Baby braucht Nährstoffe!"

„Ich bin schwanger und ich muss jeden Morgen kotzen, sobald ich meinem Magen etwas Festes zuführe", klärte ich sie auf.

„Das ist ja echt übel."

„Ja, ist es."

Mit einem Sandwich, welches mit Schinken und Käse belegt war, betrat Gwenny wieder das Wohnzimmer.

„Sag mal, wie ist das eigentlich passiert?", wollte sie wissen und deutete auf meinen bis jetzt noch flachen Bauch.

„Du weißt ja, dass ich die Pille nicht vertrage", begann ich.

„Ja, du bekommst immer hohen Blutdruck davon."

„Genau und deswegen mussten Steve und Brandon auch Kondome nehmen. Im Swinger Club ist das sowieso üblich, wir haben immer welche benutzt, aber ich glaube... Also ich habe den Verdacht, dass bei unserem Treffen, als wir den Sekt geschenkt bekamen, etwas schief gelaufen ist. Ich meine, wir waren beide ziemlich angeheitert und irgendwie denke ich, dass das Kondom einen Riss gehabt haben könnte. Und wir haben es nicht bemerkt. Man sieht ja in der Dunkelheit nichts und nüchtern waren wir auch nicht mehr."

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt